Finanzen

US-Modeindustrie verliert deutlich gegenüber europäischen Marken

Die Amerikaner kaufen vermehrt „No Name“-Artikel und sorgen so für einen grundlegenden Wandel im Kaufverhalten. Davon profitieren wiederum die europäischen Unternehmen. Ehemals beliebte US-Trendmarken verlieren erheblich an Wert.
14.09.2015 17:02
Lesezeit: 1 min
US-Modeindustrie verliert deutlich gegenüber europäischen Marken
Die Abercrombie-Aktie hat deutlich verloren. (Grafik: ariva.de)

Harte Zeiten für Abercrombie, Gap oder J.Crew: Die vor allem bei Teenagern beliebten und mehr als erfolgsverwöhnten Labels sehen sich mit immer kleiner werdenden Absatzzahlen konfrontiert. Über Jahre hatten die Marken leichtes Spiel bei der amerikanischen Mittelschicht, die traditionell auf einfache und klassische Schnitte setzt. Besonders das Elch-Logo von Abercrombie prägte eine ganze Highschool-Generation und sorgte für lange Schlangen vor den Geschäften.

Doch Logos sind out, die Amerikaner kaufen preisbewusster und werden so den Europäern immer ähnlicher. Das gesparte Geld stecken sie lieber in Elektronik, was automatisch einen weiteren Nachteil für den Einzelhandel mit sich bringt, da das Shoppingerlebnis so zunehmend digitaler wird.

Gap will 700 und damit ein Viertel der Niederlassungen schließen. Vom Börsengang von J.Crew ist nichts mehr zu hören, nachdem dieser im vergangenen Jahr auf Grund schlechter Zahlen verschoben werden musste. Das Unternehmen sitzt auf einem Schuldenberg von 1,5 Mrd. Euro. Zulauf erhalten ausgerechnet Firmen aus Übersee.

Neben der japanischen Kette Uniqlo profitieren in erster Linie ZARA und H&M von dem Wandel. Die hiesigen Labels haben vor allem eines erkannt: die Kunden wollen Trends möglichst schnell umgesetzt sehen und greifen zwar nach günstigeren Waren, aber dafür öfter zu.

Gerade H&M und ZARA sind hier im Vorteil. Die Unternehmen haben ihre Zulieferer unter ständiger Kontrolle, da sie in der Regel sogar direkt zur Firma gehören. So kann jederzeit auf die Produktion eingewirkt und diese angepasst werden. Trends werden so innerhalb weniger Tage umgesetzt. Zudem hält ZARA die Kollektion bewusst klein und tauscht sie alle paar Wochen aus. Kollektionen, die dem Geschmack der Kunden weniger entsprechen, reißen so kein allzu großes Loch in die Bilanzen.

Dieses Konzept des schnelleren Umsetzens zu günstigeren Preisen beginnen nun zumindest J.Crew über einen Billigableger und Gap über die Tochter Old Navy zu kopieren. Derweil drängt mit der Kette Primark bereits ein weiterer ernst zu nehmender Konkurrent auf den amerikanischen Markt. Die Iren haben bereits in Europa den Markt überrollt und trotz Kritik an Produktionsbedingungen und Pricing selbst Erfolgsmodelle wie ZARA und H&M in ihre Schranken verwiesen.

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