Nach dem zuletzt deutlichen Kurseinbruch haben die europäischen Börsen am Mittwoch einen Erholungsversuch gestartet. Dax und EuroStoxx50 legten jeweils ein Prozent auf 9.661 und 3.108 Zähler zu. Enttäuschende Konjunkturdaten aus China stimmten die Anleger allerdings vorsichtig. Laut dem vorläufigen Caixin-Einkaufsmanagerindex hat sich der Abwärtstrend der chinesischen Industrie zuletzt verstärkt. Die Daten zeichneten ein unerwartet pessimistisches Bild der Lage, schrieb NordLB-Analyst Frederik Kunze in einem Kommentar. Die Furcht vor einer deutlichen Wachstumsdelle in China dürfte bei vielen Anleger zunehmen. Am Dienstag hatten der VW -Skandal um manipulierte Abgaswerte und globale Konjunkturängste den deutschen Leitindex um knapp vier Prozent abrutschen lassen. Der EuroStoxx50 war um 3,5 Prozent eingebrochen.
Die VW-Affäre blieb auch am Mittwoch Gesprächsthema. Am Morgen kam das Präsidium des Aufsichtsrats zu einer Krisensitzung zusammen. Vorstandschef Martin Winterkorn soll dem Gremium Rede und Antwort darüber stehen, wie es zu der Manipulation von Diesel-Abgaswerten in den USA kommen konnte. Noch ist offen, ob Winterkorn persönlich für das Fehlverhalten verantwortlich ist, das Milliarden an Kosten nach sich ziehen wird.. Die Aktien des Autobauers gingen nach ihrem 34-prozentigen Kurssturz seit Wochenbeginn zwar auf Erholungskurs. Börsianer bezweifelten jedoch, dass die Bewegung von Dauer sein würde. "Die Nachrichtenlage bleibt erst einmal schlecht", sagte ein Händler.
Einige Analysten sehen wegen des Manipulations-Skandals auf den gesamten Autosektor schwere Zeiten zukommen. Investoren dürften die Branche eine Weile lang meiden, weil sie fürchteten, dass weitere Autohersteller betroffen sein könnten, schrieben die Analysten der Societe Generale in einem Kommentar. Sie stuften den Autosektor herunter auf "Neutral" von "Overweight". Der europäische Branchenindex verlor am Morgen zeitweise 4,3 Prozent auf ein Elf-Monats-Tief von 448 Punkte. Am späten Vormittag notierte er 1,3 Prozent fester. Daimler und BMW legten jeweils 1,4 Prozent zu, nachdem sie seit Wochenbeginn jeweils mehr als acht und sieben Prozent an Wert eingebüßt hatten.
Konjunkturdaten aus der Euro-Zone stützten die europäischen Aktienmärkte etwas. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft fiel im September zwar um 0,4 auf 53,9 Punkte. Das Barometer hielt sich aber klar über der Marke von 50 Zählern, ab der es Wachstum signalisiert. "Die Euro-Zone blieb auf solidem Wachstumskurs", erklärte das Markit-Institut. Der Euro konnte von den Daten allerdings nicht profitieren und notierte mit 1,1103 Dollar unter seinem Schlussgeschäft des Vortages. Dies war der tiefste Stand seit knapp drei Wochen. Spekulationen auf eine Ausweitung des Anleihekaufprogramms der EZB belasten derzeit die Gemeinschaftswährung. Die EZB und die nationalen Zentralbanken haben im März mit den Käufen von Staatsbonds der Euro-Länder begonnen. Mit der Geldflut wollen sie der Wirtschaft unter die Arme greifen und die aus ihrer Sicht gefährlich niedrige Inflationsrate nach oben treiben. Das gesamte Programm soll bis mindestens September 2016 laufen und dann ein Volumen von 1,14 Billionen Euro haben.