Technologie

Ohne Tanken bis zum Mars: Student entwickelt sparsamsten Motor der Welt

Ein australischer Student hat einen Ionen-Antrieb entwickelt, der effizienter arbeitet als alle bisher genutzten Technologien. Durch den geringen Verbrauch soll der Motor schon bald zum Packesel der Raumfahrt werden: Mit dem richtigen Treibstoff kann eine Rakete mit nur einer Tankfüllung zum Mars und zurückliegen.
12.10.2015 11:16
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Mit einem vollgetankten, modernen Diesel-Auto kann man im Idealfall Deutschland einmal durchqueren. Für die Raumfahrt, in der Entfernungen oft in Lichtjahren gemessen werden müssen, sind andere Lösungen nötig. Das gilt auch für die Reise zum Mars, der im Durchschnitt 228 Millionen Kilometer von der Erde entfernt ist.

Deshalb kann die Raumfahrt nicht auf herkömmliche Verbrennungsmotoren setzen. Der australische Student Patrick Neumann hat für NASA & Co nun einen neuartigen Ionenmotor entwickelt, der in Sachen Effizienz alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt. Wie der Wissenschaftler berichtet, sticht sein neuer Ionenantrieb sogar den bisherigen Rekordhalter „HiPEP“ (High Power Electronic Propulsion) von der NASA aus, so eine Publikation seiner australischen Heimatuniversität in Sydney.

Neumann, der bereits einen Preis für seine Entwicklung gewonnen hat, verspricht, mit seinem Motor könne mit einer Tankfüllung einmal zum Mars und wieder zurück geflogen werden. Bevor seine Entwicklung diese Reise antritt, soll der Antrieb aber vorerst dabei helfen kleine Satelliten in der Erdumlaufbahn zu bewegen.

Die Effizienz von Raketentriebwerken wird mit dem spezifischen Impuls beziffert. Gemessen wird dieser aus der Antriebsgeschwindigkeit der Abgase wenn sie die Düse verlassen. Genauer gesagt geht es die Dauer des Schubs wenn 1 kg Treibstoff verbrannt wird. NASA HiPEP erreichte dabei Spitzenwerte von 9.600 Sekunden. Neumanns Antrieb ist noch einmal 50 Prozent effektiver und kommt auf 14.960 Sekunden, also über 4 Stunden.

Das besondere an einem Ionentriebwerk ist es, dass es zwischen Metallpartikeln und Elektrizität zu Reaktionen kommt, wobei Strombögen den Brennstoff treffen. Bei diesem Vorgang werden Ionen freigesetzt, die mit Hilfe von Magnetfeldern fokussiert und gelenkt werden. So kann eine große Menge Energie aufgebracht werden, um großen Schub zu erzeugen.

Einen Haken hat die Sache dann aber doch: Mit dem Motor wird es schwierig, ein Raumschiff abheben zu lassen. Denn sein Antrieb ist zwar effizienter als alle anderen, bewirkt aber eine geringere Beschleunigung. Dadurch kann Neumanns neuer Antrieb höchstens als Ergänzung funktionieren. Für den Start würden weiterhin andere Antriebe benötigt. Einmal im Weltraum jedoch kann der neue Ionenantrieb seine volle Kraft entfalten. Er soll sozusagen zum Packesel für die weiten Strecken werden.

Der Ionenantrieb kann mit verschiedenen Stoffen betrieben werden. Dabei sind bei jedem Brennstoff die Ergebnisse anders, da auch jeder über andere Eigenschaften verfügt. Mit Magnesium betrieben könnte wäre der Mars in 2 Jahren erreicht.

Mit dem Metall Molybdän hingegen könnte der Mars bereits in 10 Monaten erreicht werden. Allerdings ist Molybdän nicht so sparsam, sodass es in diesem Fall schwierig mit der Rückreise wird. Theoretisch könnten auch während des Flugs neuer Brennstoff aus herumfliegendem Weltraumschrott gewonnen werden.

Laut Experten sind die Einsatzmöglichkeiten der Erfindung vielfältig. Nicht nur die Reise zu anderen Planeten schwebt ihnen vor. Satelliten und auch die Raumstation ISS müssen auf ihrem Flug durch den Weltraum immer wieder eine kleine Kurskorrektur erfahren, damit sie nicht verloren gehen.

Dafür werden kleine Triebwerke genutzt. Alleine die ISS muss dafür jährlich mit 7 Tonnen Kraftstoff versorgt werden. Haben diese keinen Treibstoff mehr wird der Satellit früher oder später zu Weltraumschrott. Mit dem neuen Antrieb könnte also die Lebensdauer von Satelliten erheblich verlängert werden.

Patrick Neumann hat zunächst ein Patent auf seine Idee angemeldet und ein Unternehmen gegründet. Im nächsten Schritt will der Anwärter auf den Doktortitel die Finanzierung auf sichere Beine stellen und die Erforschung und Entwicklung des Antriebs damit weiter vorantreiben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zweifel nach dem Jobwechsel? So sollten Sie reagieren - die besten Tipps
25.05.2025

Ein Jobwechsel bringt Chancen – aber manchmal auch Enttäuschungen. Was tun, wenn der neue Job nicht hält, was er verspricht? Wann ist...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Abkopplung von den USA: Wann erhebt die EU Zölle gegen China?
25.05.2025

Die USA nähern sich China taktisch an – strategisch aber bleibt das Ziel dasselbe: sich von chinesischem Import Schritt für Schritt...

DWN
Panorama
Panorama Abnehmspritzen: Wie Ozempic, Wegovy und Co. in den Fokus von Kriminellen geraten
25.05.2025

Abnehmspritzen wie Ozempic und Wegovy sind gefragt wie nie – doch die Schattenseiten nehmen zu. Kriminelle nutzen die Situation aus. Wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Private Debt und Mittelstandsfinanzierung: Wie Unternehmer in Unternehmer investieren
25.05.2025

Der Kreditmarkt wandelt sich: Immer mehr Mittelständler finanzieren sich abseits der Banken – private Investoren schließen die Lücke....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Diesel-Preisvergleich: Neue Plattform zeigt, wie viel Diesel wirklich kostet
25.05.2025

Kraftstoffpreise im Transportsektor sind ein Mysterium – oft verschleiert, manipuliert oder schlicht falsch verstanden. Ein Start-up will...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Führen im Blindflug: Warum Unternehmen jetzt entschlossener handeln müssen
25.05.2025

Geopolitik, Digitalisierung, Rezessionsangst – Unternehmen stehen unter massivem Druck. Doch wer auf alte Strategien setzt, verliert....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wie London und Brüssel ihre Beziehung neu beleben wollen
25.05.2025

Brüssel und London nähern sich nach Jahren des Stillstands wieder an. Ein neues Partnerschaftsabkommen soll gemeinsame Interessen...

DWN
Immobilien
Immobilien Sturm auf Russlands Wohnimmobilienmarkt: Kaufen wie Mieten wird unerschwinglich
25.05.2025

Der russische Wohnungsmarkt gerät zunehmend unter Druck: Mit der drastischen Anhebung der Leitzinsen, dem Auslaufen staatlicher...