Lars-Henner Santelmann ist neuer Chef der Bank- und Leasingtochter von Volkswagen. Der 52-Jährige folgt auf Frank Witter, der vor kurzem zum Finanzchef des Wolfsburger Konzerns berufen wurde, wie VW am Freitag mitteilte. Der Wechsel wurde nötig, weil Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch an die Spitze des Aufsichtsrats gewählt wurde.
Santelmann arbeitet seit 27 Jahren bei Volkswagen. Von 1995 bis 2000 leitete er den Vertrieb des Konzerns in Süd- und Osteuropa. Anschließend war er Vizepräsident der spanischen VW-Tochter Seat, bevor er 2005 Generalbevollmächtigter von Volkswagen Financial Services und der Volkswagen Bank wurde. 2008 rückte er in den Vorstand der Finanztochter auf, wo er für Vertrieb und Marketing zuständig war.
Währenddessen rollt auf das Netz der VW-Vertragswerkstätten mit dem Massenrückruf in der Diesel-Affäre eine gigantische Arbeitswelle zu. Nach Konzernangaben gibt es bundesweit 2173 Volkswagen-Partner, deren Werkstätten für den Rückruf autorisiert sind. Damit ergeben sich mit den 2,4 Millionen zurückgerufenen Dieseln rechnerisch 1100 Fahrzeuge pro Werkstatt. Branchen-Insider gehen von durchschnittlich mindestens 90 Minuten Arbeitszeit pro betroffenem Wagen aus, worin neben der eigentlichen Nachbesserung auch die Zeit für Formulare und Dokumentation steckt.
Damit ergeben sich gut 200 Arbeitstage für eine Kfz-Arbeitskraft - wenn diese sich ausschließlich mit dem Rückruf beschäftigte. Je nach Personalschlüssel und räumlichen Werkstattkapazitäten bräuchte also jeder VW-Servicepartner etliche Wochen für die Aktion. „Die muss aber neben dem ganz normalen Tagesgeschäft gewuppt werden“, gibt ein Experte zu bedenken. Damit scheinen lange Wartezeiten absehbar.
Neben den knapp 2200 VW-Partnern gibt es zwar noch eine kleinere, nicht näher bekannte Zahl von autorisierten Servicebetrieben. Diese decken nur die ebenfalls vom Rückruf betroffenen VW-Schwestermarken Audi, Seat, Skoda und VW-Nutzfahrzeuge ab, nicht aber gleichzeitig auch die Kernmarke VW-Pkw. Diese Zahl dürfte aber zu vernachlässigen sein. Die freien Kfz-Werkstätten dringen bereits auf eine Teilnahme am Rückruf.
Seit Donnerstag haben auch die italienischen Behörden die Zügel angezogen. Die VW-Zentrale in Italien wurde durchsucht und Ermittlungen gegen Manager von Volkswagen und der Sportwagen-Tochter Lamborghini eingeleitet. Es werde wegen mutmaßlichen Betrugs ermittelt, teilte Oberstaatsanwalt Mario Giulio Schinaia am Donnerstag mit. Die Italien-Zentrale des Unternehmens in Verona sowie der Hauptsitz von Lamborghini in Bologna seien durchsucht worden. Volkswagen wie Lamborghini wollten sich nicht äußern.