Politik

Eskalation: Nato will Abfangjäger in die Türkei schicken

Die Nato prüft die Stationierung von Flugabwehrraketen in der Türkei, um „feindliche Flugzeuge“ ausschalten zu können. Dies ist eine Kampfansage an Russland, denn die Terrormiliz IS besitzt keine Flugzeuge. Wenn die Nato diese Maßnahme beschließt, könnte auch deutsche Luftwaffe gegen die Russen zum Einsatz kommen.
01.12.2015 11:25
Lesezeit: 2 min
Eskalation: Nato will Abfangjäger in die Türkei schicken
Das neue Buch von Michael Maier. (Foto: FBV)

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Nato betreibt weiter eine Eskalation in der Türkei. Die Zeitung Die Welt berichtet unter Berufung auf hohe, anonyme Nato-Kreise: Angesichts des Konflikts in Syrien will die Nato ihr Bündnismitglied Türkei stärker als bisher bei der Luftabwehr unterstützen. Konkret geplant seien Maßnahmen zur besseren Luftraumüberwachung und Luftverteidigung. Neben mit Radar ausgestatteten Awacs-Flugzeugen werde konkret auch über eine Bereitstellung von Abfängjägern und eine erneute Verstärkung der Flugabwehr-Raketensysteme beraten, um feindliche Flugzeuge oder Raketen frühzeitig ausschalten zu können. Die Entscheidungen sollen demnach in den kommenden Wochen fallen.

Dies ist unmissverständlich eine Kampfansage an Russland, denn die Terrormiliz IS besitzt keine Flugzeuge. Damit könnten im Ernstfall auch deutsche Maschinen in einen Luftkampf mit der russischen Luftwaffe verwickelt werden.

Die Nato hat die Angaben der Zeitung zwar nicht offiziell bestätigt, jedoch klargemacht, dass sie einen  harten Kurse fahren will. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte am Dienstag vor dem Treffen der Außenminister des Bündnisses in Brüssel: „Wir werden an weiteren Maßnahmen arbeiten, um die Sicherheit der Türkei zu gewährleisten.“ Dabei gehe es auch um die Verbesserung der Luftabwehr. Stoltenberg behauptete, dies sei keine direkte Reaktion der Nato auf den Abschuss eines russischen Kampfjets durch die Türkei. Wer aber sonst den Luftraum der Türkei bedrohen könnte, sagte Stoltenberg nicht.

Aussagen der Bundesregierung zu diesen Vorhaben gibt es nicht. Angela Merkel richtet sich in ihrer Außenpolitik weitgehend nach den Vorstellungen der Nato. Die Nato-Außenminister werden am Dienstag und Mittwoch in Brüssel zusammenkommen. Dabei wird es dem Bericht zufolge auch um das angespannte Verhältnis zu Russland gehen.

Die Türkei hatte eine russische Maschine abgeschossen. Die Nato hat dieses Vorgehen im Nachhinein mehrfach ausdrücklich gebilligt. Russlands Präsident Putin hat vorsorglich verlasst, dass die russischen Bomber, die Einsätze gegen den IS fliegen, mit Luft-Luft-Raketen ausgestattet werden, um sich gegen einen Nato-Angriff zu wappnen.

Der Konflikt hat eine geopolitische Dimension: Es geht um die Unterstützung der Türkei als Transit-Land für Roh-Öl aus den IS-Gebieten.

Anders als die Nato hat Israel einen professionellen Kommunikationskanal mit Moskau etabliert, der es den Russen indirekt ermöglicht, im Ausnahmefall sogar über dem israelischen Luftraum zu operieren.

US-Präsident Barack Obama hat offensichtlich Schwierigkeiten, die Nato, die Geheimdienste und die US-Militärs unter Kontrolle zu halten. Obama forderte am Dienstag den türkischen Präsidenten Erdogan zur Mäßigung auf: „Wir haben darüber beraten, wie die Türkei und Russland zusammenarbeiten können, um die Spannungen zu entschärfen und einen diplomatischen Weg zur Lösung dieser Angelegenheit zu finden. Ich habe Herrn Erdogan gesagt: Wir haben alle einen gemeinsamen Feind, das ist der IS. Und ich will sicherstellen, dass wir uns auf diese Gefahr konzentrieren. Ich will es sehr deutlich sagen: Die Türkei ist ein Nato-Verbündeter und hat das Recht, sich, ihren Luftraum und ihr Territorium zu verteidigen.“

Stoltenberg sagte, die Nato wolle auch daran arbeiten, die Spannungen mit Russland zu entschärfen. Dabei gehe es um die „Verbesserung von Mechanismen, um die Art von Vorfällen, wie wir sie vergangene Woche gesehen haben, zu vermeiden“.

Die Aussagen haben eher deklaratorischen Charakter.

***

Warum die Nato eine echte Gefahr für Europa ist und sich anschickt, den Kontinent in kriegerische Handlungen zu stürzen, das hat DWN-Herausgeber Michael Maier in seinem neuen Buch analysiert. Er zeigt die Entwicklung in Europa hin zu einer Militarisierung der Politik, in der am Ende nicht mehr die Interessen der Bürger Europas, sondern die des militärisch-industriellen Komplexes im Vordergrund stehen.

Michael Maier: „Das Ende der Behaglichkeit. Wie die modernen Kriege Deutschland und Europa verändern“. FinanzBuch Verlag München, 228 Seiten, 19,99€.

Bestellen Sie das Buch hier direkt beim Verlag.

Oder kaufen Sie es im guten deutschen Buchhandel das Buch ist überall erhältlich. Wir unterstützen den Buchhandel ausdrücklich, er muss gefördert werden!

Oder bestellen Sie das Buch bei Amazon.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Schwedische Innovation soll Wasserkrise in der Ukraine lösen
21.06.2025

Während Europa über Hilfspakete debattiert, liefern schwedische Firmen sauberes Wasser in eine vom Krieg verwüstete Region. Ist Hightech...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Afrikas Migrationspotenzial: Die globale Ordnung steht vor einer tektonischen Verschiebung
21.06.2025

Afrikas Bevölkerung wächst, während der Westen altert. Millionen gut ausgebildeter Migranten verändern schon heute globale...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands stille Stärke: Wie Rechtsstaat und Verwaltung zum unterschätzten Standortvorteil werden
21.06.2025

Als Max Weber 1922 mit seiner Bürokratie-Theorie die Basis für die deutsche Verwaltung legte, galt sie weltweit als innovatives Vorbild....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Rückschlag für Elektroautos – kommt das Ende wie vor 100 Jahren?
21.06.2025

Vor 100 Jahren verschwanden Elektroautos wegen politischer Entscheidungen von den Straßen. Heute wiederholt sich die Geschichte: Donald...

DWN
Politik
Politik Wie der Westen seine Werte in der Wüste verrät: Big Tech versteckt die Probleme unter glänzenden Fassaden
21.06.2025

Big Tech hofiert autoritäre Regime vom Golf – im Tausch gegen Milliarden, Macht und Rechenzentren. Doch hinter der glitzernden Fassade...

DWN
Politik
Politik Deutschland steht vor dem historischen Aufschwung – aber es gibt ein großes Problem
21.06.2025

Mit der faktischen Abschaffung der Schuldenbremse beginnt Deutschland eine neue Ära – mit enormen Investitionen in Militär,...

DWN
Panorama
Panorama KI-Musik auf dem Vormarsch: Gefahr oder Chance für die Musikbranche?
21.06.2025

KI-Musik verändert die Musikbranche – kreativ, disruptiv, kontrovers. Künstler verlieren Kontrolle und Einnahmen. Doch wie weit darf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Disney gegen die KI: Wem gehört das Internet noch?
21.06.2025

Disney zieht gegen Midjourney vor Gericht – und kämpft nicht nur für Mickey Mouse, sondern für unser digitales Eigentum. Wenn selbst...