Der Rhein ist ein bedeutender europäischer Fluss, der auf seinem 1.234 Kilometer langen Weg sechs Staaten durchquert. Er ist eine Lebensader für viele Landwirte und wird auch gern zum Baden und zur Schifffahrt genutzt. Umso gravierender sind die neuesten Ergebnisse einer Messung von Forschern der Universität Basel. Das Ergebnis: Der Rhein ist voll mit Plastikpartikeln.
Im Schnitt fanden die Wissenschaftler 892.777 Partikel pro Quadratkilometer bzw. 4.960 Partikel pro 1.000 Kubikmeter. Für die Messung wurden an elf Standorten insgesamt 32 Wasserproben entnommen. Dabei wurde erheblich viel Mikroplastik gefunden, also Plastikteile, die kleiner als fünf Millimeter sind. „Im Rhein zwischen Basel und Rotterdam finden sich mit die höchsten Konzentrationen von kleinsten Plastikteilen, die bisher in Meereszuflüssen gemessen wurden“, so die Forscher zur Begutachtung des Oberflächenwassers.
Mit 202.900 Partikeln pro Quadratkilometern wurde die geringste Belastung im Abschnitt zwischen Basel und Mainz festgestellt, die höchste lag in der Rhein-Ruhr-Region. Hier waren es über 2,3 Millionen Partikel und direkt in Rees am Niederrhein sogar 3,9 Millionen Partikel pro Quadratkilometer. „Die Konzentrationen von Mikroplastik im Rhein liegen damit im Bereich der höchsten Konzentrationen der bisher weltweit untersuchten Gewässer“, betont die Leiterin der Studie, die Biologin Patricia Holm vom Departement Umweltwissenschaften der Universität Basel.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Verschmutzung des Rheins mit Mikroplastik erheblich ist“, so Holm weiter. „Gehen wir von der mittleren Mikroplastik-Konzentration am Tag der Probenahme in Rees aus, trägt der Rhein täglich eine Fracht von mehr als 191 Millionen Plastikteilchen in Richtung Nordsee, und das allein an seiner Oberfläche.“ Gewichtsmäßig entspreche das zwar nur etwa 25 bis 30 Kilo pro Tag, doch im Jahr summiert sich das immerhin auf 10 Tonnen. Und jedes einzelne dieser vielen Milliarden Plastikteilchen könne letztlich von Organismen aufgenommen werden und schädliche Auswirkungen haben.
Im Fokus der Untersuchungen standen Mikroplastikteilchen wie Polyethylen, Polypropylen und Polystyrol. In der Industrie werden diese Kunststoffarten häufig für Verpackungen oder auch im Fahrzeugbau verwendet. Sie sind Zwischenprodukte bei der Kunststoffherstellung oder treten als Granulat in Reinigungs- und Pflegeprodukten auf und entstehen bei der Zersetzung größerer Plastikteile in der Umwelt. „Obwohl rund 80 % des Plastiks von den Ozeanzuflüssen stammt, ist bisher noch kein großer Strom über seine Länge auf Mikroplastik wissenschaftlich untersucht worden“, so die Forscher.
Dabei traten die Mikropartikel im Rhein in ganz unterschiedlicher Form auf: von einzelnen Fasern über Fragmente hin zu opaken und transparenten Kügelchen. „Auffallend ist der enorm hohe Anteil von bis zu über 60 Prozent Mikrokügelchen in gewissen Flussabschnitten, deren Herkunft und Zweck noch weitgehend unklar ist“, sagt Thomas Mani, Erstautor der Studie und Doktorand am Departement Umweltwissenschaften der Universität Basel.