Einer der wichtigsten Anführer radikal-islamischer Rebellen in Syrien ist laut Aktivisten getötet worden. Sahran Allusch, Chef der Miliz Dschaisch al-Islam, sei bei einem russischen Luftangriff in der Nähe von Damaskus ums Leben gekommen, meldeten die Nachrichtenseite Orient News sowie andere Oppositionsmedien am Freitag.
Den Meldungen zufolge bombardierten Flugzeuge östlich von Damaskus ein Führungstreffen der bewaffneten Gruppe. Neben dem 44-jährigen Allusch seien fünf weitere Anführer getötet worden. Sie hätten einen Angriff auf Regimetruppen und mit ihnen verbündete Kämpfer der libanesischen Schiiten-Miliz Hisbollah geplant.
Zunächst blieb unklar, ob russische oder syrische Soldaten die Angriffe ausgeführt haben.
Die sunnitische Miliz Dschaisch al-Islam («Armee des Islam») gehört zu den gefährlichsten Rebellengruppen im syrischen Bürgerkrieg. Sie ist vor allem in den Gebieten östlich von Damaskus stark. Die Gruppe nahm im Dezember auch an der Einigungskonferenz der syrischen Opposition in Riad teil, die Verhandlungen mit dem Regime vorbereitete. Medienberichten zufolge wurde die Gruppe längere Zeit mit Millionenbeträgen aus Saudi-Arabien unterstützt.
Sahran Allusch hatte 2013 in einem mittlerweile von Twitter gelöschten Tweet seine Predigt zum Ramadan unters Volk gebracht. Darin rief er zum Völkermord an den Schiiten und den Alawiten in der Levate auf. Der syrische Präsident Baschar al-Assad gehört der Gruppe der Alawiten an, die von radikalen Muslimen nicht als vollwertige Muslime anerkannt werden.
Allusch sagte, dass die Alawiten nicht bloß die falsche Religion, sondern die falsche Ethnie hätten. Joshua Landis von der Oklahoma University analysierte 2013 auf Syrian Comment die radikalen Positionen und kam zu dem Schluss, dass es schwer sei, eine Grenze zwischen dem IS und anderen radikalen Gruppen zu ziehen. Allusch hat auch mit der zu al-Kaida gehördenden al-Nusra-Front kooperiert, die noch bis vor kurzem mit den USA verbündet war. Auf Drängen Russlands war auch die al-Nusra-Front von den UN als Terror-Gruppe qualifiziert worden.
Erst vor wenigen Tagen hatte Allusch an dem von Saudi-Arabien organisierten Treffen der syrischen Oppositionsführer teilgenommen. Die Saudis erhoffte, dass die Dschaisch al-Islam eine wichtige Rolle im künftigen Syrien einnehmen könnten. Die Russen sind anderer Meinung: Sie vertreten die Auffassung, dass Radikale in Syrien nicht an die Macht gelangen dürften. Die BBC spricht von Allusch respektvoll, als wäre er ein politischer Führer. Seine radikale Rhetorik findet keine Erwähnung.
Allusch, Sohn eines in Saudi-Arabien ansässigen islamischen Geistlichen, war zu Beginn des Bürgerkriegs in Syrien 2011 im Zuge einer Amnestie der Regierung aus dem Gefängnis freigekommen, zusammen mit weiteren Islamisten.