Politik

Für die Bürger: Polen kämpft bei Franken-Krediten gegen die Banken

Lesezeit: 1 min
15.01.2016 00:40
Polen will Banken per Gesetz zwingen, Darlehen, die polnische Bürger einst zinsgünstig auf den Schweizer Franken laufen ließen, auf Zlotys umzuschreiben. Das könnte die europäischen Banken fünf Milliarden Euro kosten.
Für die Bürger: Polen kämpft bei Franken-Krediten gegen die Banken

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

In Polen geht der Streit zwischen Regierung und Banken um die Übernahme von Milliarden-Kosten aus drastisch verteuerten Hypotheken für Häuslebauer in eine neue Runde. Das Büro von Präsident Andrzej Duda kündigte für Freitag die Vorlage eines neuen Gesetzentwurfs zu dem Thema an, nannte aber keine Details. Das Geschäft wird zu 60 Prozent im Besitz ausländischer Häuser wie der Commerzbank, der Raiffeisen Bank International (RBI) aus Österreich oder der spanischen Banco Santander.

Rund 550.000 Polen hatten – zumeist 2007 und 2008 – Kredite für die eigenen vier Wände in Franken aufgenommen, weil die Zinsen niedrig waren. Da der Zloty inzwischen aber drastisch an Wert verloren hat, müssen die Polen bei der Rückzahlung nun viel tiefer in die Tasche greifen als geplant. Insgesamt geht es um Darlehen im Volumen von rund 34 Milliarden Euro.

Präsident Duda hatte die Zwangsumtausch-Pläne in einem Reuters-Interview im August damit begründet, dass die Banken ihre Kunden nicht über die mit den Franken-Krediten verbundenen Risiken aufgeklärt hätten. Sein Vorstoß kommt aktuell dennoch überraschend, weil Medien zuletzt berichtet hatten, das Vorhaben sei ausgesetzt. Die Vorlage eines neuen Gesetzentwurfs muss allerdings nicht bedeuten, dass dieser auch zügig ins Parlament eingebracht wird. Die Banken erwägen Klagen gegen einen Zwangsumtausch. Sie sehen das Verfassungsrecht und Abkommen zum Investitionsschutz verletzt. Zuletzt hatte Ungarn ein entsprechendes Gesetz verabschiedet und die Kunden gerettet, auch Kroatien plant ähnliche Schritte. Die österreichische Regierung dagegen steht wegen Raiffeisen weiter auf der Seite der Banken, obwohl auch in Österreich tausende Kunden unter der Last der Franken-Kredite stöhnen.

Die Maßnahme erklärt, warum sich nach der EU nun auch die EZB gegen Polen positioniert hat: Die neue polnische Regierung hatte angekündigt, ab Februar eine Bankensteuer zu erheben. Die Einnahmen sollen für soziale Zwecke ausgegeben werden. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat das Vorhaben kritisiert.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Konsumstimmung steigt: Die Deutschen shoppen wieder
01.05.2024

Laut aktuellen Erhebungen der GfK steigt die Konsumstimmung in Deutschland für den Mai auf ein Zwei-Jahres-Hoch. Ausschlaggebend sind...

DWN
Politik
Politik Steinmeier unter Feuer: Kontroverse um Ukraine-Hilfen und Taurus-Lieferungen
30.04.2024

Bundespräsident Steinmeier steht wegen seiner Aussagen zur Ukraine-Hilfe in der Kritik. Politiker werfen ihm vor, seine Rolle nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen SAP Stellenabbau: Abfindungsangebote stehen, 2600 Jobs sollen wegfallen
30.04.2024

Im Rahmen der weltweiten Umstrukturierung von SAP sollen 2600 Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut werden. Nun wurden...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ukraine-Krieg: So ist die Lage
30.04.2024

Ukraine ruft nach dringender Militärhilfe, während tägliche Raketenangriffe weiterhin zivile Opfer fordern. Selenskyj und Stoltenberg...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Massenprotest bei Thyssenkrupp: Beschäftigte fordern Arbeitsplatzerhalt
30.04.2024

Bei Deutschlands größtem Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel ist viel im Umbruch. Arbeitnehmervertreter fordern Standortgarantien und...

DWN
Immobilien
Immobilien Vonovia dreht das Blatt: Gewinn nach Milliardenverlust
30.04.2024

Nach einem harten Jahr meldet Deutschlands Immobiliengigant Vonovia einen beeindruckenden Gewinn – ein Wendepunkt. Seine Aktie springt...

DWN
Finanzen
Finanzen Einzelhandel erlebt Umsatzsprung: Hoffnung auf Konsumaufschwung wächst
30.04.2024

Deutschlands Einzelhandel verzeichnet den stärksten Umsatzanstieg seit über zwei Jahren, mit realen Zuwächsen und positiven Aussichten...

DWN
Technologie
Technologie Rakete eines deutschen Start-ups soll in den nächsten Tagen ins Weltall starten
30.04.2024

Elon Musk hat auch klein angefangen: Erstmals seit Jahrzehnten soll nun eine kommerzielle Trägerrakete eines deutschen Unternehmens...