Politik

Mögliche Fusion gibt Genossenschaftsbanken in Italien Hoffnung

Lesezeit: 2 min
15.01.2016 23:53
Italiens System der Genossenschaftsbanken befindet sich im Umbruch. Grund dafür ist ein umstrittenes Gesetz der Regierung, dass eine Umwandlung in Aktiengesellschaften vorsieht. Sind die laufenden Gespräche zwischen der Banca Popolare di Milano und der Banco Popolare erfolgreich, könnten rasch weitere Zusammenschlüsse folgen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die sich anbahnende Fusion der Banca Popolare di Milano (BPM) und der Banco Popolare (BP) hat den Aktien der beiden Institute am Mittwoch starken Auftrieb verliehen. Die Titel schossen an der Börse in Mailand in der Spitze um 8,2 und 7,3 Prozent in die Höhe. Aktien von Banco Popolare wurden wegen der hohen Ausschläge zwischenzeitlich vom Handel ausgesetzt. Auch am Donnerstag entwickelten sich beide Titel positiv: die Aktie der BPM lag am Nachmittag in Mailand mit 2,9 Prozent und jene der BP mit rund 1,1 Prozent im Plus.

Durch den Zusammenschluss der beiden Genossenschaftsbanken könnte das drittgrößte Institut des Landes entstehen. Nach Informationen von Reuters führen die Banca Popolare di Milano und die Banco Popolare Gespräche über eine Fusion bis Anfang März. Allerdings seien noch einige Punkte zu klären, sagten Insider. „Die Gespräche laufen schon eine Weile und es bleibt nicht mehr viel Zeit, um zu einem Abschluss zu gelangen", sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person. „Sie versuchen, sich auf Schlüsselelemente einer Fusion zu einigen.“

Angestoßen wurden die Fusionsgespräche von einer umstrittenen Notverordnung der Regierung. Mit dieser bezweckt Italiens Premier Renzi, die schwächelnde Bankenlandschaft grundlegend zu reformieren, um die staatliche Aufsicht zu erleichtern, das Bankgeschäft effizienter zu machen und die Kreditvergabe anzukurbeln. Mehr Effizienz ist nötig, da viele italienische Genossenschaftsbanken eine zu dünne Kapitaldecke und mangelnde Größe aufweisen, worunter die Kreditvergabe an kleinere und mittlere Betriebe leidet. Darlehen vergeben sie seit einiger Zeit auch deshalb nur noch zögerlich, weil faule Kredite in der Größenordnung von 200 Milliarden Euro in ihren Portfolios schlummern. Der Financial Times zufolge sind dies 21 Prozent des nationalen Bruttoinlandprodukts. Für das laufende Jahr erwartet der Branchenverband ABI eine Zunahme der ausfallgefährdeten Kredite um 2,7 Prozent, wie Reuters im Dezember berichtete.

Bis Ende des laufenden Jahres müssen sich die zehn größten Genossenschaftsbanken in Aktiengesellschaften umwandeln und die Stimmrechtsvergabe neu regeln. Bislang hatte jeder Eigner unabhängig von seinem Anteil nur eine Stimme. Diese Regel begünstigte regionale Kleinanleger gegenüber institutionellen Investoren durch ihr überproportionales Stimmgewicht und erschwerte Zusammenschlüsse. Die Neuerungen haben bereits Unmut bei den regionalen Eignern entfacht.

Nach ihrer Umwandlung in Aktiengesellschaften können Genossenschaftsbanken leichter zum Ziel von Übernahmen werden. Die sich anbahnende Fusion der BPM und der BP stellt somit den ersten Schritt einer von Marktbeobachtern erwarteten Konsolidierungswelle dar. Als weitere Übernahmekandidaten werden die Banca Monte die Pasci di Siena und das Genueser Haus Carige gehandelt. Beide Institute fielen im Jahr 2014 durch den europäischen Stresstest und haben derzeit mit großen Problemen zu kämpfen. Die Aktien beider Institute gaben am Dienstag über 10 Prozent nach, woraufhin die italienische Börsenaufsicht mit Verkaufsverboten einschritt. Genossenschaftsbanken sind ein integraler Bestandteil des italienischen Finanzsystems: Auf sie entfallen rund ein Viertel aller Einlagen und Kredite. Überdies sind sie traditionell eng mit ihrer jeweiligen Heimatregion verbunden und treten als Förderer des Mittelstandes auf. Bis zu 60 Prozent ihrer Kredite vergeben sie an lokale Unternehmen.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Iran-Israel-Konflikt: Führt das Krisentreffen in Israel mit Baerbock und Cameron zur Deeskalation?
17.04.2024

Bei Gesprächen mit israelischen Politikern bemühen sich Annalena Baerbock und David Cameron, einen möglichen Vergeltungsschlag gegen den...

DWN
Politik
Politik Günstlingswirtschaft und Gefälligkeiten: Stephan Weil in Niedersachsen am Pranger
17.04.2024

In Berlin steht Kai Wegner (CDU) unter Verdacht, seine Geliebte mit einem Senatorenposten bedacht zu haben. Ursula von der Leyen (CDU)...

DWN
Technologie
Technologie Fluch oder Segen? – Was man aus Müll alles machen kann
17.04.2024

Die Welt ist voller Müll. In den Ländern des globalen Südens gibt es teilweise so viel davon, dass Menschen auf Abfallbergen ihr Dasein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzrekorde im März: Nachwehen der Coronahilfen
17.04.2024

Deutsche Unternehmen klagen aktuell viel über die Umstände – und die Unternehmensinsolvenzen sind auch auf Rekordniveau. Ein Grund...

DWN
Politik
Politik Vor G7-Treffen: Baerbock warnt vor Eskalationsspirale im Nahen Osten
17.04.2024

Die Grünen-Politikerin hat vor einem Treffen der Gruppe sieben großer Industrienationen (G7) zu "maximaler Zurückhaltung" aufgerufen in...

DWN
Politik
Politik Die Zukunft der EU als Wirtschaftsstandort: DIHK-Befragung zeigt Stimmungstief
17.04.2024

Wie beurteilen Unternehmen die Lage der Europäischen Union? Eine Befragung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) gibt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Studie: Immer mehr Menschen heben Geld im Supermarkt ab
17.04.2024

Geldabheben beim Einkaufen wird in den Supermärken immer beliebter. Für Händler könnten die zunehmenden Bargeldauszahlungen jedoch...

DWN
Finanzen
Finanzen Inflation in Eurozone fällt auf 2,4 Prozent
17.04.2024

Im Herbst 2022 erreichte die Inflation in der Eurozone ein Höchststand von mehr als zehn Prozent, jetzt gibt es den dritten Rückgang der...