Politik

Bisher erfolglos: Türkei sucht Verbündete für Einmarsch in Syrien

Die Türkei sucht Verbündete für einen Einmarsch in Syrien. Sie fordert Bodentruppen von den Westmächten oder den Golfstaaten. So richtig Lust hat allerdings offenbar niemand, auch die Nato geht auf Tauchstation.
16.02.2016 19:09
Lesezeit: 1 min

Die Türkei hat nach Angaben der Nachrichtenagentur Dogan den vierten Tag in Folge kurdische Milizen der YPG in Syrien unter Beschuss genommen. Damit sei auf Beschuss aus Syrien reagiert worden, hieß es am Dienstag in den türkischen Kreisen laut Dogan. Am Montag hatte die Türkei kurdischen Milizen „schärfste Reaktionen“ angedroht, sollten sie ihren Vormarsch im Norden Syriens fortsetzen. Die Türkei möchte verhindern, dass die YPG die syrische Stadt Azaz erobert, welche sich fünf Kilometer entfernt von der türkischen Grenze befindet, berichtet Today’s Zaman. Ankara befürchtet, dass die YPG entlang der syrisch-türkischen Grenze einen „kurdischen Korridor“ schaffen möchte, was auch zu einer Sezession innerhalb der Türkei führen könnte.

Die türkische Regierung fordert im Syrien-Konflikt den Einsatz von Bodentruppen. Nur so sei es noch möglich, den seit fünf Jahren dauernden Bürgerkrieg zu beenden, sagte ein Regierungsvertreter am Dienstag vor Journalisten. „Wir werden keinen unilateralen Bodeneinsatz durchführen (…) Ohne Bodentruppen ist es unmöglich, diesen Krieg zu beenden“, zitiert Today’s Zaman den türkischen Vertreter. Es gebe Beratungen mit den Alliierten des Anti-IS-Bündnisses, darunter die USA. Bisher haben Australien, Frankreich, Saudi-Arabien, Kanada, die VAE, Großbritannien und die USA im Rahmen der Anti-IS-Koalition Luftschläge in Syrien durchgeführt, berichtet CNBC. Die türkische Anfrage richtet sich an diese Staaten.

Die Türkei steht als Nato-Staat natürlich in enger Abstimmung mit dem Hauptquartier des Militär-Bündnisses in Brüssel. Doch die Nato hatte bereits in der vergangenen Woche abgewunken. Am Dienstag wollte sich die Nato dazu auf Anfrage der Deutschen Wirtschafts Nachrichten nicht äußern.

Angela Merkel hatte der Türkei die Unterstützung der Nato versprochen - allerdings für den Kampf gegen die Schlepper, der bei der Regierung Erdogan aktuell allerdings nicht wirklich die oberste Priorität hat.

US-Verteidigungsminister Ashton Carter hatte am Freitag Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate um Entsendung von Elitetruppen für den Kampf um die syrische Stadt Rakka gebeten. Das Königreich hat sich dazu grundsätzlich bereiterklärt. Russlands Ministerpräsident Dmitri Medwedew warnte daraufhin, ein Einsatz ausländischer Bodentruppen werde zu einem umfassenden, langen Krieg führen.

Die syrische Armee geht mit den Kurden von der YPG unbeeindruckt gegen den IS vor. Die Türkei hat am Wochenende schon einige Kämpfer nach Syrien entsandt. Am Montag hatte die Türkei Russland des Terrorismus geziehen. Zumindest in der verbalen Schlacht hält Angela Merkel Erdogan die Stange: Ihr Partei-Mann Volker Kauder sagte am Dienstag, Russland bombe absichtlich so, dass Deutschland weitere Flüchtlinge aufnehmen müsse.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung für Verbraucher: "Fatales Signal"
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...

DWN
Panorama
Panorama Spritpreis: Wie der Rakete-und-Feder-Effekt Verbraucher belastet
03.07.2025

Die Spritpreise steigen wie eine Rakete, fallen aber nur langsam wie eine Feder. Das Bundeskartellamt nimmt dieses Muster ins Visier und...

DWN
Finanzen
Finanzen Vetternwirtschaft und Machtspiele: So scheitert der NATO-Innovationsplan
03.07.2025

Milliarden für die NATO-Innovation, doch hinter den Kulissen regiert das Chaos: Interessenkonflikte, Rücktritte und Streit gefährden...

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...

DWN
Panorama
Panorama Köln schafft den Begriff "Spielplatz" ab
02.07.2025

Köln verabschiedet sich vom traditionellen Begriff "Spielplatz" und ersetzt ihn durch "Spiel- und Aktionsfläche". Mit neuen Schildern und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tusk zieht die Grenze dicht – Spediteure schlagen Alarm
02.07.2025

Grenzkontrollen sollen Sicherheit bringen – doch für Spediteure und Industrie drohen Staus, teurere Transporte und Milliardenverluste....

DWN
Panorama
Panorama EU-Klimapolitik: Soviel Spielraum lässt das 90-Prozent-Ziel
02.07.2025

Die EU-Kommission hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2040 sollen die Emissionen massiv sinken, ein großer Schritt Richtung...

DWN
Technologie
Technologie DeepSeek zerstört Milliardenwerte: China-KI soll aus Europa verschwinden
02.07.2025

Ein chinesisches Start-up bringt Nvidia ins Wanken, Milliarden verschwinden in Stunden. Doch für Europa ist das erst der Anfang: Die...