Politik

US-Gericht zwingt Apple zur Herausgabe von Kundendaten an das FBI

Apple-Kunden riskieren künftig, dass ihre Daten an das FBI oder andere US-Ermittlungsbehörden weitergegeben werden. Der Konzern ist nervös und fürchtet, von der Regierung gezwungen werden, die Kunden-Daten an die Regierung weiterzuleiten.
17.02.2016 12:45
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Ein US-Gericht hat bei Apple Hilfe beim Entsperren des iPhones eines der Attentäter von San Bernardino eingefordert. Damit eskaliert die aktuelle Debatte um Verschlüsselung und Terrorbekämpfung, und der Konzern gerät massiv unter Druck. Apple-Chef Tim Cook kündigte Widerstand gegen die Forderung an. Sie sei ein „beispielloser Schritt, der die Sicherheit unserer Kunden gefährdet“, schrieb er in einem offenen Brief.

Apple solle den Behörden „angemessene technische Unterstützung“ beim Knacken des Passworts zum Entsperren des iPhones leisten, erklärte die kalifornische Richterin Sheri Pym am Dienstag. Es geht vor allem um die Aufhebung der Funktion, die alle Daten des Geräts löscht, wenn zehn Mal ein falsches Passwort eingegeben wurde. Außerdem solle Apple es der Bundespolizei FBI ermöglichen, die Passwörter nicht über den Bildschirm, sondern über elektronische Schnittstellen einzugeben.

Apple betont stets, dass der Konzern technisch nicht in der Lage sei, die Verschlüsselung der Geräte und Daten auszuhebeln und auf viele Informationen der Nutzer überhaupt zuzugreifen. Dazu gehören unter anderem Kurzmitteilungen aus Apples SMS-Alternative iMessage, zumindest solange sie nicht im hauseigenen Online-Speicherdienst iCloud gesichert werden. Wie andere Technologie-Unternehmen wehrt sich Apple auch vehement gegen Forderungen nach „Hintertüren“ für Behörden. Das Argument ist, dass solche Lücken nicht nur von Ermittlern, sondern auch von Kriminellen ausgenutzt werden könnten.

Cook betonte am Mittwoch, Apple habe das FBI wie vorgeschrieben unterstützt und den Ermittlern die dem Konzern vorliegenden Daten zur Verfügung gestellt. „Aber jetzt hat die US-Regierung nach etwas gefragt, was wir einfach nicht haben - und auch zu gefährlich finden, es zu erschaffen. Sie haben uns gebeten, eine Hintertür zum iPhone zu entwickeln.“ In den falschen Händen könnte eine solche Software - „die heute nicht existiert“ - jedes iPhone entsperren, das jemand in seine Gewalt gebracht habe, warnte Cook.

Das Telefon war von Syed Rizwan Farook genutzt worden, der gemeinsam mit seiner Frau Anfang Dezember 14 Menschen im kalifornischen San Bernardino erschoss. Das Paar, das die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) unterstützt haben soll, starb in einem Gefecht mit der Polizei. Das Telefon gehört der lokalen Behörde, bei der Farook arbeitete, die kennt aber das Passwort nicht.

Das FBI schlug vor, Apple solle die Software so gestalten, dass sie nur auf dem einen Telefon mit der entsprechenden Identifikationsnummer laufen könne. Das funktioniere so nicht, konterte Cook. „Wenn sie einmal erschaffen wurde, könnte diese Methode immer und immer wieder angewendet werden, auf einer beliebigen Anzahl von Geräten.“

Apple konnte frühere iPhones entsperren, in den neueren Versionen des Betriebssystems iOS wurde diese Möglichkeit aber verbaut. Unter anderem ging es auch darum, die Nutzung von iPhones nach einem Diebstahl unmöglich zu machen.

Das Gerät ist ein iPhone 5c. Experten betonten, dass es technisch einfacher sei, es zu entsperren, als modernere Geräte mit Fingerabdruck-Sensor, die zusätzlich über einen Hardware-Sicherheitsbereich am Chip gesichert werden. Auch wenn Apple kooperiere, könne es bei einem starken Passwort aber Jahre dauern, bis es durch Versuche erraten werde.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtverschiebung im Silicon Valley: Yahoo und OpenAI als mögliche Käufer von Chrome im Visier
03.05.2025

Die Marktaufseher in Washington erhöhen den Druck: Nach dem Urteil eines US-Gerichts, das Googles Suchmaschinengeschäft als illegales...

DWN
Technologie
Technologie BMW setzt auf Künstliche Intelligenz: Präzise Qualitätskontrolle durch „GenAI4Q“ im Werk Regensburg
03.05.2025

BMW setzt auf Künstliche Intelligenz in der Qualitätskontrolle: Im Werk Regensburg prüft ein neu entwickeltes KI-System jedes Fahrzeug...

DWN
Panorama
Panorama Nahrungsergänzungsmittel: EuGH schränkt Werbung für Pflanzenextrakte ein
03.05.2025

Viele Anbieter von Nahrungsergänzungsmitteln werben mit gesundheitsbezogenen Effekten – oft im rechtlichen Graubereich. Jetzt hat der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deepfakes: Die Bedrohung wächst - was Unternehmen tun können
03.05.2025

Deepfakes stellen für Unternehmen eine zunehmend gefährliche Bedrohung dar. Betrüger nutzen vermehrt die fortschrittliche...

DWN
Panorama
Panorama US-Stars und Trump – Schweigen mit Signalwirkung
03.05.2025

Zahlreiche Prominente unterstützten im Wahlkampf lautstark Kamala Harris. Nach Donald Trumps Rückkehr ins Präsidentenamt zeigt sich...

DWN
Technologie
Technologie Duolingo ersetzt Menschen durch KI: Nutzer klagen über Qualitätsverlust
03.05.2025

Duolingo ersetzt menschliche Kursentwickler zunehmend durch Künstliche Intelligenz – und erntet dafür scharfe Kritik von Nutzern....

DWN
Panorama
Panorama Papst Franziskus, Prinzessin Diana und Co.: Warum uns der Tod großer Persönlichkeiten so nahegeht
03.05.2025

Am Samstag verabschiedet sich die Weltöffentlichkeit in Rom mit einer feierlichen Zeremonie von Papst Franziskus. Doch warum betrifft das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Keine Erholung in Sicht: Rutscht die deutsche Wirtschaft wieder ab?
03.05.2025

Die deutsche Wirtschaft könnte auch 2025 zum dritten Mal in Folge schrumpfen. Der Handelskonflikt hat die Lage drastisch verschärft....