Politik

Putin gratuliert Syrien zum Sieg über den IS in Palmyra

Lesezeit: 3 min
27.03.2016 17:09
Präsident Putin hat Syrien versichert, dass Russland Syrien weiter im Kampf gegen den Terror unterstützen werde. Moskau will sich gemeinsam mit der UNESCO am Wiederaufbau des Weltkulturerbes in Palmyra beteiligen.
Putin gratuliert Syrien zum Sieg über den IS in Palmyra

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Russlands Präsident Wladimir Putin hat dem syrischen Machthaber Baschar al-Assad bei einem Telefonat zur Rückeroberung der historischen Stadt Palmyra und dem Sieg über den IS gratuliert. Ungeachtet des Teilabzugs des russischen Militärs aus Syrien werde Moskau der Regierung in Damaskus weiterhin im Kampf gegen Terroristen helfen, sagte Putins Sprecher Dmitri Peskow am Sonntag. Assad erwiderte demzufolge, dass „Erfolge wie die Befreiung Palmyras ohne Russlands Hilfe unmöglich“ seien.

Der Kreml ist ein enger Partner des Regimes in Damaskus. Der Westen kritisiert, Moskau treffe mit Attacken auch die gemäßigte Opposition.

Mit dutzenden Luftangriffen unterstützte Russland nach eigenen Angaben erneut die syrische Armee bei der Rückeroberung von Palmyra. Bei 40 Einsätzen hätten Kampfjets rund 120 Stützpunkte bombardiert, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Sonntag mit. Dabei seien innerhalb von 24 Stunden etwa 80 Terroristen getötet sowie Munitionsdepots, Panzer und großkalibrige Geschütze zerstört worden.

Russland will sich am Minenräumen in Palmyra beteiligen. Der Erhalt dieser „einzigartigen Stadt“ sei wichtig für das Weltkulturerbe. Kremlsprecher Peskow zufolge telefonierte Putin auch mit der bulgarischen Unesco-Generalsekretärin Irina Bokowa. Sie habe zugesagt, Moskau über den Plan zur Wiederherstellung zerstörter Anlagen in Palmyra zu informieren.

Nach der Rückeroberung durch syrische Regimetruppen will die Unesco sobald wie möglich eine Kommission zur Sichtung der Kriegsschäden in der Stadt entsenden. Die UN-Organisation werde am 4. April über einen Besuch beraten, kündigte die russische Unesco-Vertreterin Eleonora Mitrofanowa an. Die Kommission soll auch über eine mögliche Wiedererrichtung zerstörter Denkmäler beraten. „Erst brauchen wir einen völligen Überblick. Die Terroristen haben den berühmten Triumphbogen sowie antike Tempel und Statuen zerschlagen und einen Teil der Anlage vermint“, sagte Mitrofanowa.

Mit der Rückeroberung der antiken Wüstenstadt Palmyra haben die syrischen Regierungstruppen der Terror-Miliz Islamischer Staat (IS) eine schwere Niederlage bereitet. Die Armee brachte die für ihre Ausgrabungsstätten berühmte Stadt nach heftigen Kämpfen gänzlich unter ihre Kontrolle, wie ein Militärvertreter in Palmyra am Sonntag mitteilte. Das Oberkommando kündigte an, nun auch eine Offensive auf die syrische IS-Hochburg Raka zu starten.

Sowohl die als UN-Weltkulturerbe gelisteten Ausgrabungsstätten als auch die angrenzende Neustadt seien wieder unter Kontrolle der Armee, sagte der Militärvertreter einem AFP-Korrespondenten in Palmyra. Die IS-Kämpfer seien nach Osten und Norden in ihre Hochburgen Suchnah, Raka und Deir Essor zurückgewichen. Experten der Armee seien dabei, dutzende Sprengsätze und Minen in der antiken Stadt zu entschärfen.

Die Einnahme von Palmyra ist ein wichtiger militärischer Erfolg für die syrische Armee und eine schwere Niederlage für die Dschihadisten. Diese hatten Palmyra im vergangenen Mai erobert. In den folgenden Monaten schockierten sie die Welt durch brutale Hinrichtungen in den Ruinen der antiken Stadt und die Zerstörung zweier bedeutender Tempel, des berühmten Triumphbogens und zahlreicher Grabmäler.

Am 7. März startete die syrische Armee dann mit Unterstützung der libanesischen Hisbollah-Miliz, russischer Spezialkräfte sowie Kampfflugzeuge eine Offensive zur Rückeroberung der Stadt. Die Unesco-Direktorin Irina Bokova hatte die Offensive auf Palmyra begrüßt. „Seit einem Jahr ist die Plünderung von Palmyra das Symbol der kulturellen Säuberung, welche der Mittlere Osten erlebt“, sagte Bokova.

„Wenn wir gewinnen, ist es die erste große Niederlage, die die Armee Daesch beifügt“, hatte ein Militärvertreter am Samstag unter Verwendung der arabischen Bezeichnung für die IS-Miliz gesagt. Die Einnahme von Palmyra sei eine ähnliche Niederlage für die IS-Miliz wie der Verlust der kurdischen Stadt Kobane im Norden Syriens, sagte der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman.

Laut der oppositionsnahen Organisation, deren Angaben für Medien meist kaum zu überprüfen sind, wurden seit Beginn der Offensive in Palmyra mindestens 400 Dschihadisten getötet. „Es sind die schwersten Verluste für den IS in einer einzigen Schlacht seit seiner Entstehung“ im Jahr 2013, sagte Abdel Rahman. Auf Seiten der Regierung seien 188 Soldaten und Milizionäre getötet worden.

Mit Palmyra verliere die IS-Miliz „automatisch die große syrische Wüste“ bis zur Grenze zum Irak, sagte Abdel Rahman. Auch dort sind die Dschihadisten zunehmend unter Druck: Nach langer Vorbereitung startete die irakische Armee am Donnerstag eine Offensive auf die IS-Hochburg Mossul. Neben Mossul kontrollieren die Dschihadisten nun vor allem noch die syrische Stadt Raka und Teile von Deir Essor.

Das syrische Oberkommando kündigte am Sonntag an, von Palmyra aus werde die Armee eine Offensive auf die IS-Hochburg Raka und Deir Essor starten. Die Dschihadisten sollten in die Zange genommen und von ihrem Nachschub abgeschnitten werden, um „ihrer Existenz ein Ende zu setzen“ in Syrien, hieß es laut der amtlichen Nachrichtenagentur Sana in der Erklärung der Streitkräfte.

Laut Abdel Rahman verweigert eine kleine Gruppe von Dschihadisten den von der IS-Führung angeordneten Abzug aus Palmyra und will offenbar „bis zum bitteren Ende“ kämpfen. Die Gefechte um den Flughafen im Südosten der Stadt dauerten noch an.

Die russische Luftwaffe war mit hunderten Angriffen an der Offensive auf Palmyra beteiligt. Laut dem Verteidigungsministerium in Moskau flogen Kampfflugzeuge allein zwischen Freitag und Samstag Angriffe auf 158 Ziele.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von Treibstoffen, wie Benzin und Diesel....

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Politik
Politik Chinesische Spionage: Verfassungsschutz mahnt Unternehmen zu mehr Vorsicht
24.04.2024

Der Verfassungsschutz warnt vor Wirtschaftsspionage und Einflussnahme aus China. Vor allem für deutsche Unternehmen wäre eine naive...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...

DWN
Technologie
Technologie KI-Hype in Deutschland: Welle von neuen Startups formiert sich
24.04.2024

Obwohl die Finanzierung von Jungfirmen allgemein ins Stocken geraten ist, werden in Deutschland gerade unzählige KI-Startups gegründet....

DWN
Politik
Politik USA kündigen massive Waffenlieferungen in die Ukraine an - Selenskyj äußert Dank
24.04.2024

Der US-Kongress hat die milliardenschweren Ukraine-Hilfen gebilligt. Jetzt könnte es laut Pentagon bei der ersten Lieferung sehr schnell...