Russlands Präsident Wladimir Putin hat dem syrischen Machthaber Baschar al-Assad bei einem Telefonat zur Rückeroberung der historischen Stadt Palmyra und dem Sieg über den IS gratuliert. Ungeachtet des Teilabzugs des russischen Militärs aus Syrien werde Moskau der Regierung in Damaskus weiterhin im Kampf gegen Terroristen helfen, sagte Putins Sprecher Dmitri Peskow am Sonntag. Assad erwiderte demzufolge, dass „Erfolge wie die Befreiung Palmyras ohne Russlands Hilfe unmöglich“ seien.
Der Kreml ist ein enger Partner des Regimes in Damaskus. Der Westen kritisiert, Moskau treffe mit Attacken auch die gemäßigte Opposition.
Mit dutzenden Luftangriffen unterstützte Russland nach eigenen Angaben erneut die syrische Armee bei der Rückeroberung von Palmyra. Bei 40 Einsätzen hätten Kampfjets rund 120 Stützpunkte bombardiert, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Sonntag mit. Dabei seien innerhalb von 24 Stunden etwa 80 Terroristen getötet sowie Munitionsdepots, Panzer und großkalibrige Geschütze zerstört worden.
Russland will sich am Minenräumen in Palmyra beteiligen. Der Erhalt dieser „einzigartigen Stadt“ sei wichtig für das Weltkulturerbe. Kremlsprecher Peskow zufolge telefonierte Putin auch mit der bulgarischen Unesco-Generalsekretärin Irina Bokowa. Sie habe zugesagt, Moskau über den Plan zur Wiederherstellung zerstörter Anlagen in Palmyra zu informieren.
Nach der Rückeroberung durch syrische Regimetruppen will die Unesco sobald wie möglich eine Kommission zur Sichtung der Kriegsschäden in der Stadt entsenden. Die UN-Organisation werde am 4. April über einen Besuch beraten, kündigte die russische Unesco-Vertreterin Eleonora Mitrofanowa an. Die Kommission soll auch über eine mögliche Wiedererrichtung zerstörter Denkmäler beraten. „Erst brauchen wir einen völligen Überblick. Die Terroristen haben den berühmten Triumphbogen sowie antike Tempel und Statuen zerschlagen und einen Teil der Anlage vermint“, sagte Mitrofanowa.
Mit der Rückeroberung der antiken Wüstenstadt Palmyra haben die syrischen Regierungstruppen der Terror-Miliz Islamischer Staat (IS) eine schwere Niederlage bereitet. Die Armee brachte die für ihre Ausgrabungsstätten berühmte Stadt nach heftigen Kämpfen gänzlich unter ihre Kontrolle, wie ein Militärvertreter in Palmyra am Sonntag mitteilte. Das Oberkommando kündigte an, nun auch eine Offensive auf die syrische IS-Hochburg Raka zu starten.
Sowohl die als UN-Weltkulturerbe gelisteten Ausgrabungsstätten als auch die angrenzende Neustadt seien wieder unter Kontrolle der Armee, sagte der Militärvertreter einem AFP-Korrespondenten in Palmyra. Die IS-Kämpfer seien nach Osten und Norden in ihre Hochburgen Suchnah, Raka und Deir Essor zurückgewichen. Experten der Armee seien dabei, dutzende Sprengsätze und Minen in der antiken Stadt zu entschärfen.
Die Einnahme von Palmyra ist ein wichtiger militärischer Erfolg für die syrische Armee und eine schwere Niederlage für die Dschihadisten. Diese hatten Palmyra im vergangenen Mai erobert. In den folgenden Monaten schockierten sie die Welt durch brutale Hinrichtungen in den Ruinen der antiken Stadt und die Zerstörung zweier bedeutender Tempel, des berühmten Triumphbogens und zahlreicher Grabmäler.
Am 7. März startete die syrische Armee dann mit Unterstützung der libanesischen Hisbollah-Miliz, russischer Spezialkräfte sowie Kampfflugzeuge eine Offensive zur Rückeroberung der Stadt. Die Unesco-Direktorin Irina Bokova hatte die Offensive auf Palmyra begrüßt. „Seit einem Jahr ist die Plünderung von Palmyra das Symbol der kulturellen Säuberung, welche der Mittlere Osten erlebt“, sagte Bokova.
„Wenn wir gewinnen, ist es die erste große Niederlage, die die Armee Daesch beifügt“, hatte ein Militärvertreter am Samstag unter Verwendung der arabischen Bezeichnung für die IS-Miliz gesagt. Die Einnahme von Palmyra sei eine ähnliche Niederlage für die IS-Miliz wie der Verlust der kurdischen Stadt Kobane im Norden Syriens, sagte der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman.
Laut der oppositionsnahen Organisation, deren Angaben für Medien meist kaum zu überprüfen sind, wurden seit Beginn der Offensive in Palmyra mindestens 400 Dschihadisten getötet. „Es sind die schwersten Verluste für den IS in einer einzigen Schlacht seit seiner Entstehung“ im Jahr 2013, sagte Abdel Rahman. Auf Seiten der Regierung seien 188 Soldaten und Milizionäre getötet worden.
Mit Palmyra verliere die IS-Miliz „automatisch die große syrische Wüste“ bis zur Grenze zum Irak, sagte Abdel Rahman. Auch dort sind die Dschihadisten zunehmend unter Druck: Nach langer Vorbereitung startete die irakische Armee am Donnerstag eine Offensive auf die IS-Hochburg Mossul. Neben Mossul kontrollieren die Dschihadisten nun vor allem noch die syrische Stadt Raka und Teile von Deir Essor.
Das syrische Oberkommando kündigte am Sonntag an, von Palmyra aus werde die Armee eine Offensive auf die IS-Hochburg Raka und Deir Essor starten. Die Dschihadisten sollten in die Zange genommen und von ihrem Nachschub abgeschnitten werden, um „ihrer Existenz ein Ende zu setzen“ in Syrien, hieß es laut der amtlichen Nachrichtenagentur Sana in der Erklärung der Streitkräfte.
Laut Abdel Rahman verweigert eine kleine Gruppe von Dschihadisten den von der IS-Führung angeordneten Abzug aus Palmyra und will offenbar „bis zum bitteren Ende“ kämpfen. Die Gefechte um den Flughafen im Südosten der Stadt dauerten noch an.
Die russische Luftwaffe war mit hunderten Angriffen an der Offensive auf Palmyra beteiligt. Laut dem Verteidigungsministerium in Moskau flogen Kampfflugzeuge allein zwischen Freitag und Samstag Angriffe auf 158 Ziele.
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