Japan verzeichnet den stärksten Einbruch der Industrieproduktion seit der Atomkatastrophe von Fukushima vor fünf Jahren. Die Unternehmen stellten im Februar 6,2 Prozent weniger her als im Vormonat, wie aus den am Mittwoch veröffentlichten Daten des Handelsministeriums hervorgeht. Der Rückgang fiel damit stärker aus als von Experten erwartet. Im Januar hatte die Produktion noch um 3,7 Prozent zugelegt.
„Es ist möglich, dass die japanische Wirtschaft nun das zweite Quartal in Folge schrumpft“, sagte Ökonom Hiroshi Shiraishi vom Geldhaus BNP Paribas. Im letzten Vierteljahr 2015 war die nach den USA und China drittgrößte Volkswirtschaft der Welt wegen schwächelnder Exporte und lahmender Konsumausgaben bereits in den Minusbereich gerutscht. Sinkt das Bruttoinlandsprodukt auch im ersten Quartal 2016, sprechen Experten von einer Rezession.
Der schwache Jahresauftakt erhöht nun den Druck auf die Regierung, mehr Geld in die Hand zu nehmen, um der Wirtschaft unter die Arme zu greifen. Sie könnte außerdem die für 2017 geplante erneute Anhebung der Mehrwertsteuer aussetzen. „Das alles stützt die Wirtschaft kurzfristig, wäre aber keine grundlegende Änderung“, sagte Analyst Shiraishi. „Strukturelle Reformen wie eine Einwanderungspolitik für die Sicherung von Arbeitskräften sind notwendig, um Japans Wachstumspotenzial zu sichern.“
Zum jüngsten Einbruch der Produktion trugen mehrere Sonderfaktoren bei. Dazu gehörte der diesjährige Termin des Neujahrsfests in China und anderen asiatischen Ländern, der wichtigsten Exportregion Japans. In dieser Zeit machen viele Kunden traditionell Werksferien, ähnlich wie in westlichen Ländern über Weihnachten und Neujahr üblich. Zudem stoppte der weltgrößte Autobauer Toyota seine Produktion für eine Woche, nachdem es eine Explosion in einem Stahlwerk gab.