Finanzen

Nordrhein-Westfalen leitet Kunden-Daten von Banken an Länder weiter

Lesezeit: 1 min
14.04.2016 12:49
Die Finanzverwaltung Nordrhein-Westfalens hat Datensätze von Kunden Schweizer Banken an die Finanzbehörden von insgesamt 27 Ländern weitergeleitet. Die Informationen stammen wohl größtenteils von geklauten Datenträgern. Deutsche Banken sollen bislang nicht betroffen sein.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Finanzverwaltung von Nordrhein-Westfalen hat in der vergangenen Woche mehr als 20 europäischen Staaten Datensätze zur Prüfung und Verfolgung von Steuerhinterziehung zur Verfügung gestellt, wie AFD berichtet. Wie im vergangenen Jahr bereits mit Griechenland praktiziert, wurden Informationen zu Kontoinhabern bei einer Schweizer Bank über das Bundeszentralamt für Steuern an die nationalen Behörden weitergeleitet, wie Landesfinanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) am Donnerstag vor Journalisten mitteilte.

Walter-Borjans informierte parallel dazu die zuständigen Finanzminister dieser Staaten über das Vorgehen. Die Kontodaten, die einschließlich Griechenlands an insgesamt 27 Staaten gingen, hatte die NRW-Steuerfahndung im Zusammenhang mit Bankenverfahren wegen Beihilfe und Auswertungen von erworbenen Datenträgern erlangt. Sie beziehen sich auf Privatleute und Unternehmen mit Guthaben von insgesamt bis zu 101 Milliarden Schweizer Franken (knapp 93 Milliarden Euro).

Bei diesen Geldern wäre nun zu prüfen, ob die Erträge ordnungsgemäß versteuert wurden oder nicht. „Die Kontodaten, die unsere Steuerfahnder im Zuge von Ermittlungen gegen Banken entdeckt haben, betrafen nicht nur deutsche Steuerzahlerinnen und Steuerzahler“, sagte Walter-Borjans. „Daher ist es nur konsequent, dass wir die übrigen Daten den jeweiligen Ländern zur Verfügung stellen“, unterstrich der NRW-Finanzminister. „Wenn Steuerhinterzieher sich internationaler Kanäle bedienen, müssen die Steuerfahndungen ebenfalls grenzüberschreitend zusammenarbeiten.“

Deutsche Institute sind einem Insider zufolge nicht von den verdächtigen Datensätzen betroffen, wie Reuters meldet. „Es sind keine deutschen Banken im Spiel“, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters.

Nordrhein-Westfalen hatte in der Vergangenheit elf Datenträger zu verdächtigen Konten gekauft. Diese wurden ausgewertet, Razzien der Steuerfahndung, Selbstanzeigen von Steuersündern und Ermittlungen der Staatsanwaltschaften waren die Folge. Bei den Käufen der Datenträger handelt es sich um Hehlerei, weil diese illegal entwendet wurden. Das Thema der Steuerhinterziehung hat in den vergangenen Tagen aufgrund der Berichterstattung zu den sogenannten „Panama Papers“ wieder mehr Beachtung erhalten. Bundesfinanzminister Schäuble geriet dabei unter Druck und legte einen Plan vor, wie Steuervermeidung und Geldwäsche stärker bekämpft werden könnten.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Immobilien
Immobilien Förderung jetzt auch für Kauf denkmalgeschützter Häuser
21.12.2024

Wer ein altes Haus kauft und klimafreundlich saniert, bekommt oft Hilfe vom Staat. Das gilt künftig auch für Denkmäler.

DWN
Politik
Politik So wollen die Schweiz und die EU enger zusammenarbeiten
21.12.2024

Die Schweiz ist nicht in der EU, aber es gibt etliche Abkommen. Doch die sind teils veraltet. Das soll sich nun ändern. Was bedeutet das...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kampf gegen Monopole: Europas Schlüsselrolle im Kampf gegen Big Tech und für den Klimaschutz
21.12.2024

Teresa Ribera steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Die sozialistische Vizepremierministerin Spaniens wurde im September von der...

DWN
Finanzen
Finanzen Nach Trumps missglücktem Finanztrick: Stillstand der US-Regierung doch noch abgewendet
21.12.2024

Der US-Kongress hat einen drohenden Stillstand der Regierungsgeschäfte im letzten Moment abgewendet. Nach dem Repräsentantenhaus...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Griechenlands Wirtschaft boomt: Erfolgreiche Steuerreformen und starke Investitionen treiben den Aufschwung
21.12.2024

Griechenlands Wirtschaft überrascht: Für 2025 erwartet das Land einen Haushaltsüberschuss von 13,5 Milliarden Euro – mehr als doppelt...

DWN
Panorama
Panorama Winterurlaub in Gefahr: Weniger Gäste in den Alpen erwartet
21.12.2024

Die Alpenregion, ein traditionell beliebtes Ziel für Wintersport und Erholung, steht in der neuen Saison vor Herausforderungen. Weniger...