Politik

Deutsche Exporte in die USA brechen ein

Im März sind die Ausfuhren in die USA und nach China deutlich gesunken. Nur die gute Nachfrage aus den EU-Ländern konnte dies bisher abfedern. Die Unternehmen werden vorsichtiger und haben begonnen, ihre Produktion zu drosseln.
10.05.2016 11:49
Lesezeit: 2 min
Deutsche Exporte in die USA brechen ein
Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Exporte noch. Die Produktion wurde jedoch bereits zurückgefahren, (Grafik: Destatis) Foto: Anika Schwalbe

Im März verkauften die deutschen Unternehmen Waren im Wert von insgesamt 107,0 Milliarden Euro ins Ausland. Das sind 0,5 Prozent weniger als im März 2015. Besorgniserregend ist die Entwicklung der Lieferungen in die Länder außerhalb der Europäischen Union und damit etwa in die weltgrößten Volkswirtschaften USA und China. Hier schrumpften deutsche Exporte um 3,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Die USA waren im vergangenen Jahr der wichtigste Handelspartner Deutschlands. Insgesamt wurden zwischen den beiden Ländern Waren im Wert von 173,4 Milliarden Euro gehandelt. Allein die in die USA exportierten Produkte erreichten einen Umfang von 114 Milliarden Euro. Besonders Autos und Autoteile sowie Maschinen und pharmazeutische Erzeugnisse bestimmten den Handel. China rutschte im vergangenen Jahr auf Platz fünf der wichtigsten Handelspartner Deutschlands. In das Land wurden Waren im Wert von 71 Milliarden Euro exportiert.

Im März konnten die Exporte in die Euroländer (+1,0 Prozent) und in die nicht zur Eurozone gehörenden EU-Staaten (+2,9 Prozent) im Vergleich zum Vorjahresmonat die sinkende Nachfrage aus den USA und China noch abfedern.

Im Vergleich zum Vormonat konnten deutsche Exporte noch ein Plus von 1,9 Prozent verbuchen. Das ist der kräftigste Zuwachs seit einem halben Jahr. Allerdings waren die Exporte im Februar gegenüber dem Vormonat nur um 1,3 Prozent gestiegen, Im Januar und Dezember waren sie sogar gefallen. Die Importe fielen im Monats- und Vorjahresvergleich: um 2,3 und 4,3 Prozent.

Entsprechend drosselten die Unternehmen ihre Produktion. Industrie, Baubranche und Versorger stellten im März zusammen 1,3 Prozent weniger her als im Vormonat. Das ist der stärkste Rückgang seit August 2014. Ökonomen hatten lediglich ein Minus von 0,2 Prozent erwartet. Im gesamten ersten Quartal wurde die Produktion dagegen wegen des sehr guten Jahresauftakts um 1,8 Prozent gegenüber dem Vorquartal ausgeweitet.

„Das Quartal lief eigentlich schlechter, als es die Daten nahelegen“, sagt Andreas Scheuerle von der Dekabank. „Vermutlich werden wir ein schwaches Frühjahr bekommen.“ Auch Ralph Solveen von der Commerzbank rechnet mit einem schwächeren zweiten Quartal. Es ist damit zu rechnen, dass die Exporte im April und Mai in die USA und China weiter abnehmen könnten. Im ersten Quartal erreichten die Exporte der USA das tiefste Niveau seit Juni 2011. Die Importe fielen auf 217,1 Milliarden Dollar, den niedrigsten Wert seit Februar 2011. Und in China ist mit einer Zunahme der Pleiten um bis zu 20 Prozent zu rechnen. Die Gefahr von Zahlungsausfällen in Brasilien, China und Russland hat zugenommen.

„Trotz der enttäuschenden Industrieproduktion dürfte die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal ordentlich gewachsen sein“, sagt Carsten Brzeski von der ING. Doch unter der Oberfläche der starken Wachstumszahl entstehe ein beunruhigendes Bild. „Die Wirtschaft wird nicht mehr durch die alte Erfolgsformel angetrieben, sondern durch neue Faktoren: Konsum, Bau und Dienstleistungen“, so Brzeski. Diese Formel seit definitiv keine Garantie für nachhaltigen Erfolg.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Experteninterview: Wie Sie mit Geld in Zeiten sinkender Zinssätze umgehen sollten
07.09.2025

Börsen und Gold auf Rekord, Inflation rückläufig – doch die Zinsen wackeln. Während Trump Druck auf die Fed macht, ringt die EZB um...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Boliden-Chef: Mikael Staffas verteidigt Trump-Stahlzölle
07.09.2025

Der CEO von Boliden, Mikael Staffas, verteidigt Trumps Stahlzölle und warnt vor der chinesischen Konkurrenz. Europa steckt in lähmender...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation zwingt Unternehmen zu klarer Preisstrategie
07.09.2025

Die Inflation zwingt Unternehmen zu heiklen Preisentscheidungen. Wer zu schnell oder zu spät reagiert, riskiert Margenverluste – oder...

DWN
Panorama
Panorama Samenernte in 40 Meter Höhe: Wie der Wald von morgen wächst
07.09.2025

Die Samenernte hoch in den Baumwipfeln ist Abenteuer, Handwerk und Zukunftsarbeit zugleich. Wer an den Samen der Tanne gelangen will,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Österreichs Maßnahmen gegen die Inflation – und die Bedeutung für Deutschland
07.09.2025

Österreich steckt in der Krise: Die Regierung verspricht Milliardenhilfen, doch bei genauerem Hinsehen bleiben nur kleine Reformen übrig....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Turbojet-Drohne: Polen präsentiert universelle Technologieplattform
06.09.2025

Polen präsentiert die Turbojet-Drohne – eine universelle Technologieplattform für Militär und Zivil. Für Deutschland stellt sich die...

DWN
Panorama
Panorama Boot kaufen: Was Sie dabei unbedingt beachten sollten
06.09.2025

Mit einer frischen Meeresbrise im Gesicht das eigene Boot über die Wellen zu steuern, ist für viele Menschen ein Traum – doch dieser...

DWN
Immobilien
Immobilien Indexmiete: Eine gute Wahl?
06.09.2025

Wenn Mieter einen neuen Vertrag unterschreiben, fällt ihnen vielleicht ein ganz spezielles Wort im der Vertragsüberschrift auf: der...