Politik

Bundesamt: 500.000 Familien-Angehörige aus Syrien erwartet

Das Bundesamt für Migration erwartet, dass in den kommenden Monaten etwa 500.000 Angehörige von syrischen Flüchtlingen nach Deutschland kommen werden. Das Amt gab außerdem bekannt, dass mehr als 400.000 Asylanträge aus dem Vorjahr noch nicht bearbeitet sind.
08.06.2016 01:10
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Laut einer Prognose des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf) muss Deutschland aufgrund des Familiennachzugs mit Hunderttausenden weiteren Flüchtlingen rechnen. Sie würden vor allem als Ehegatten, Kinder oder Eltern unbegleiteter Minderjähriger aus Syrien in die Bundesrepublik kommen, heißt es in einem Dokument der Behörde, das der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) vorliegt. Diese Entwicklung werde sich zwar über viele Monate hinziehen. Wenn man Faktoren wie Alter, Kinderzahl und bereits mitgereiste Angehörige aber berücksichtige, sei damit zu rechnen, dass im Durchschnitt für jeden anerkannten syrischen Flüchtling ein Angehöriger dazukommen werde.

Laut Ankunftsstatistik des Bamf kamen 2015 etwa 428.000 Syrer nach Deutschland; in den ersten fünf Monaten dieses Jahres waren es knapp 72.000. Entsprechend muss mit bis zu 500.000 Flüchtlingen zusätzlich gerechnet werden, schreibt das Blatt in seiner Mittwochausgabe.

Die Bamf-Experten widersprechen laut SZ zugleich jenen Prognosen, die in den vergangenen Monaten schon eine Verdreifachung oder Vervierfachung der Flüchtlingszahl durch den Familiennachzug vorausgesagt hatten. Gleichzeitig betonten sie, dass auf die Sozialkassen zusätzliche Aufgaben zukämen. Allerdings verwiesen die Autoren darauf, dass durch "eine erhebliche zeitliche Verzögerung beim Familiennachzug" die Wirkung nur schrittweise eintreten werde.

Der Berg unerledigter Asylanträge wächst weiter. Im Mai seien beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) mehr als 55.000 Anträge gestellt worden, was im Vergleich zum gleichen Monat im Vorjahr ein Anstieg um 113 Prozent sei, teilte das Bundesinnenministerium am Dienstag in Berlin mit. Entschieden worden sei über die Anträge von rund 36.500 Menschen. Bei der Behörde stapeln sich nun fast 460.000 Anträge. Dies sind noch einmal fast 30.000 mehr als im April.

Von Januar bis Mai stellten knapp 310.000 Migranten in Deutschland einen Asylantrag. Obwohl nach der Schließung der Balkanroute weniger Menschen ins Land kommen, ist dies ein Anstieg um 118 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die weiter wachsende Zahl erklärt sich zum großen Teil dadurch, dass viele Migranten schon seit Monaten im Land leben und wegen der lange Zeit viel zu geringen Kapazitäten erst jetzt einen Antrag stellen können. Das BAMF hat inzwischen erheblich mehr Personal erhalten. Einem Sprecher zufolge soll bis Jahresende der Berg an Anträgen abgebaut werden.

Der BAMF-Sprecher verwies darauf, dass von Januar bis Mai mehr als 230.000 Anträge entschieden worden seien. Dies sind 147 Prozent mehr als in den ersten fünf Monaten 2015.

Auch bei den Registrierungen in den Erstaufnahmezentren der Länder hatte es im vergangenen Jahr einen Rückstau gegeben, der noch immer abgearbeitet wird. Daher liegen diese sogenannten Easy-Zahlen, wonach im Mai 16.281 Flüchtlinge registriert wurden, weiterhin deutlich über den durch die Bundespolizei festgestellten Einreisen. Nach deren Angaben kamen im Mai lediglich noch knapp 4500 Migranten bundesweit über die Grenze.

Die mit deutlichem Abstand meisten Asylantragsteller kamen in den ersten fünf Monaten aus Syrien (26.250), gefolgt von Irakern (6960) und Afghanen (5890). Stark abgenommen haben die Anträge von Menschen aus den sechs Westbalkanstaaten, von denen im Mai nur noch Albanien unter den zehn Top-Herkunftsländern war. Von Menschen aus den sechs Ländern, die Deutschland als sicher eingestuft hat, stammten im Mai 5,3 Prozent (2900) aller Asylanträge.

Das Bundeskriminalamt legte erstmals einen Bericht zu Straftaten von Flüchtlingen mit Daten aller 16 Bundesländer vor. Danach wurden von Asylsuchenden in den ersten drei Monaten knapp 70.000 Straften begangen oder versucht. Allerdings verringerte sich Zahl der Delikte von Januar bis zum März um 18 Prozent.

In mehr als der Hälfte der Fälle begingen Migranten Diebstähle (rund 29 Prozent) sowie Vermögens- und Fälschungsdelikte (28 Prozent). Dem Bericht zufolge traten Nordafrikaner, Georgier und Serben gemessen an ihrem Anteil an allen Flüchtlingen überproportional in Erscheinung.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen CBDCs und Gold – Kontrolle oder Freiheit?

In einer Zeit rasanter Veränderungen stellt sich mehr denn je die Frage: Wie sicher ist unser Geld wirklich? Die Einführung von CBDCs...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Der offene Konflikt zwischen Big Tech und der EU eskaliert
24.04.2025

Meta hat den diplomatischen Kurs verlassen und mit scharfen Vorwürfen auf die jüngsten Strafen der EU-Kommission reagiert. Der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lego rüstet auf: Wie der Spielzeugriese mit Industrie 4.0 zum globalen Produktionsvorbild werden will
24.04.2025

Mit KI, Robotik und strategischer Fertigung wird Lego zum heimlichen Vorbild europäischer Industrie – und setzt neue Standards in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Drittes Jahr in Folge kein Wachstum – Habeck senkt Prognose
24.04.2025

Ein drittes Jahr ohne Wachstum, eine düstere Prognose und ein scheidender Minister, der den Stillstand verwaltet: Robert Habeck...

DWN
Politik
Politik Europa sitzt auf russischem Milliardenvermögen – doch es gibt ein Problem
24.04.2025

Europa sitzt auf eingefrorenem russischen Vermögen im Wert von 260 Milliarden Euro – ein gewaltiger Betrag, der den Wiederaufbau der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ifo-Geschäftsklima: Deutsche Unternehmen trotzen globalen Risiken
24.04.2025

Während weltweit wirtschaftliche Sorgen zunehmen, überrascht der Ifo-Index mit einem leichten Plus. Doch der Aufschwung ist fragil: Zwar...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktive ETFs: Wie US-Finanzriesen Europa erobern und was das für Anleger heißt
24.04.2025

Amerikanische Vermögensverwalter drängen verstärkt auf den europäischen Markt für aktiv gemanagte ETFs, da hier im Vergleich zu den...

DWN
Politik
Politik Meloni wird Trumps Brücke nach Europa
24.04.2025

Giorgia Meloni etabliert sich als bevorzugte Gesprächspartnerin Donald Trumps – und verschiebt das diplomatische Gleichgewicht in Europa.

DWN
Politik
Politik Rot-Grüner Koalitionsvertrag für Hamburg steht
24.04.2025

SPD und Grüne wollen in Hamburg weiter gemeinsam regieren – trotz veränderter Mehrheitsverhältnisse. Der neue Koalitionsvertrag steht,...