Politik

Brexit: Fluglinien müssen Prognosen nach unten schrauben

Der Ausstieg der Briten aus der EU wirbelt die Geschäfte von Fluglinien durcheinander. Die zweitgrößte europäische Billig-Airline Easyjet kassierte die Prognose für das laufende Quartal. Wegen des Brexit könnten sich weniger Menschen im Sommer für eine Flugreise entscheiden, teilte die britische Fluggesellschaft am Montag mit
27.06.2016 15:54
Lesezeit: 1 min

Mit der derart korrigierten Prognose schickte der Konzern seine Aktien auf Talfahrt, die um ein Fünftel einbrachen, berichtet Reuters. Easyjet ist mit seiner Warnung nicht allein: Ende voriger Woche hatte bereits die British-Airways-Mutter IAG wegen der Marktunsicherheiten nach der Abstimmung den Ausblick für dieses Jahr gesenkt.

Britische Airlines sind vom Brexit-Votum stark in Mitleidenschaft gezogen. Ab sofort dürften auf der Insel wegen des schwächeren Pfunds und der wirtschaftlichen Unsicherheiten Analysten zufolge weniger Leute ins Flugzeug steigen. Zudem müssen sich speziell Fluglinien mit Sitz im Vereinigten Königreich langfristig um den Zugang zum europäischen Markt sorgen. Bislang konnten Easyjet und British Airways etwa dank der EU-Mitgliedschaft des Vereinigten Königreichs alle EU-Märkte anfliegen. Der Vorteil fällt mit dem Austritt weg.

Der Brexit verhagelt nicht nur in Großbritannien ansässigen Fluglinien die Geschäfte. Da die europäische Wirtschaft langsamer wachsen werde, dürfte auch die Nachfrage nach Flugreisen auf dem gesamten Kontinent leiden, sagte Luftfahrt-Analystin Alexia Dogani von der Bank Goldman Sachs. In der Folge dürfte die Zahl der Passagiere in Europa bis 2018 jährlich nur noch um drei Prozent zunehmen anstatt der bislang erwarteten Wachstumsrate von 4,5 Prozent pro Jahr. Die Aussagen verpassten den Aktien von Airlines einen Dämpfer: Die Titel des europäischen Marktführers Lufthansa verloren mehr als 7,5 Prozent, die Papiere von Air France-KLM notierten sechs Prozent im Minus.

Europas größter Tourismuskonzern TUI hofft, die Auswirkungen des Austritts Großbritanniens aus der EU auf sein Geschäft begrenzen zu können. „Auch wenn Großbritannien ein wichtiger Markt für uns ist, so sind wir ein global tätiges Unternehmen", sagte TUI-Finanzchef Horst Baier der Börsen-Zeitung (Samstagausgabe). Die Firma aus Hannover erwirtschaftet im Vereinigten Königreich ein Drittel des jährlichen Umsatzes von 20 Milliarden Euro. Die Wachstumsaussichten für den weltweiten Tourismus seien sehr positiv. „Insofern sind wir zuversichtlich, dass wir die Auswirkungen gering halten können.“ Zwar würde ein nachhaltiger Wertverlust des Pfund die Kaufkraft der Briten beeinträchtigen. „Ob sich dadurch aber die Briten ihre sehr ausgeprägte Reiselust nehmen lassen, darf bezweifelt werden“, sagte Baier. Anleger teilten den Optimismus nicht: Die Titel brachen um knapp sieben Prozent ein.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alt gegen Jung: Wie die Generation Z das Arbeitsleben umkrempelt – und was zu tun ist
01.07.2025

Alt gegen Jung – und keiner will nachgeben? Die Generationen Z und Babyboomer prallen aufeinander. Doch hinter den Vorurteilen liegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...

DWN
Politik
Politik Schlachtfeld der Zukunft: Die Ukraine schickt ihre Kampfroboter ins Gefecht
01.07.2025

Die Ukraine setzt erstmals schwere Kampfroboter an der Front ein. Während Kiew auf automatisierte Kriegsführung setzt, treiben auch...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
01.07.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...

DWN
Politik
Politik Dänemark übernimmt EU-Ratsvorsitz – Aufrüstung dominiert Agenda
01.07.2025

Dänemark hat den alle sechs Monate rotierenden Vorsitz im Rat der EU übernommen. Deutschlands Nachbar im Norden tritt damit turnusmäßig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Technik streikt: Zählt Ausfallzeit zur Arbeitszeit?
01.07.2025

Wenn im Büro plötzlich die Technik versagt, stellt sich schnell eine Frage: Muss weitergearbeitet werden – oder zählt die Zeit...

DWN
Politik
Politik NATO ohne Substanz: Europa fehlen Waffen für den Ernstfall
01.07.2025

Europa will mehr für die Verteidigung tun, doch der Mangel an Waffen, Munition und Strategie bleibt eklatant. Experten warnen vor fatalen...