Politik

Nato-General wollte Obama zu Krieg gegen Russland drängen

Der frühere Nato-Chef in Europa General Breedlove hat versucht, auf US-Präsident Obama Druck aufzubauen: Er sollte eine härtere Haltung gegen Russland einnehmen und tödliche Waffen für einen Stellvertreter-Krieg in die Ukraine genehmigen. Doch Obama blieb standhaft. Am Ende musste Breedlove gehen.
03.07.2016 02:01
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Zwischen US-Präsident Barack Obama und der Nato hat es zu Beginn der Ukraine-Krise offenbar schwere Differenzen gegeben. Die Nato wollte unbedingt einen harten Kurs gegen Moskau fahren, doch Obama winkte ab - sehr zur Frustration der Nato-Generalität. Der Konflikt in der Ukraine schien der Nato eine Möglichkeit, einen Stellvertreter-Krieg gegen Russland zu führen, berichtet The Intercept. Dazu setzte die Nato einigen Lobbyisten-Aufwand in Gang, um Obama zur Genehmigung von tödlichen Waffen zu bewegen. Doch Obama lehnte ab: Der Präsident war der Auffassung, dass dieser Schritt die Lage eskalieren und den Russen einen Vorwand liefern würde, um tatsächlich militärisch einzugreifen.

Die Enthüllungsplattform DC Leaks hat private E-Mails des ehemaligen Generalstabschefs der Nato in Europa, Philip Breedlove, veröffentlicht. Aus einer Reihe von E-Mails geht hervor, dass Breedlove im Jahr 2014 private Treffen mit Colin Powell durchführen wollte, um ihn nach Rat zu fragen, wie man Druck auf die Obama-Regierung ausüben könnte, damit der US-Präsident eine aggressivere Haltung gegen Russland einnimmt.

„Ich könnte falsch liegen (…) Aber ich sehe nicht, dass das Weiße Haus sich wirklich darum bemüht, mit Europa und der Nato zusammenzuarbeiten. Ehrlich gesagte, denke ich, dass wir als ,Ärgernis' empfunden werden (…) also als eine Gefahr gesehen werden, die die Nation in einen Konflikt treiben will“ schrieb Breedlove in einer E-Mail an Powell, der sich dann bereit erklärte, sich mit dem Nato-General zu treffen. Breedlove fährt in seiner E-Mail fort: „Ich suche ihre Rat an zwei Fronten. Erstens, wie wir dies in einer Zeit gestalten können, in der sich alle Augen auf ISIS richten und zweitens, wie ich das persönlich mit dem US-Präsidenten bearbeiten kann“, so Breedlove.

Der Nato-General versuchte, Obama und das Weiße Haus über mehrere Kanäle zu beeinflussen, damit sich die Russland-Politik des Weißen Hauses ändert. Er suchte den Kontakt zu ehemaligen Militärs der Nato und Akademikern, um diese gegen Obama einzusetzen. „Ich denke, dass der US-Präsident uns als Gefahr ansieht, die minimiert werden soll“, schreibt Breedlove in einer weiteren E-Mail an Harlan Ullmann vom Atlantic Council.

Phillip Karber, Präsident der Potomac Foundation, der Breedlove in der Ukraine-Krise beraten hatte, bestätigt die Authentizität der E-Mails. Er berichtet auch, dass Breedlove eingeräumt habe, dass seine Emails gehackt worden waren - und beschwerte sich darüber, dass niemand in der Regierung etwas dagegen unternommen hatte.

Doch nicht nur das Weiße Haus, auch Deutschland war mit der Politik von Breedlove unzufrieden. So beschwerte sich Bundesaußenminister Frank-WAlter Steinmeier offiziell bei der Nato, weil das Militär-Bündnis falsche Berichte über die Lage in der Ost-Ukraine lanciert hatte.

Breedlove hat in der Auseinandersetzung den Kürzeren gezogen und musste aus dem Amt scheiden. Wie die Website The Intercept von Glenn Greenwald berichtet, äußert sich der General seit seinem Ausscheiden deutlich gemäßigter über die Russen und betont sogar, dass es einen Dialog mit Russland geben müsse.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreise schießen erneut in die Höhe: Mietmarkt unter Druck – wird Wohnen zum Luxus?
06.02.2025

Schon wieder Schocknachrichten vom Immobilienmarkt: Mieter in verschiedenen Großstädten, die neue Mietverträge abschließen, müssen...

DWN
Politik
Politik BSW-Mitglieder treten nach Migrationsdebatte aus Partei aus
06.02.2025

Die Debatten zur Migrationspolitik im Bundestag haben auch innerhalb des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) für Unruhe gesorgt –...

DWN
Politik
Politik Parteien: Wahlomat gibt Orientierungshilfe zur Bundestagswahl
06.02.2025

Der Termin der vorgezogenen Bundestagswahl 2025 rückt näher - viele Menschen sind noch unentschlossen, bei welchen Parteien sie ihre...

DWN
Politik
Politik Neue DWN-Serie: Die unbequemen Wahrheiten der Bundestagswahl 2025 - was die Parteien planen
06.02.2025

Am 23. Februar findet die Bundestagswahl 2025 statt, eine richtungsweisende Wahl. Was die Parteien planen, haben wir uns in einer großen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftskrise: Deutschland hat sich zu lange auf seinem Erfolg ausgeruht
06.02.2025

Deutschland hat sich laut einer internationalen Studie zu lange auf früheren Erfolgen ausgeruht – und steckt deshalb langfristig in...

DWN
Politik
Politik Konzernchefs fordern Politikwechsel in Wirtschaft und Migration
06.02.2025

Die Vorstandschefs von Deutsche Bank, Siemens und Mercedes-Benz setzen sich in einem gemeinsamen Appell für ein offenes Deutschland ein....

DWN
Politik
Politik Gaza: Israels Armee plant "freiwillige Ausreise" von Palästinensern
06.02.2025

Israel reagiert auf Trumps Vorschlag einer Umsiedelung von zwei Millionen Palästinensern aus Gaza. Der israelische Verteidigungsminister...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienmarkt: Entwicklung 2025 und wie Sie darauf reagieren sollten
06.02.2025

2025 bringt eine Reihe an Immobilienmarkt-Entwicklungen mit sich, darunter die neue Grundsteuer, sinkende Kreditzinsen, Veränderungen bei...