Finanzen

Finanzinvestor KKR nimmt NordLB faule Schifffahrtskredite ab

Die NordLB hat mit dem Verkauf ausfallgefährdeter Schiffskredite an einen Finanzinvestor begonnen. Die toxischen Papiere sollen mit anderen Zertifikaten gemischt und dann verkauft werden – eine Methode, die maßgeblich zur Entstehung der weltweiten Finanzkrise im Jahr 2008 beitrug.
23.08.2016 02:52
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Hoffnungsschimmer für Banken mit faulen Schiffskrediten in der Bilanz: Der Finanzinvestor KKR steigt in den Markt ein und gründet zusammen mit einem nicht näher benannten Staatsfonds eine „Schiffsportfolio-Managementgesellschaft“. Das Projekt machte die NordLB am Montag öffentlich, die in einem ersten Schritt Kredite im Volumen im Nominalwert von etwa 1,3 Milliarden Euro an diese Gesellschaft übertragen will. Mit welchem Abschlag sie das tut, teilte die Landesbank nicht mit. Die Transaktion soll im vierten Quartal über die Bühne gehen. Die neue Gesellschaft steht demnach auch anderen Banken offen.

Das könnte branchenweit für Erleichterung sorgen. Denn deutsche Banken haben vor dem Ausbruch der Finanzkrise 2007/08 besonders viele Schiffe finanziert und stehen nun wegen der Überkapazitäten auf hoher See stark unter Druck. Die Risikovorsorge für ausfallgefährdete Darlehen in dem Sektor ist erdrückend hoch und viele Institute befürchten, dass die Aufseher hier die Daumenschrauben noch einmal anziehen. Es gibt aber nur wenige Käufer für diese Problem-Portfolios und in der Regel fordern sie einen hohen Abschlag auf die Nominalwerte der Schiffe. Zuletzt startete Finanzkreisen zufolge die Deutsche Bank einen neuen Versuch, Schiffskredite im Milliardenvolumen loszuwerden, um die Bilanz zu reinigen.

Am härtesten hat die Schiffskrise die norddeutschen Landesbanken getroffen. So erwartet die NordLB dieses Jahr zum ersten Mal seit 2009 wieder rote Zahlen. Vorstandschef Gunter Dunkel sieht in der Zusammenarbeit mit KKR denn auch eine wichtige Wegmarke. „Wir leisten damit einen bedeutenden Beitrag zu unserem Ziel, das Schiffsportfolio der Bank von derzeit 18 Milliarden Euro auf künftig 12 bis 14 Milliarden Euro zu reduzieren“, erklärte er. Übertragen werden mit dem ersten Paket - bis zu 100 Schiffe - nicht nur faule Kredite, sondern auch solche, bei denen Zins und Tilgung noch bedient werden.

Geplant ist offenbar, die Darlehen über Verbriefungsstrukturen in Wertpapiere zu bündeln und weiterzuvermarkten. Die NordLB will sich dabei nach eigenen Angaben als „Erstinvestor“ mit beteiligen. Details ließ die Bank noch offen. KKR sieht sich als Spezialist für die Verwertung schwieriger Kreditbestände. Manager Johannes Huth erklärte: „Diese Transaktion entspricht dem Ansatz von KKR, in Anlagen von Banken zu investieren, die nicht-strategisch sind oder den Renditeerwartungen nicht entsprechen, und diese zu managen.“

Die maritime Transportbranche leidet seit Jahren unter mangelnder Auslastung, die auf einen Rückgang der weltwirtschaftlichen Dynamik schließen lässt. Viele Container-Reeder können derzeit keinen nennenswerten Gewinn mehr erwirtschaften und operieren sogar defizitär.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...