Die Elektro-Prämie der Bundesregierung hat noch nicht den gewünschten Erfolg erzielt. Ende Juli waren erst 1.500 Anträge hierzulande gestellt worden. Die trotz der Prämie hoch ausfallenden Preise der deutschen E-Autos spielen dabei eine große Rolle. Nichtsdestotrotz gehen viele Studien von einem Durchbruch der E-Mobilität weltweit innerhalb der kommenden 20 Jahre aus.
„Die Automobilindustrie muss den größten Umbruch seit Henry Ford bewältigen“, sagt Elmar Kades, vom Beratungsunternehmen AlixPartners anlässlich der Studie „A Watershed Moment for the Automotive Industry: The AlixPartners Global Automotive Outlook 2016. „Im Jahr 2030 hat die Hälfte aller Autos einen elektrischen oder hybriden Antrieb und alle Autos sind vernetzt.“ Eine konsequente Digitalisierung habe die strukturellen Kosten der Branche um bis zu einem Viertel gesenkt. „Nur wer jetzt seine Strategie umstellt, wird in diesem neuen Markt dabei sein können.“
Die Studie geht davon aus, dass sich bis 2030 die Preise für die Antriebsstränge so sehr angleichen werden, dass der Preis für Kunden kein Argument mehr gegen E-Autos sein werde. „2030 wird der Kunde zwischen elektrisch und mit Kraftstoff betriebenen Autos wählen können, die in Reichweite, Preis und Leistung auf gleichem Niveau sind“, sagt Automotive-Experte Kades. „Dann bestimmen Kundenpräferenzen und mögliche regionale Emissionsbeschränkungen den weiteren Kampf der Antriebsstränge.“
Entsprechend muss sich bei den Autoherstellern etwas hinsichtlich der geplanten Investitionen ändern. Werden derzeit etliche Teile der E-Autos von den Herstellern zugekauft, wird bis 2030 möglicher Weise eine Integration der Batterieherstellung etc. in den eigenen Produktionsprozess sinnvoller werden. Diesbezüglich sollten sich die Hersteller überlegen, wie hoch ihre Investitionen in Dieseltechnologie noch ausfallen werden. Der Studie zufolge werden bis 2030 nur mehr 9 Prozent der in Europa verkauften Automobile einen Dieselmotor besitzen, heute sind es mehr als die Hälfte.
Investitionen, die jetzt noch in die Dieseltechnologie geschoben werden, sind ein Risiko für die Autohersteller. Sinken die Verkäufe der Dieselfahrzeuge so drastisch, werden die Investitionen keine Gewinne mehr abwerfen. Vielmehr drohen dann zahlreiche Abschreibungen, warnt Chris Bryant von Bloomberg. Bryant rechnet damit, dass die Kosten für den Erwerb eines Elektroautos bereits 2022 unter denen eines Autos mit Verbrennungsmotor liegen werden.
Die Hersteller müssten dementsprechend die Investitionen in die Dieseltechnologie verringern. Doch die Auflagen der EU zwingen sie zumindest teilweise dazu, noch weiter zu investieren. Die noch geringe Zahl der E-Fahrzeuge in der EU und die Emissionsziele der Union bis 2021 lassen sich nicht vereinen. Um die Emissionsziele trotzdem zu erreichen, müssen die Autohersteller weiter in die Dieseltechnologie investieren, um die Emission beim Verbrennungsmotor zu reduzieren. Diese Investitionen könnten dann aber bereits ein Jahr nach dem selbst gesteckten Emissionsziel der EU für die Autohersteller, wie bereits beschrieben, gefährlich werden. Daimler etwa hat kürzlich angekündigt, noch einmal drei Milliarden Euro in die Dieseltechnologie zu investieren. VW und BMW haben zumindest zuletzt angedeutet, Investitionen senken zu wollen, aber keinen genauen Termin genannt.