Finanzen

Henkel und Sanofi begeben erstmals Anleihen mit negativer Rendite

Der Kosmetikproduzent Henkel hat zusammen mit dem Pharmakonzern Sanofi als erstes Privat-Unternehmen Europas Anleihen mit negativer Rendite emittiert. Anleger müssen dafür bezahlen, den Firmen Geld zu leihen. Möglich ist dies, weil die EZB inzwischen auch Firmen-Anleihen aufkauft und so die Renditen in dem Markt drückt.
08.09.2016 00:52
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Erstmals begaben am Dienstag zwei Unternehmen ohne Staatsbeteiligung Papiere mit einer Rendite von unter null Prozent. Neben dem deutschen Kosmetik- und Waschmittelunternehmen Henkel hatte auch der französische Pharmakonzern Sanofi Anleihen ausgegeben, deren Nennwert er nicht zur Gänze zurückzahlen muss.

Henkel bot nach Informationen der Thomson Reuters-Tochter IFR Anleihen im Volumen von 500 Millionen Euro und einer Laufzeit bis 2018 an. Die doppelt so schwere Offerte von Sanofi umfasste Titel, die erst im Jahr 2020 auslaufen. Die Rendite beider Anleihen sahen Experten bei minus 0,05 Prozent. Damit müssen Anleger die Firmen dafür bezahlen, ihnen Geld leihen zu dürfen. Das Wall Street Journal schreibt, dass „diese Finanzierungsrunde ein weiterer Beweis dafür ist, wie sehr die expansive Geldpolitik der EZB die traditionelle Investment-Theorie auf den Kopf gestellt hat.“

Im Juli hatte mit der Deutschen Bahn erstmals ein Unternehmen einen Bond mit einer negativen Rendite - minus 0,006 Prozent - begeben. Da der Bahnbetreiber aber komplett dem Bund gehört, gelten dessen Papiere als Quasi-Staatsanleihen. Der Henkel-Rivale Unilever und der früher als GDF Suez firmierende französische Versorger Engie emittierten Nullkupon-Titel mit einer Rendite von knapp über Null.

Mit der Ausweitung ihrer Anleihekäufe auf Schuldtitel von Unternehmen hat die Europäische Zentralbank (EZB) auch die Renditen dieser Papiere in den vergangenen Monaten kräftig gedrückt, weil sie einen Käufer im Markt darstellt, der theoretisch unbegrenzt und zu jedem Preis kaufen könnte. Mehr als 27 Prozent aller Titel aus diesem Bereich, die mit dem Gütesiegel „Investment Grade“ ausgezeichnet sind, sind für Anleger bereits ein Verlustgeschäft. Der Gesamtumfang dieser Papiere beträgt offenbar über 700 Milliarden Euro, schreibt der Finanzblog Zerohedge. Jeden Monat kauft die EZB Bonds im Volumen von 80 Milliarden Euro auf.

Zwar sind die Mechanismen des EZB-Einflusses auf den Markt für Unternehmensanleihen klar, die Situation stellt jedoch ein Novum dar. „Wir versuchen die Konsequenzen dessen, was gerade passiert, zu verstehen“, wird ein Beobachter vom Wall Street Journal zitiert. „Es ist bizarr, ein Unternehmen zu bitten, sich um das eingesetzte Geld gut zu kümmern, nur um in zwei oder drei Jahren weniger zurückzubekommen.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kursgewinne oder Verluste: Anleger hoffen auf drei entscheidende Auslöser für Börsenrally
18.07.2025

Zölle, Zinsen, Gewinne: Neue Daten zeigen, welche drei Faktoren jetzt über Kursgewinne oder Verluste entscheiden. Und warum viele...