Die Modekette SinnLeffers ist zahlungsunfähig und hat einen Insolvenzantrag gestellt. «Um die SinnLeffers GmbH (...) dauerhaft wettbewerbsfähig positionieren zu können, ist eine leistungs- und finanzwirtschaftliche Sanierung im Wege eines gesteuerten Insolvenzplanverfahrens in Eigenverwaltung erforderlich», teilte das Unternehmen am Montagabend mit. Geschäftsführer Friedrich-Wilhelm Göbel sagte: «Wir sind überzeugt, dass durch die Eigenverwaltung der Fortbestand der SinnLeffers GmbH gesichert ist und der Großteil der vorhandenen Arbeitsplätze erhalten werden kann.»
Als Sanierungsgeschäftsführer berief das Unternehmen den Düsseldorfer Rechtsanwalt Thomas Kluth, vorläufiger Sachwalter ist der Jurist Rolf Weidmann aus Essen.
Der Antrag habe «keinen Einfluss auf die operativen Geschäfte und die laufende Sanierung der Rudolf Wöhrl AG», teilte der Modehändler Wöhrl mit, der die gleichen Eigentümer hat wie SinnLeffers. «Weder Standorte noch Mitarbeiter oder Geschäftsbeziehungen von Wöhrl sind davon berührt.»
Wöhrl hatte vergangene Woche ein sogenanntes Schutzschirmverfahren eingeleitet. Dies schützt in die Krise geratene Unternehmen vor dem Zugriff der Gläubiger, ohne dass die Betriebe bereits Insolvenz anmelden müssen. Die Geschäftsführung kann das Nürnberger Unternehmen weiter lenken. Ihr wird allerdings ein Anwalt als «Sachwalter» und externer Berater zur Seite gestellt.
SinnLeffers war 1997 durch die Fusion aus den zwei kleineren Traditions-Modehäusern Sinn und Leffers entstanden. Von 2001 bis 2005 gehörte das Unternehmen zum Essener KarstadtQuelle-Konzern, bis es von der Deutschen Industrie Holding (DIH) übernommen wurde. Aktuell gibt es 22 SinnLeffers-Filialen in Deutschland. Nach eigenen Angaben beschäftigt das Unternehmen 1259 Mitarbeiter.
Erst vor wenigen Tagen war Übernahme des angeschlagenen Modeherstellers Strenesse gescheitert. Wie der Insolvenzverwalter des Unternehmens aus Nördlingen am Freitag berichtete, ist er vom Kaufvertrag mit einem niederländischen Investor zurückgetreten. Unklar blieb, wieso das Geschäft mit der MAEG Holding aus Amsterdam fehlschlug. Insolvenzverwalter und Investor machten sich in Pressemitteilungen gegenseitig dafür verantwortlich.
Strenesse als bisheriger Eigentümer erklärte, dass MAEG den Kaufpreis nicht gezahlt habe. Der Investor hätte demnach bis Ende August zahlen müssen. Diese Frist sei bis Freitag verlängert worden, ohne dass Geld eingegangen sei, berichtete Insolvenzverwalter Jörg Nerlich. Deswegen sei er vom Vertrag zurückgetreten. «Die Geschäfte laufen planmäßig weiter, alle Lieferanten- und Kundenbeziehungen werden aufrechterhalten», betonte Nerlich.
Eine PR-Agentur teilte hingegen im Namen von MAEG mit, es habe sich herausgestellt, dass die «Angaben über die wirtschaftliche Situation von Strenesse falsch gewesen» seien. «Der wahre Investitionsbedarf zur Neuaufstellung von Strenesse ist deshalb um ein Vielfaches höher, als auf Grundlage der vorgelegten Zahlen kalkuliert werden konnte», hieß es. Deswegen werde MAEG den Kaufvertrag nicht einhalten.
Ursprünglich hatte es Anfang August geheißen, dass MAEG alle 240 Mitarbeiter des schwäbischen Modeherstellers übernehmen wolle. Dafür hatte der Investor bereits eine neue GmbH gegründet. Erst vor wenigen Tagen war Strenesse von einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung in ein reguläres Insolvenzverfahren gewechselt, um die nach der Übernahme der Geschäfte eigentlich überflüssig gewordene Aktiengesellschaft abzuwickeln.
Der hoch verschuldete Modehersteller hatte 2014 Insolvenz angemeldet. Das einst von der Unternehmerfamilie Strehle geführte Unternehmen galt lange als ein deutsches Designermode-Aushängeschild.