Finanzen

Chemiekonzern Lanxess vor Milliarden-Übernahme in den USA

Der Kölner Chemiekonzern Lanxess steht vor einer milliardenschweren Übernahme in den USA. Für rund 2,4 Milliarden Euro soll der Rivale Chemtura geschluckt werden. Finanziert werden soll der Schritt durch die Ausgabe von Anleihen sowie durch Barreserven.
26.09.2016 12:17
Lesezeit: 1 min

Das Kölner Chemie-Unternehmen Lanxess will den US-Rivalen Chemtura für insgesamt rund 2,4 Milliarden Euro übernehmen, berichtet Reuters. Beide Seiten hätten bereits eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet. „Uns ist ein großer strategischer Wurf gelungen“, sagte Zachert am Montag. Lanxess werde damit einer der weltweit größten Anbieter von Flammschutz- und Schmierstoff-Zusatzstoffen und baue sein Geschäft in Nordamerika deutlich aus. Dafür greift Zachert tief in die Kriegskasse: Noch nie zuvor hat die Gesellschaft, die 2005 von Bayer abgespalten wurde, so viel für eine Übernahme ausgegeben.

An der Börse kam der neueste Zukauf gut an: Lanxess-Aktie waren mit einem Plus von mehr als acht Prozent mit Abstand größter Gewinner im MDax. Nach Einschätzung von Analysten ist der Preis für Chemtura angemessen, zudem passe das Unternehmen gut zu Lanxess.

Gerade das Kautschukgeschäft, das unter Überkapazitäten und Preisverfall leidet, hatte Lanxess in der vergangenen Jahren aber zu schaffen gemacht. Zachert, der 2014 das Ruder von seinem Vorgänger Axel Heitmann übernommen hatte, brachte den Konzern mit einem Sparprogramm wieder auf Kurs. Das schwächelnde Geschäft mit synthetischem Kautschuk wurde in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem saudischen Ölgiganten Saudi Aramco eingebracht. Die Einnahmen daraus wollte Zachert auch für Zukäufe nutzen. Bereits Ende April schlug er zu und erwarb für rund 210 Millionen Euro das Geschäft für Desinfektions- und Hygienelösungen vom US-Chemiekonzern Chemours.

Chemtura bietet Schmierstoffzusatzstoffe und synthetische Schmierstoffe ein, die etwa in der Stromerzeugung und der Luftfahrt eingesetzt werden. Die Flammschutz-Zusatzstoffe des Unternehmens werden vor allem in der Bauindustrie zur Gebäudedämmung sowie in der Elektroindustrie genutzt. Für beide Bereiche erwartet Lanxess jährliche Wachstumsraten von drei bis vier Prozent. Die Chemtura-Aktionäre sollen von den Kölnern 33,50 Dollar je Aktie und damit einen Aufschlag von rund 19 Prozent auf den Schlusskurs vom Freitag erhalten. Lanxess zahlt damit für das US-Unternehmen ohne Schulden rund 1,9 Milliarden Euro. Die Übernahme, die bis Mitte 2017 abgeschlossen werden soll, will Lanxess im Wesentlichen über Unternehmens- und Hybridanleihen sowie aus bestehenden liquiden Mitteln finanzieren. Die Chemtura-Aktionäre und die Kartellbehörden müssen dem Zukauf noch genehmigen.

Die Übernahme soll sich bereits im ersten Geschäftsjahr positiv auf das Ergebnis von Lanxess auswirken. Bis 2020 erwarten sich die Rheinländer zudem Einsparungen aus der Transaktion von rund 100 Millionen Euro. Zu dem geplanten Aktienrückkauf von 200 Millionen Euro werde es angesichts der Übernahme vorerst nicht kommen. Chemtura beschäftigt weltweit rund 2500 Mitarbeiter. Das Unternehmen kam zuletzt auf einen Jahresumsatz von umgerechnet rund 1,5 Milliarden Euro bei einem bereinigten Betriebsgewinn (Ebitda) von 245 Millionen. Lanxess setzte 2015 mit rund 16.700 Mitarbeitern 7,9 Milliarden Euro um und erzielte einen bereinigten Betriebsgewinn von 885 Millionen.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Wirtschaft holt auf: Thüringen und Sachsen mit Spitzenplätzen
20.05.2025

Einer neuen ifo-Studie zufolge hat Ostdeutschland wirtschaftlich gegenüber dem Westen deutlich aufgeholt. Der Thüringer Industrieanteil...

DWN
Politik
Politik Wenn Europa falsch reagiert, wird Trump zur echten Gefahr für die NATO
20.05.2025

Donald Trump ist zurück – und mit ihm die Zweifel an der Zukunft der NATO. Ex-Sicherheitsberater John Bolton warnt: Nicht Trump allein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Amazons Geheimwaffe aus Israel: Wie ein unbekanntes Start-up den KI-Krieg entscheidet
20.05.2025

Ein unbekanntes Start-up aus Israel liefert den Treibstoff für Amazons KI-Vormarsch. Mit Annapurna Labs sichert sich der Tech-Gigant die...

DWN
Finanzen
Finanzen 30.000 Dollar für Gold – und der Westen ist bankrott
20.05.2025

Gold steigt, wenn das Vertrauen fällt. Für Hedgefonds-Manager David Einhorn wäre ein Kurs von 30.000 Dollar kein Triumph – sondern ein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Krise am Bau: Wohnungsmarkt steckt fest – Bauindustrie warnt vor Investitionsstau
20.05.2025

Die deutsche Bauwirtschaft steckt weiterhin tief in der Krise. Der Wohnungsbau schwächelt, Neubauten stagnieren – und aus Sicht der...

DWN
Politik
Politik BKA: Politisch motivierte Kriminalität steigt um 40 Prozent– Beratungsstellen schlagen Alarm
20.05.2025

Schon die erste Kriminalitätsstatistik, die Dobrindt vorstellt, zeigt, dass er ein schwieriges Amt übernommen hat. Bei Straftaten mit...

DWN
Finanzen
Finanzen BYD-Aktie auf Rekordjagd: Neue Technologie und Europa-Strategie beflügeln den Kurs
20.05.2025

Die BYD-Aktie bricht Rekorde, während Konkurrent Tesla schwächelt. Neue Technologien und Strategien sorgen für Aufsehen – doch wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russland unter Druck: EU verschärft Sanktionen gegen Kreml
20.05.2025

Trotz der Bemühungen von US-Präsident Donald Trump ist ein Ende des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine weiterhin nicht in Sicht....