Finanzen

Banken auf der Kippe: Crash-Gefahr in Saudi-Arabien

Im Finanzsystem Saudi-Arabiens zeichnet sich eine Schieflage ab. Das Land leidet nicht nur unter dem Ölpreis-Verfall. In den USA wachsen die Zweifel am wichtigsten Verbündeten im Nahen Osten.
11.10.2016 00:21
Lesezeit: 1 min
Banken auf der Kippe: Crash-Gefahr in Saudi-Arabien
Die Entwicklung des Interbanken-Satzes. (Grafik: Zerohedge.com)

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

In Saudi-Arabien zeichnen sich große Verwerfungen im Finanzsektor und am Aktienmarkt ab. Die Aktien der wichtigsten Banken des Landes haben im vergangenen Jahr etwa die Hälfte ihres Werts eingebüßt. Derzeit liegt der entsprechende Index so tief wie zuletzt Anfang des Jahres 2009, berichtet der Finanzblog Zerohedge.

Der Interbanken-Zinssatz, welcher als Richtwert für die Geldausleihung zwischen saudischen Banken dient, steht derzeit so hoch wie seit Ende 2008 nicht mehr. Je höher der Zinssatz liegt, umso misstrauischer sind Banken im Allgemeinen, sich gegenseitig Gelder anzuvertrauen.

Wie die Zeitung The National berichtet, hat die Zentralbank inzwischen Geschäftsbanken angewiesen, Kunden die Zinszahlungen auf Kredite für einen Monat zu erlassen. Der Hintergrund dürfte der Entscheid der Regierung sein, die öffentlichen Ausgaben massiv zu beschneiden, um die Folgen der seit über eineinhalb Jahren andauernden Ölpreisschwäche zu kompensieren.

Ein Grundproblem des Bankensystems in Saudi-Arabien besteht darin, dass der Umfang der Kundeneinlagen stetig abnimmt, während die Forderungen gegenüber dem privaten Sektor hoch bleiben. Dies erschwert es den Geldinstituten, Liquidität zu generieren. „Die sich verengende Liquidität belastet die Kredit-Einlagen-Relation sowie das Niveau an liquiden Mittel bei den Banken und wirkt sich außerdem negativ auf die Refinanzierungskosten und die Profitabilität aus. Folgeeffekte werden eine größere Zahl ausfallgefährdeter Kredite sein“, wird die US-amerikanische Ratingagentur Moody’s von Gulf News zitiert.

Zusätzlich zum niedrigen Ölpreis wird die saudische Wirtschaft derzeit auch von einer schleichenden Entfremdung zum traditionell wichtigsten Bündnispartner USA belastet – beide Volkswirtschaften sind über die Ölverkäufe in US-Dollar eng miteinander verbunden. Vor diesem Hintergrund ist bemerkenswert, dass Moody’s die Kreditwürdigkeit Saudi-Arabiens im Mai herabgestuft hatte (Video am Anfang des Artikels).

Nachdem der US-Kongress ein Veto Präsident Obamas aufgehoben hatte, sind fortan Klagen von Angehörigen der Terroranschläge vom 11. September gegen Saudi-Arabien möglich. Teilen des Behördenapparates wird vorgeworfen, an den Attentatsplanungen beteiligt gewesen zu sein. Saudi-Arabien reagierte daraufhin erbost und drohte ernste Konsequenzen an.

Riad legt einen Großteil seiner Ölgewinne seit Jahrzehnten in US-Staatsanleihen an – kommt es zu einem Umdenken der Saudis, würde die Schuldenaufnahme der USA erschwert. Auch andere wichtige Staaten wie China und Indien fahren die Käufe seit Monaten zurück. Eine Abwendung vom Dollar als allein gültige Währung zur Abwicklung der saudischen Ölverkäufe würde überdies dessen Statur als Weltleitwährung gefährden. Die Regierung in Washington kündigte ihrerseits am Montag an, ihre bereits reduzierte Unterstützung der von Saudi-Arabien angeführten Kampf-Koalition im Jemen zu überprüfen, nachdem dort hunderte Menschen durch Luftangriffe getötet wurden. „Die Sicherheitskooperation der USA mit Saudi-Arabien ist kein Blankoscheck“, erklärte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, Ned Price.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt „We don’t believe in Outsourcing“ – Klöber zeigt, wie Produktion in Deutschland wieder gelingt
18.04.2025

Sitzen, aber richtig: Der Büromöbelhersteller aus Owingen setzt auf Inhouse-Produktion, recycelte Materialien und digitale Innovation –...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 und die Illusion von sicheren, langfristigen Renditen
18.04.2025

Der amerikanische Aktienmarkt befindet sich in turbulenten Zeiten. Angesichts der unvorhersehbaren Handelspolitik von Präsident Donald...

DWN
Finanzen
Finanzen Wertvoller Schmuck im Fokus: So sichern Sie Ihre teuren Schmuckstücke ab
18.04.2025

Die Absicherung wertvoller Schmuckstücke wird immer wichtiger – Hausrat reicht oft nicht aus. Experten raten zu gezieltem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen in Dänemark: Wie Sie mit etwas Hygge ein Haus günstig kaufen können
18.04.2025

Nachdem es 2023 und 2024 in Deutschland zum ersten Mal seit 2013 spürbare Wertverluste auf dem Immobilienmarkt gab, kündigten Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA: Staatsverschuldung erreicht 36,6 Billionen Dollar – wer sind die Gläubiger?
18.04.2025

Die Staatsverschuldung der Vereinigten Staaten hat mit 36,6 Billionen Dollar einen neuen Höchststand erreicht und wächst in den letzten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Online-Handel unter Druck: Steigende Erwartungen, weniger Spielraum für Fehler
18.04.2025

Der digitale Handel erlebt 2025 einen Wendepunkt: Kunden erwarten Perfektion, während lokale Anbieter ums Überleben im globalen...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona: Aufwärtstrend bei Amateurmusik - Deutsche musizieren wieder
18.04.2025

Den Flohwalzer klimpern, ein Liebeslied singen, auf der Gitarre schrammeln – Hobbymusik hat viele Facetten. Doch wie viele Menschen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Blick aus China: Die USA haben an Bedeutung verloren, Zölle beeinträchtigen die Lieferketten nicht
18.04.2025

Die Bedeutung des US-Marktes für China habe in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen und mache heute nur noch 14 Prozent der...