Finanzen

Anleger suchen europäische Unternehmen als sichere Häfen

Anleger kaufen trotz Negativ-Zinsen Anleihen europäischer Unternehmen. Die Investoren nehmen kurzzeitig Verluste in Kauf, weil sie ihre Investments als Versicherung gegen die nächste Finanzkrise betrachten.
17.10.2016 01:17
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Anleger investieren offenbar verstärkt in Anleihen solider Unternehmen aus Europa, um sich vor einer möglichen Finanzkrise zu schützen. Wie Bloomberg berichtet, hat die Europäische Zentralbank seit dem Start ihres Kaufprogramms im Juni Firmenanleihen im Gesamtumfang von 32 Milliarden Euro aufgekauft. Die Renditen in diesem Marktsegment sind daraufhin deutlich gesunken, weil die EZB einen Käufer mit potentiell unbegrenzter Kaufkraft darstellt und der Preiswettbewerb zwischen den Investoren dadurch verzerrt wird.

Trotzdem kaufen Investoren Anleihen von Unternehmen, die teilweise eine Verlustspanne von mehr als minus 0,4 Prozent aufweisen. Ab dieser Schwelle, die auch gleichzeitig den negativen Einlagensatz der Notenbank darstellt, darf die EZB keine Anleihen im Rahmen ihres Programms mehr kaufen. „Die Verlustspannen der Anleihen der Pariser Transportgesellschaft RATP sind bereits unter die Marke von minus 0,4 Prozent gerutscht, während jene von Siemens – Europas größtem Technologiekonzern – sowie von der französischen Eisenbahn SNCF und der Ölgesellschaft Sagess auf den Wendepunkt zusteuern“, schreibt Bloomberg.

„Alles ist relativ. Wenn ich mein Geld auf einem Konto liegen lasse oder eine Staatsanleihe kaufe, die unter Umständen noch größere Verluste für mich bewirkt, dann schmerzt das mehr als in eine negative Unternehmensanleihe zu investieren“, zitiert Bloomberg einen Anleihen-Manager.

Die durchschnittliche Rendite europäischer Unternehmensanleihen ist seit Juni deutlich gesunken. Im September lag der Wert bei 0,59 Prozent, derzeit steht er bei etwa 0,7 Prozent. Die Papiere der RATP liegen derzeit bei minus 0,42 Prozent, zweijährige Anleihen der SNCF stehen bei minus 0,38 Prozent – vor einem Jahr konnten Investoren damit noch eine kleine Rendite von 0,05 Prozent erwirtschaften. Bonds von Sagess rentieren etwa minus 0,29 Prozent während zweijährige Siemens-Papiere bei minus 0,24 Prozent liegen.

„Dies ist ein Zeichen dafür, wie groß der Einfluss des EZB-Programms auf den Markt für Unternehmensanleihen gewesen ist. Wenn die Renditen weiter auf breiter Front fallen, könnte es die Kauf-Fähigkeit der EZB erheblich einschränken. Es ist erstaunlich, wie schnell diese Situation erreicht worden ist“, wird ein Kreditanalyst der Bank of America zitiert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik NATO ohne Substanz: Europa fehlen Waffen für den Ernstfall
01.07.2025

Europa will mehr für die Verteidigung tun, doch der Mangel an Waffen, Munition und Strategie bleibt eklatant. Experten warnen vor fatalen...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...