Politik

AT&T übernimmt Medien-Konzern Time Warner

Die US-Medienbranche steht vor einer Megafusion. Der Telefonkonzern AT&T will für 85 Milliarden Dollar den Medien-Konzern Time Warner übernehmen.
23.10.2016 02:29
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der US-Telekomriese AT&T kauft für 85,4 Milliarden Dollar den Konzern Time Warner. Die Führungsgremien beider Unternehmen hätten das Geschäft einstimmig gebilligt, teilte AT&T am Samstagabend mit. Zu Time Warner gehören unter anderem die Sender HBO und CNN sowie das Filmstudio Warner Bros. Dem Vorhaben müssen noch die Wettbewerbsbehörden zustimmen. Es soll AT&T zufolge bis Ende 2017 abgeschlossen werden. Der Deal ist die zweite Großübernahme von AT&T im Mediengeschäft binnen kurzer Zeit.

Erst vergangenes Jahr hatte sich das Unternehmen für 48,5 Milliarden Dollar den Satellitenfernsehen-Anbieter DirecTV einverleibt.

Ebenfalls 2015 hatte Time-Warner-Chef Jeff Bewkes eine Offerte von Rupert Murdochs Mediengruppe Twenty-First Century Fox über 80 Milliarden Dollar zurückgewiesen. Die Insider sagten nun, der damalige Bieter wolle nicht erneut aktiv werden. Laut "Wall Street Journal" hatte vor einigen Monaten aber Apple Kontakt mit Time Warner aufgenommen, um einen Zusammenschluss zu diskutieren. AT&T-Rivale Verizon verabredete zuletzt den Kauf des Internetgeschäfts von Yahoo für 4,8 Milliarden Dollar, nachdem er bereits 2015 den Online-Veteranen AOL unter seine Fittiche genommen hatte. Im Jahr 2000 war Time Warner mit AOL zusammengegangen, was mittlerweile als einer der größten Fehlschläge bei Firmenzusammenschlüssen überhaupt gilt.

Die jüngsten Initiativen spiegeln massive Umwälzungen in den beteiligten Branchen wider. Zuschauer schauen sich Filme oder Sendungen zunehmend übers Internet an. Davon profitieren Online-Videotheken wie Netflix auf Kosten traditioneller TV-Sender. Zugleich decken sich Telekom-Unternehmen verstärkt mit Medieninhalten ein, um mehr Kunden zu gewinnen.

AT&T verkauft von Hause aus Mobilfunk- und Breitbanddienste, hat aber bereits mehrere Standbeine im Mediengeschäft. Außer DirecTV unterhält der Konzern eine Gemeinschaftsfirma, die in der Branche investiert und einen Videostreaming-Dienst aus der Taufe gehoben hat. Time Warner beherbergt neben HBO und CNN auch die Sendergruppen TBS und TNT. Zudem hält das Unternehmen eine zehnprozentige Beteiligung am Netflix-Konkurrenten Hulu. Das Warner-Filmstudio hat die Rechte an Kassenschlagern wie "Batman" und "Harry Potter".

Mobilfunkunternehmen setzen große Hoffnungen auf die nächste Generation der Übertragungstechnik (5G), die auch neue Medienangebote ermöglichen soll. "Wir glauben, dass 5G ein ganz wichtiger Impulsgeber ist", betonte Analyst Rich Tullo vom Wall-Street-Haus Albert Fried & Company. Damit könnten die Telekomanbieter den Bezahlfernsehsendern gehörig in die Quere kommen. Andere Experten kritisierten allerdings, dass AT&T viel Geld für den Kauf der Inhalte-Produktion ausgibt statt zu deutlich günstigeren Preisen lediglich Verwertungsrechte zu erwerben. Es sei unklar, welche Einsparungen die Zusammenlegung von Vertriebsinfrastruktur und Inhalten bringen könnte, sagte Doug Creutz von der Investmentbank Cowen and Co. "Das wurde schon probiert und funktioniert niemals." Die Kartellbehörden dürften der Fusion nach Einschätzung von Fachleuten nicht im Wege stehen. Die Partner müssten voraussichtlich nur bestimmte Auflagen erfüllen.

Den Insidern zufolge will AT&T 110 Dollar je Time-Warner-Aktie zahlen. Der Preis läge damit deutlich über dem jüngsten Kurs, der im außerbörslichen Handel auf 92,50 Dollar nach oben schoss. Damit erreichte Time Warner eine Marktkapitalisierung von rund 73 Milliarden Dollar.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
USA
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen „Banknoten-Paradoxon“: Milliarden unter den Matratzen - Bargeldmenge steigt weiter
15.06.2025

Ungeachtet der stetig abnehmenden Bedeutung von Scheinen und Münzen beim alltäglichen Einkauf steigt die im Umlauf befindliche...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Resilienz als strategischer Imperativ: Carlsberg und Davos-Forum fordern neue Unternehmenslogik
15.06.2025

Krisen, Krieg, KI und Klimawandel: Carlsberg und das Weltwirtschaftsforum rufen Unternehmen auf, Resilienz nicht als Reaktion, sondern als...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Der ESG-Betrug: Wie Konzerne Moral simulieren
15.06.2025

Konzerne feiern Nachhaltigkeit, während ihre Bilanzen eine andere Sprache sprechen. Zwischen Greenwashing, Sinnverlust und Bürokratie:...

DWN
Panorama
Panorama Leben auf einem Eismond? - Astrobiologe auf Spurensuche
15.06.2025

Dicke Eiskruste und bis zu minus 200 Grad - klingt nicht gerade angenehm. Warum der Saturnmond Enceladus auf der Suche nach außerirdischem...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kritik oder Mobbing? Wie Sie den feinen Unterschied erkennen
15.06.2025

Mobbing beginnt oft harmlos – mit einem Satz, einem Blick, einer E-Mail. Doch wann wird aus Kritik systematische Zermürbung? Dieser...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Das neue Magazin ist da: Das können wir gut - wo Deutschland in Zeiten von KI, Transformation und Globalisierung überzeugt
15.06.2025

Was kann Deutschland gut? Diese Frage mag auf den ersten Blick einfach erscheinen, fast schon trivial. Doch in einer Zeit, in der das Land...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Kleinkrieg“ um Lkw-Plätze: Autoclub kritisiert Überfüllung
15.06.2025

Auf und an Autobahnen in Deutschland fehlen viele tausend Lkw-Stellplätze – nach einer Kontrolle an Rastanlagen beklagt der Auto Club...

DWN
Politik
Politik Machtverschiebung in Warschau: Der Aufstieg der Nationalisten bringt Polen an den Abgrund
15.06.2025

In Polen übernimmt ein ultrakonservativer Präsident die Macht – während die liberale Regierung um Donald Tusk bereits ins Wanken...