Finanzen

Inflation frisst seit 1968 die deutschen Sparguthaben auf

Eine Analyse der Entwicklung der deutschen Sparguthaben in den vergangenen 50 Jahren zeigt: Die deutschen Sparer mussten deutlich öfter Zinsverluste hinnehmen - und haben im Durchschnitt seit 1968 Geld verloren.
23.10.2016 02:32
Lesezeit: 1 min

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Eine Analyse historischer Daten zur Entwicklung der Sparguthaben in Deutschland kommt zu einem erstaunlichen Ergebnis. Wie Bloomberg berichtet, haben deutsche Sparer seit 1968 öfter reale Zinsverluste auf ihre Guthaben verkraften müssen, als sie positive Gewinne erzielten. Auffallend ist zudem die hohe Anzahl an Monaten, in denen der Zinsertrag auf Ersparnisse praktisch bei Null lag. Der durchschnittliche reale Zinsertrag seit 1968 ist deshalb negativ. Das Wehklagen über die EZB-Politik ist daher nur teilweise angebracht, weil die radikalen Niedrigzinsen über einen längeren Zeitraum naturgemäß besonders an den Sparguthaben nagen.

„Seit September 1968, als die Bundesbank mit ihren Aufzeichnungen begonnen hatte, waren die realen Zinserträge in 309 Monaten negativ, positiv in 209 Monaten und lagen in 58 Monaten bei null Prozent. In anderen Worten – die deutschen Sparer haben über die größten Strecken der vergangenen 48 Jahre Geld verloren“, schreibt Bloomberg. „Die durchschnittliche Zinsrate in dieser Periode war tatsächlich negativ und lag bei minus 0,16 Prozent.“

Bloomberg untersuchte Realzinsen, also die nominalen Zinsraten für Guthaben angepasst an die Konsumentenpreisinflation.

Von Bloomberg befragte Ökonomen gehen mehrheitlich jedoch nicht davon aus, dass eine von der Europäischen Zentralbank generierte Inflation in absehbarer Zeit zu einem großen Problem für die Ersparnisse werden dürfte. „Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass die deutsche Bevölkerung einen starken Anstieg der Inflation durch die Geldpolitik der EZB befürchtet“, wird ein Analyst der italienischen UniCredit zitiert.

Bedrohlich für die Ersparnisse ist die Politik der EZB trotzdem. Denn einerseits führt der auf Null abgesenkte Leitzins dazu, dass kaum mehr nennenswerte Zinserträge erwirtschaftet werden können. Zum anderen – und dies dürfte ein zentrales Thema der kommenden Monate werden – werde immer mehr Banken gezwungen sein, die von der EZB veranschlagten negativen Einlagenzinsen von 0,4 Prozent an ihre Kunden weiterzugeben. Erst kürzlich warnten verschiedene Beobachter, dass eine Weitergabe auf breiter Front praktisch unvermeidbar sei.

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