Politik

Türkei und Russland kooperieren bei Geheimdiensten

Die Türkei ist der gemeinsamen Geheimdienst-Zentrale von Russland, Syrien, dem Iran und Irak beigetreten. Es ist unklar, ob die neue Partnerschaft des Nato-Staats mit den USA abgesprochen ist.
24.10.2016 23:22
Lesezeit: 1 min

Russland hat bereits damit begonnen, mit der Türkei geheimdienstlich zusammenzuarbeiten und die Türkei mit nachrichtendienstlichen Informationen für die türkische Militäroperation „Euphrates Shield“ zu versorgen. Die Türkei soll dem Joint Intelligence and Coordination Center (JICC) in Bagdad, dem neben Russland auch Syrien, der Irak und der Iran angehören, beigetreten sein.

Nach Angaben der Zeitung Iswestija wurde die Vereinbarung in der vergangenen Woche während der Verhandlungen zwischen Erdogan und Putin erzielt. Russische Analysten sind der Ansicht, dass im Syrien-Konflikt die Zusammenarbeit zwischen Moskau und Ankara vorteilhafter für Russland sein könnte als die Zusammenarbeit zwischen Washington und Moskau. Der stellvertretende Präsident des Verteidigungs- und Sicherheitskomitees der Russischen Föderation, Franz Klintsewitsch, sagt, dass Russland nachrichtendienstliche Informationen, die aus Radiosignalen, elektronischen und Bildmaterialien  stammen, an die Türkei geliefert werden. Im Gegenzug soll die Türkei Russland mit nachrichtendienstlichen Informationen versorgen. „Die Türken haben sehr effiziente Spezialdienste und ein sehr gutes Netz von Agenten in Syrien“, zitiert die Tass Klintsewitsch.

„Obwohl die Türkei ein NATO-Mitglied ist, wurden die Türken aufgrund des Putschversuchs sehr verärgert, an dem gewisse westliche Mächte in direkt mitgearbeitet haben sollen“, so Klintsewitsch.

Wladimir Awatkow, Direktor des Zentrums für Orientalistik, sagt, dass der direkte Dialog zwischen Moskau und Ankara  sehr wichtig sei. „Die Türken können für uns in Syrien sehr nützlich sein. Deshalb hat die Zusammenarbeit in der Verteidigung und im nachrichtendienstlichen Bereich Priorität bei den türkisch-russischen Beziehungen (…) Die Türkei kontrolliert ganze Regionen in Nord-Syrien und hat auf sehr mächtige Gruppen einen Einfluss“, so Awatkow. Ankara zeige seine Bereitschaft, einen Kompromiss mit Moskau in der syrischen Frage zu erreichen. Ankara sei kein einfacher Partner, doch die Zusammenarbeit sei wichtig, meint Awatkow.

Das JICC in Bagdad war auf russische Initiative hin entstanden. Der Sprecher des russischen Außenministeriums, Sergey Peskov, wird Ende September 2015 mit der Aussage zitiert, dass Russland auch den USA angeboten hat, sich an dieser Einrichtung zu beteiligen. Bisher, so Peskov, hätten die USA für dieses Projekt weder Interesse gezeigt, noch hätten sie sich dazu geäußert. Das JICC in Bagdad nahm seine Arbeit erstmals am 20.09.2015 auf.

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