Wenige Monate vor seinem Abschied von Linde verordnet Vorstandschef Wolfgang Büchele dem Gaskonzern ein hartes Sparprogramm. Ab 2019 sollen die Münchner nach der geplatzten Fusion mit dem US-Rivalen Praxair jährlich 550 Millionen Euro einsparen, 370 Millionen Euro mehr als bisher geplant, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte.
"Unsere klare Vision ist, Linde langfristig und nachhaltig zu einem der profitabelsten und präferierten Anbieter im Industriegase- und Engineering auszubauen", erklärte Büchele, der im Frühjahr seinen Posten räumt. Die relativ geringe Rendite der Münchner galt als ein Grund für den geplatzten Zusammenschluss mit den weitaus profitableren Amerikanern.
Der Stellenabbau dürfte kräftig ausfallen: Für das laufende und kommende Jahr veranschlagt Linde die Kosten für die Einsparungen auf 400 Millionen Euro. Die Zahl der wegfallenden Arbeitsplätze nannte der Konzern vorerst nicht. Auf Basis der üblichen Abfindungssummen veranschlagen Experten die Zahl der betroffenen Mitarbeiter auf 3000 bis 4000. Weltweit beschäftigt Linde 65.000 Menschen, davon 8000 in Deutschland.
Linde kämpft mit den Folgen des Ölpreisverfalls. Vor allem im Anlagenbau scheuen die Kunden Investitionen, der Umsatz der Sparte sinkt langfristig. Im abgelaufenen Quartal konnte das Geschäftsfeld, das ein Lieblingskind von Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle ist, den Einnahmenschwund zwar stoppen und seinen Auftragseingang aufgrund großer Einzelaufträge sogar verdoppeln. Langfristig weist der Trend für die Sparte im bayerischen Pullach aber nach unten.
Im dritten Quartal musste Linde konzernweit einen leichten Einnahmenrückgang hinnehmen. Der Umsatz sank binnen Jahresfrist um gut zwei Prozent auf 4,4 Milliarden Euro, der operative Gewinn (Ebitda vor Sondereffekten) im gleichen Umfang auf gut eine Milliarde Euro. Unter dem Strich verdiente die Traditionsfirma mit 313 Millionen Euro gut ein Zehntel mehr und schnitt insgesamt besser ab als Analysten erwartet hatten.