Politik

Deutsche Bank demonstriert vor US-Wahl Gelassenheit

Die Deutsche Bank ist in Anbetracht der anstehenden US-Wahlen nicht im Krisenmodus und hat keine besonderen Krisenpläne ausgearbeitet.
08.11.2016 15:47
Lesezeit: 2 min

Die Deutsche Bank gibt sich, anders als viele große amerikanische Geldhäuser, vor der US-Wahl gelassen.

Der Schock nach dem überraschenden Brexit-Votum im Juni sitzt noch tief: Am Tag nach der Abstimmung war das US-Börsenbarometer S&P-500 um 3,6 Prozent eingebrochen, die Volatilität war hoch, viele Anleger wurden auf dem falschen Fuß erwischt, es herrschte große Unruhe in den Handelsräumen der Investmentbanken. Das soll nun im Zuge der US-Präsidentenwahl nicht noch einmal passieren, zumindest wenn es nach den großen amerikanischen Geldhäusern geht.

JP Morgan, Goldman Sachs und Co bereiten sich seit Tagen akribisch auf mögliche Finanzmarktturbulenzen vor, während etwa die Deutsche Bank nach außen große Gelassenheit demonstriert. Die letzten Umfragen sahen zwar die demokratische Bewerberin Hillary Clinton knapp vorne. Aber auch ein Sieg ihres republikanischen Rivalen Donald Trump ist nicht ausgeschlossen. Er gilt wegen seiner Unberechenbarkeit als "Börsenschreck".

Händler gehen davon aus, dass es am Mittwoch an den US-Aktienmärkten zu Kursausschlägen von zwei Prozent nach oben oder unten kommen könnte. Im Falle eines Siegs von Trump halten die Experten von Citigroup sogar einen Kurssturz des S&P-500 von drei bis fünf Prozent für möglich.

Die US-Investmentbank Morgan Stanley baut vor, so Reuters: Hier sollen Händler sogenannte Stop-Loss-Order prüfen, wenn es zu besonders starken Kursausschlägen kommt, wie aus einem internen Papier der Bank hervorgeht. Dabei handelt es sich um automatisierte Handelsaufträge, bei denen Aktienpositionen verkauft werden, sobald ein bestimmtes Kursniveau erreicht wird. JP Morgan hält nach Auskunft eines Sprechers in der Wahlnacht in New York zusätzliche Händler bereit. Sie sollen die Teams in Asien unterstützen, sollten die Handelsvolumina in die Höhe schießen. Ähnliche Pläne gibt es bei der Citigroup und der britischen Großbank HSBC, die einen besonders starken Fokus auf Asien hat.

Auch Beratungen mit großen Kunden unmittelbar nach der Wahl sind bei einigen Häusern geplant. Unter anderem Bank of America und Wells Fargo haben Telefonkonferenzen mit Managern der Vermögensverwaltung angesetzt.

Nach Einschätzung des Brokerhauses Nomura bringt die US-Wahl so viel Unsicherheit für die Märkte mit sich, wie es sie seit der Finanzkrise nicht mehr gegeben hat. Die Experten gehen davon aus, dass die Aktienmärkte in Asien bei einem Sieg Trumps sogar um mehr als sechs Prozent einbrechen könnten. Der Ausgang der US-Wahl gilt in der gesamten Region als viel entscheidender als das Brexit-Votum, das vor allem Europa tangiert.

Trotz dieser Aussichten sind die deutschen Großbanken nicht im Krisenmodus. Die Deutsche Bank und die Unicredit-Tochter HVB haben keine besonderen Notfallpläne ausgearbeitet, wie es hinter vorgehaltener Hand heißt. Offiziell wollten sich die beiden Institute nicht zu dem Thema äußern. Ein Sprecher der Commerzbank sagte der Nachrichtenagentur Reuters: "Wir stellen uns in den Handelsbereichen und im Risikomanagement personell entsprechend auf."

Die Deutsche Börse sieht sich gut gerüstet, sollte es wie damals beim Brexit wieder zu großen Kursausschlägen und einer massiven Auslastung der Systeme kommen. So gibt es im Xetra-Handel die sogenannte Volatilitätsunterbrechung: Hier wird bei besonders starken Ausschlägen in eine mindestens zweiminütige Auktion gewechselt, um den Handel zu entschleunigen. Darüber hinausgehende Schritte sind nach offiziellem Bekunden nicht geplant. Das wiederum deckt sich mit dem, was auch von den US-Börsenbetreibern verlautete.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik US-Zölle als Wirtschaftskrieg: Trump zielt auf Europas Wohlstand
15.07.2025

Mit 30-Prozent-Zöllen will Donald Trump die europäische Wirtschaft in die Knie zwingen – und trifft damit ausgerechnet die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas seltene Chance: Schwedisches Metallvorkommen soll Abhängigkeit von China brechen
15.07.2025

In Schwedens Norden liegt Europas größte Hoffnung auf Rohstoffsouveränität. Doch der Fund der Seltenen Erden birgt Zielkonflikte,...

DWN
Immobilien
Immobilien Grunderwerbsteuer sparen: So zahlen Käufer weniger beim Immobilienkauf
15.07.2025

Der Kauf einer Immobilie wird schnell teurer als geplant – oft durch hohe Nebenkosten. Besonders die Grunderwerbsteuer kann kräftig...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Zuckerberg kündigt Mega-Rechenzentren an
15.07.2025

Mark Zuckerberg treibt den KI-Wettlauf in eine neue Dimension. Der Meta-Chef kündigt gigantische Rechenzentren an und will dabei selbst...

DWN
Politik
Politik Jetzt unterstützt Trump die Ukraine: Ist das die Wende?
15.07.2025

Donald Trump vollzieht die Wende: Plötzlich verspricht er der Ukraine modernste Waffen – auf Europas Kosten. Russland droht er mit...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche fahren wieder mehr Auto
15.07.2025

Deutschland erlebt eine Kehrtwende beim Autofahren: Nach Jahren des Rückgangs steigen die gefahrenen Kilometer wieder – obwohl einzelne...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldverbot 2025: Panikmache oder reale Gefahr für Ihr Gold?
15.07.2025

Mehrere Goldhändler warnen vor einem staatlichen Zugriff auf Barren und Krügerrands – Millionen Anleger fürchten um ihre Ersparnisse....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Zölle sollen bleiben – weil er sie als Erfolg verbucht
15.07.2025

Donald Trump sieht seine Zollpolitik als Erfolg – und will sie verschärfen. Was der transatlantische Handelskrieg für Europa,...