Gemischtes

Audi wirbt Chefentwickler beim Konkurrenten Volvo ab

Audi hat einen neuen Vorstandschef für die Entwicklung gefunden. Peter Mertens, ehemals bei Volvo, soll dem Abgas-Skandal entgegenwirken.
25.11.2016 15:09
Lesezeit: 1 min

Audi, die von der Abgasaffäre gebeutelte VW-Tochter, hat einen neuen Entwicklungsvorstand gefunden. Peter Mertens werde das Ressort so bald wie möglich übernehmen, teilten die Ingolstädter am Donnerstag mit. Der 55-Jährige kommt vom Konkurrenten Volvo. Das schwedische Traditionsunternehmen hat sich nach der Übernahme durch den chinesischen Autobauer Geely vor sechs Jahren zu einem in der Branche ernstgenommenen Konkurrenten in der Premiumklasse gemausert. Bei einem Wechsel von Spitzenmanagern zur Konkurrenz wirkt üblicherweise eine Wettbewerbsklausel von einem halben Jahr. Deshalb nannte Audi keinen konkreten Zeitpunkt, zu dem Mertens in Ingolstadt anfangen soll.

Für Audi-Chef Rupert Stadler ist die Wiederbesetzung der vakanten Schlüsselposition ein wichtiger Erfolg, da er in der Dieselaffäre intern unter Druck steht. Im September hatte der bisherige Chefentwickler Stefan Knirsch seinen Posten nach wenigen Monaten im Amt niedergelegt. Knirsch war der vierte Entwicklungschef in vier Jahren. Sein Vorgänger Ulrich Hackenberg war Ende vergangenen Jahres ebenfalls im Zusammenhang mit der Abgasaffäre ausgeschieden. Firmenkenner sahen die häufigen Wechsel im Schlüsselressort Entwicklung mit Sorge, denn bei vielen technischen Fragen fehlte ein wichtiger Ansprechpartner.

Die Autobranche steht vor gewaltigen Umwälzungen hin zum vernetzten, automatisierten und elektrischen Fahren. Konkurrenten wie BMW und Daimler geben auf diesem Gebiet kräftig Gas. Hinzu kommt, dass Audi mitten in der Erneuerung seiner Modellpalette steckt. Das ist ein Grund dafür, dass die VW-Tochter im prestigeträchtigen Rennen um die Krone in der Premiumklasse derzeit hinterherfährt. Im Vergleich der drei Marken lag Mercedes-Benz auch im Oktober vorn, gefolgt von BMW. Audi rangierte mit einigem Abstand auf Rang drei.

Die Berufung des neuen Audi-Entwicklungschefs kommt wenige Tage vor der mit Spannung erwarteten Anhörung vor dem US-Bezirksgericht in San Francisco zur Überwindung des Dieselskandals. Vergangene Woche hatten Insider der Nachrichtenagentur Reuters berichtet, Audi habe nach monatelangen Verhandlungen mit den US-Behörden eine Einigung über die Reparatur und den Rückkauf der 85.000 betroffenen Dieselfahrzeuge erzielt. Am Mittwoch will Bezirksrichter Charles Breyer die Details erfahren, bevor er über den Kompromiss entscheidet. Audi hatte im vergangenen Jahr zugegeben, eine nach US-Recht als illegal geltende Software bei Sechszylinder-Motoren mit drei Litern Hubraum eingebaut zu haben. VW hatte bereits vor Monaten in den USA eine Einigung für rund 475.000 Dieselautos mit 2,0-Liter-Motor mit einer illegalen Abschalteinrichtung erzielt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.