Finanzen

Indien: Bürger verweigern sich dem Zwangsumtausch von Bargeld

Lesezeit: 1 min
26.11.2016 02:32
Die von der indischen Regierung eingeführte Bargeld-Reform droht aus dem Ruder zu laufen. Vermögende versuchen, ihre alten Banknoten vor dem Zugriff des Staates zu retten.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Asien  
Bargeld  

Das durch die Anfang November eingeführte Bargeld-Reform ausgelöste Chaos in Indien findet kein Ende. Eigentlich sollten alle 500-Rupien-Scheine und 1000-Rupien-Scheine in neue Scheine mit den Nennwerten 500 Rupien und 2000 Rupien gewechselt werden – nach Aussage der Regierung unter Premierminister Narendra Modi, um Korruption und Geldwäsche zu bekämpfen.

Der Umtausch findet jedoch nur schleppend statt, weil viele Banken nicht über ausreichende Bestände an neuen Scheinen verfügen. Landesweit kam es deswegen in zahlreichen Städten zu Schlägereien, Demonstrationen und langen Schlangen vor den Geldautomaten.

Die Regierung hat nun angeordnet, dass der Umtausch gestoppt wird, damit den Menschen mehr Zeit bleibe, ihre alten Scheine auf das eigene Konto einzuzahlen. Damit reagiert Modi auf die Tatsache, dass noch immer rund 60 Prozent der in Umlauf befindlichen alten Noten nicht gewechselt wurden. Wie Bloomberg berichtet, habe die Regierung in den vergangenen Tagen bemerkt, dass die Umtauschraten stetig sanken.

Offenbar versuchen viele Menschen derzeit, ihr Geld vor dem staatlichen Zugriff zu verstecken und in Wertgegenstände wie Schmuck zu investieren. Besonders die Ankündigung der Regierung, „verdächtig erscheinende“ Geldbestände auf Konten mit einer 45-prozentigen Steuer zu belasten, hat die Bürger aufgeschreckt. Wie die Zeitung The Indian Express berichtet, überlegt die Regierung, diese Strafsteuer auf fast 60 Prozent zu erhöhen.

„Weil sie nicht dazu in der Lage sind, ihre großen Banknoten auszugeben oder einzuzahlen, bezahlen Geschäftsleute ihre Angestellten für Monate im Voraus, täuschen Lohnzahlungen vor oder kaufen Gold, welches sie im Ausland wieder verkaufen wollen, um die alten Scheine loszuwerden oder die Quellen ihres Erwerbs zu verdecken“, schreibt das Wall Street Journal. „Die Inder zu zwingen, ihre Geld einzutauschen oder katastrophale Verluste hinzunehmen, war Modis Strategie, um vor dem Staat verborgene Reichtümer an die Oberfläche zu bringen. Wenn diese Strategie nicht genügend Steuersünder überführt, riskiert er, die Wut der Inder noch weiter anzufachen.“


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenz von HH2E: Rückschlag für Habecks Energiewende - Wasserstoffprojekte in Sachsen in Gefahr
22.11.2024

Der Wasserstoff-Spezialist HH2E hat Insolvenz angemeldet, die Finanzierung durch ein britisches Private-Equity-Unternehmen ist gestoppt....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Aktien sind heiß gelaufen: Warum immer mehr Analysten den europäischen Aktienmarkt in den Blick nehmen
22.11.2024

Vermögensverwalter Flossbach von Storch sieht zunehmend Risiken für US-Aktien. Nach der jüngsten Rekordjagd an den US-Börsen verlieren...

DWN
Politik
Politik SPD-Kanzlerkandidat steht fest: Pistorius zieht zurück und ebnet Weg für Scholz
21.11.2024

Nach intensiven Diskussionen innerhalb der SPD hat Verteidigungsminister Boris Pistorius Olaf Scholz den Weg für die erneute...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose: Kryptowährung mit Rekordhoch kurz vor 100.000 Dollar - wie geht's weiter?
21.11.2024

Neues Bitcoin-Rekordhoch am Mittwoch - und am Donnerstag hat die wichtigste Kryptowährung direkt nachgelegt. Seit dem Sieg von Donald...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Buch „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Memoiren schönschreibt
21.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
21.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Konjunkturflaute, Handelskonflikte, leere Büroimmobilien - Banken stehen vor akuten Herausforderungen
21.11.2024

Eigentlich stehen Deutschlands Finanzinstitute in Summe noch ganz gut da – so das Fazit der Bundesbank. Doch der Blick nach vorn ist...

DWN
Finanzen
Finanzen Von Dividenden leben? So erzielen Sie ein passives Einkommen an der Börse
21.11.2024

Dividenden-ETFs schütten jedes Jahr drei bis vier Prozent der angelegten Summe aus. Wäre das auch was für Ihre Anlagestrategie?...