Politik

Ölpreis steigt: Opec beschließt Kürzung der Öl-Förderung

Lesezeit: 2 min
30.11.2016 17:15
Die OPEC hat erstmals seit 2008 wieder eine Kürzung der Ölförderung beschlossen. Der Ölpreis stieg umgehend auf über 50 Dollar.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Opec hat Reuters zufolge erstmals seit 2008 eine Kürzung der Ölförderung beschlossen und damit den Ölpreis binnen Stunden um acht Prozent in die Höhe getrieben. Die Vertreter der Organisation Erdöl exportierender Staaten stimmten am Mittwoch in Wien einer entsprechenden Grundsatzvereinbarung vom September zu, verlautete aus Opec-Kreisen. Damit soll verhindert werden, dass sich Öl weiter verbilligt. Der Preis steht seit 2014 wegen eines Überangebots unter Druck. Bei einem Treffen in Algerien hatten sich die oft zerstrittenen 14 Länder des Kartells bereits vorläufig darauf verständigt, die tägliche Förderung von aktuell 33,6 Millionen Fass auf 32,5 Millionen zu senken. Der Einigung am Mittwoch vorausgegangen war nun ein Vorstoß Saudi-Arabiens, in dem sich das Opec-Schwergewicht zu Kürzungen bereit erklärte. Zudem zeigte es sich offen für ein Entgegenkommen an den Erzrivalen Iran, der eine Ausnahmeregelung forderte. Die Opec- Länder stehen für rund ein Drittel der weltweiten Ölförderung.

Die Opec wollte noch im Tagesverlauf über Ergebnisse informieren. Den Insidern zufolge wurden zunächst noch Regelungen für einige Länder wie etwa den Irak beraten, der ebenfalls Ausnahmen verlangt hatte. Die Aussicht auf eine Reduzierung des Überangebots trieb den Preis für die führende Nordsee-Ölsorte Brent um mehr als 8,5 Prozent auf über 50 Dollar pro Fass (159 Liter).

Vor allem der Iran und der Irak stemmten sich in den vergangenen Wochen gegen den Druck Saudi-Arabiens, sich in vollem Umfang an einer Förderkürzung zu beteiligen. Iran will Marktanteile zurückgewinnen, nachdem jahrelange Sanktionen gegen das Land im Zuge des Atomstreits aufgehoben wurden. Der Irak macht geltend, die Einnahmen aus dem Ölgeschäft seien nötig, um den Kampf gegen die Islamisten-Miliz IS zu finanzieren. Auch Libyen und Nigeria sollen wegen der unsicheren Lage im Land Erleichterungen zugestanden werden.

Der saudiarabische Energieminister Chalid al-Falih deutete dann kurz vor Beginn der Beratungen die Bereitschaft an, dem Iran entgegenzukommen. Es sei akzeptabel, wenn das Land seine Produktion auf Vorsanktionsniveau einfriere. Beide Länder ringen um die Vorherrschaft am Golf und in der muslimischen Welt. Auch der Iran und der Irak verbreiteten Zuversicht. Die Opec hoffe aber, dass sich Ölländer außerhalb ihres Kreises, etwa Russland, an einer Förderbremse beteiligen und die Produktion um insgesamt 600.000 Barrel reduzieren, betonte Falih. Der Iran erklärte, Russland werde bei einer Opec-Einigung sicher ebenfalls die Förderbremse einlegen.

Der Ölpreis hat sich seit Mitte 2014 in etwa halbiert - in erster Linie wegen des riesigen Überangebots bei schwacher Nachfrage im Zuge der mauen Weltkonjunktur. Die großen Ölexporteure ringen seit Monaten um eine Begrenzung der Fördermengen, um der Rohöl-Schwemme Herr zu werden. Der Preisverfall hat in vielen Ölländern tiefe Spuren in der Wirtschaft und den Staatsfinanzen hinterlassen. Dennoch liefen ihre Pumpen bis zuletzt auf Hochtouren. Unterschiedliche Interessen haben bislang eine Einigung immer wieder verhindert. Wegen der Unstimmigkeiten innerhalb des Ölkartells galt eine Übereinkunft auch bei diesem Opec-Treffen im Vorfeld zunächst als wenig wahrscheinlich.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Clean Industrial Deal: Warum die EU jetzt handeln muss
26.12.2024

Vor fünf Jahren setzte die EU mit dem Europäischen Green Deal neue Maßstäbe im globalen Klimaschutz. Heute, angesichts wachsender...

DWN
Politik
Politik „Atomkraft? Nein Danke“: Habeck-Ministerium manipulierte wohl AKW-Studie für Atomausstieg
26.12.2024

Manipulation im Wirtschaftsministerium? Wie interne Unterlagen jetzt aufdecken, soll das Wirtschaftsministerium unter Robert Habeck gezielt...

DWN
Politik
Politik Papst eröffnet Heiliges Jahr mit Hoffnungsbotschaft
26.12.2024

Ein strammes Programm hatte der gesundheitlich angeschlagene Papst an Weihnachten zu stemmen: Er eröffnete das Heilige Jahr der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland schafft Gasspeicherumlage ab: Entlastung für Nachbarländer, Mehrkosten für Verbraucher
26.12.2024

Deutschland verabschiedet sich von der umstrittenen Gasspeicherumlage an Grenzübergangspunkten zu Nachbarländern. Mit einer Änderung des...

DWN
Immobilien
Immobilien Sechs Jahre Mietenstopp: Können Mietpreiserhöhungen gesetzlich verboten werden?
26.12.2024

Der aktuelle Wohnmarkt bereitet Volk wie Bundesregierung Kopfzerbrechen. Laut Umfragen glauben immer weniger Deutsche daran, sich den Traum...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Überstunden steuerfrei: Ab 2025 wird es Realität?
26.12.2024

Überstunden ab 2025 steuerfrei? Wenn diese Pläne Wirklichkeit werden, könnten Arbeitnehmer von einer höheren Auszahlung ihrer...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kann Automatisierung die deutsche Industrie retten?
26.12.2024

Die deutsche Wirtschaft kämpft mit Fachkräftemangel und explodierenden Kosten. Wie können Automatisierung und Robotik diese...

DWN
Politik
Politik Wahlforscher Jung: Die Union hat ein "Merz-Problem" - und Habeck eine gute Chance
26.12.2024

Es sei sehr wahrscheinlich, dass Unionskandidat Merz der nächste deutsche Bundeskanzler wird, sagt Wahlforscher Matthias Jung. Doch er...