Bei der bisher größten Privatisierung in Russland hat der Staat überraschend knapp ein Fünftel der Anteil am Ölriesen Rosneft an den Schweizer Rohstoffkonzern Glencore und das Emirat Katar verkauft, so die dpa. Die Investoren zahlen für 19,5 Prozent der Papiere rund 10,5 Milliarden Euro, wie Rosneft-Chef Igor Setschin am Mittwochabend dem russischen Präsidenten Wladimir Putin berichtete.
Das dringend benötigte Geld soll noch vor Jahresende in den Staatshaushalt fließen, um das Defizit zu senken. Der Verfall der Ölpreise hat die Rohstoffmacht in eine Wirtschaftskrise gestürzt, weshalb der Kreml dieses Jahr vermehrt Staatsunternehmen privatisiert hat.
Der Zuschlag an die ausländischen Käufer Glencore und Katar fiel aber für die Öffentlichkeit überraschend. Wegen des Zeitdrucks vor Jahresschluss war eher erwartet worden, dass der Staatskonzern Rosneft als größtes russisches Ölunternehmen die Anteile aus Staatshand vorläufig selbst zurückkauft, um Geld in den Haushalt zu bringen.
Glencore bestätigte, der Kauf solle bis Mitte Dezember abgeschlossen werden. Das Geschäft habe keinen politischen Hintergrund, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Donnerstag. Putin sei jeweils über den Verhandlungsstand informiert gewesen, habe aber keinen Kontakt zum Emir von Katar gehabt. Setschin hatte nach eigenen Angaben mit etwa 30 potenziellen Käufern gesprochen.
Glencore und der Investmentfonds des Emirats Katar übernehmen je 9,75 Prozent Anteile an Rosneft. Die Investoren finanzierten den Kauf teils aus Eigenmitteln, teils aus Krediten, sagte Setschin. Nach Medienberichten ist die italienische Bank Intesa der Geldgeber. Größter Eigner bei Rosneft bleibt der russische Staat, vertreten durch die Holding Rosneftegas, mit 50 Prozent plus einer Aktie. Der britische Energieriese BP hält 19,75 Prozent.
Glencore ist seit längerem in Russland aktiv und besitzt Anteile an der Ölfirma Russneft (25 Prozent) und dem Aluminiumproduzenten Rusal (10 Prozent). Der Staatsfonds aus Katar ist am Flughafen von St. Petersburg beteiligt und steigt nun erstmals in die russische Energiebranche ein.
Russische Ölfirmen seien wegen des niedrigen Ölpreises und der westlichen Sanktionen eher unterbewertet, sagte der Analyst Waleri Nesterow von der Sberbank der Zeitung Wedomosti. Dies könne sich aber ändern. Russland will in Absprache mit dem Ölkartell Opec die Förderung drosseln, damit die Weltmarktpreise wieder steigen.
Rosneft hatte zuletzt in einem umstrittenen Geschäft für 330 Milliarden Rubel (4,6 Mrd. Euro) 50 Prozent der Staatsfirma Baschneft übernommen. Damit habe die Branche dem Staat Privatisierungserlöse von 15,1 Milliarden Euro gebracht, sagte Setschin. Im krisensicheren Diamantengeschäft erlöste Russland 725 Millionen Euro für 10,9 Prozent Anteil am weltweit größten Förderer Alrosa.