Politik

Millionen Haushalte in Deutschland in der Schulden-Falle

Lesezeit: 1 min
14.12.2016 01:10
Millionen Haushalte in Deutschland sind überschuldet.
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In Deutschland ist die Zahl der überschuldeten Haushalte von 1,64 Millionen in 2006 auf 2,05 Millionen in diesem Jahr gestiegen, wie aus dem AFP vorliegenden Entwurf des Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung hervorgeht. Dem Bericht zufolge steigen die niedrigen Einkommen langsamer als die mittleren und hohen.

Die Zahl der überschuldeten Bundesbürger stieg von 3,4 Millionen in 2006 auf 4,17 Millionen im laufenden Jahr, wie es in dem vorläufigen Bericht heißt, den die Bundesregierung im Frühjahr kommenden Jahres beschließen will. Die Schuldnerquote in Deutschland erhöhte sich zwischen 2006 und 2016 damit von knapp 5,1 auf 6,1 Prozent, wie es in dem Armutsbericht weiter heißt.

Dem Bericht zufolge stieg die Zahl der Wohnungslosen von 223.000 in 2008 auf 335.000 im Jahr 2014. Der Armutsbericht bezieht sich auf Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe, da die Bundesregierung hier keine eigenen Daten erhebt.

Die Arbeitnehmereinkommen haben sich zwischen 2012 und 2015 um 10,7 Prozent erhöht, sie steigen damit geringfügig stärker als die Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen. Sie erhöhten sich im Zeitraum zwischen 2012 und 2015 um 9,0 Prozent.

Der Armut- und Reichtumsbericht der Bundesregierung zeigt nach Ansicht von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) aber auch, dass es Erfolge im Bereich der mittleren Einkommen gibt und Probleme im unteren Segment bestünden. "Die Mitte stabilisiert sich", sagte Nahles der "Bild"-Zeitung vom Mittwoch. Das liege an hoher Beschäftigung und guten Tariflöhnen. Aber "an den Rändern franst die Gesellschaft aus", betonte die Ministerin. Vor allem niedrige Löhne und Einkommen stiegen im Verhältnis viel langsamer. "Die soziale Frage bleibt auf der Tagesordnung."

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) wies auf das hohe Armutsrisiko prekär Beschäftigter hin. 5,6 Prozent der regulär Beschäftigten seien arm oder armutsgefährdet, unter den prekär Beschäftigten seien es 19,2 Prozent, erklärte der DGB unter Hinweis auf den Armutsbericht. "Leiharbeiter, geringfügig Beschäftigte und Beschäftigte in Teilzeit haben also fast ein viermal so hohes Armutsrisiko wie regulär Beschäftigte", erklärte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach.

Die große Koalition behaupte immer, Deutschland gehe es gut, bemerkte Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter. "Aber diese Behauptung lässt nur den Durchschnitt erkennen." Und hinter diesem gebe es viele Menschen, denen es schlecht gehe. Hofreiter forderte ein Programm für besseren Wohnraum und gute Bildungschancen für alle Kinder.

Die Diakonie Deutschland verwies auf die Finanzierungslücken der öffentlichen Hand. "Um die leeren Kassen des Sozialstaates wieder zu füllen, könnten auch hohe Einkommen oder Vermögen stärker herangezogen werden", hieß es in einer Erklärung


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