Finanzen

Steuerzahler stützen deutsche Wirtschaft massiv mit Subventionen

Lesezeit: 2 min
03.01.2017 00:29
Die deutschen Steuerzahler greifen der Industrie mit Subventionen unter die Hände. Die Kosten für die Flüchtlinge sind im Vergleich dazu gering.

Mit 168,7 Milliarden Euro lag das Niveau 2015 sogar über dem in der Finanzkrise, hieß es in einem Bericht des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW). „Dies engt den finanziellen Handlungsspielraum Deutschlands für Herausforderungen wie die Integration von Flüchtlingen, die Modernisierung der Infrastruktur oder die Verstärkung der inneren und äußeren Sicherheit empfindlich ein“, heißt es im Bericht. Für dieses Jahr plane der Bund sogar eine weitere erhebliche Steigerung.

Damit entsprachen die Subventionen 2015 ungefähr dem gesamten Lohnsteueraufkommen des Jahres oder gut 2100 Euro pro Einwohner. „Ein neuer Höchststand bei den Subventionen ist insofern bemerkenswert, als Finanzhilfen der Bundesagentur für Arbeit aufgrund der aktuell sehr entspannten Lage am Arbeitsmarkt stark zurückgegangen sind.“

Das IfW zählt deutlich mehr Posten zu den Subventionen als die Bundesregierung und kommt deshalb auf einen rund dreimal höheren Wert. So rechnen die Forscher etwa den staatlichen Zuschuss zur gesetzlichen Krankenversicherung ein, der von einer Milliarde Euro 2014 auf 11,5 Milliarden Euro gestiegen ist. Nach diesem breiten Subventionsbegriff lagen die Finanzhilfen, Steuervergünstigungen und sogenannten weichen Subventionen für private und staatliche Organisationen ohne Erwerbszweck 2015 um 2,5 Milliarden Euro über dem Spitzenwert des Finanzkrisenjahres 2010.

„Es mag überraschen, dass diese staatlichen Leistungen als Subventionen aufgeführt werden, zumal ihnen ein wichtiger gesellschaftspolitischer Beitrag nicht abgesprochen werden kann. Allerdings wird eine marktkonforme Auslese von Anbietern von Kinderbetreuung dadurch behindert“, schreiben die Autoren.

Der größte Teil staatlicher Subventionen ging jedoch an Unternehmen aus dem Verkehrsbereich. Mit 25,2 Milliarden Euro waren dies immerhin 15 Prozent des gesamten Subventionsvolumens: „Größter Einzelposten hier waren die an die Länder gezahlten Regionali­sierungsmittel (7,4 Milliarden Euro), die Altlasten der Bahn-Privatisierung (5,3 Milliarden Euro) und die Zuschüsse des Bundes in die Schienenwege der Deutschen Bahn (4,5 Milliarden Euro). Die Länder subventionieren den Sektor Verkehr ihrerseits mit netto 4,6 Milliarden Euro, vor allem für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV).“

Rückläufig hingegen sind die Unternehmenssubventionen im Bereich des Bergbaus, der Wohnungspolitik und der Beschäftigungspolitik. In Sachen Wohnungspolitik beispielsweise sanken die staatlichen Subventionen von 16,7 Milliarden Euro im Jahr 2000 auf nur mehr 3,5 Milliarden Euro. „Das liegt neben dem Auslaufen der Eigenheimzulage einschließlich Kinderzulage auch daran, dass der Bund sich 2006 aus der Förderung des sozialen Wohnungsbaus zurückgezogen hat und die Länder und Gemeinden ihre entsprechenden Ausgaben heruntergefahren haben“, so der Bericht.

In diesem Jahr wollen Bund, Länder, Gemeinden und EU dem IfW-Bericht zufolge bei den Subventionen weiter draufsatteln. Dahinter stünden vor allem die Aufstockung des Bundeszuschusses zur Krankenversicherung und die Finanzhilfen für Verkehr sowie Energie und Umwelt. Ausgaben für Flüchtlinge spielen dagegen kaum eine Rolle. „Statt Rücklagen zu bilden und Vorsorge für künftige Finanzierungsengpässe zu treffen, blüht die Ausgabenphantasie der politisch Verantwortlichen.“

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...