Die französische Präsidentschaftswahl ist nach Angaben des Sicherheitschefs der Sozialistischen Partei (PS), Sebastien Pietrasanta, einem hohen Risiko ausgesetzt, durch russische Cyber-Angriffe manipuliert zu werden, berichtet Politico. Zudem sei das Personal der Sozialistischen Partei nicht ausgebildet, um Hacker-Angriffe abzuwehren. Politischen Parteien, Abgeordneten und Wahlkampfmitarbeitern fehlen die Mittel, um ihre Kommunikation zu schützen und sie haben keine Ausbildung im Bereich der Cyber-Sicherheit, meint der Sicherheits-Chef.
Die französische Regierung plant, massive Investitionen in die Cyber-Sicherheit zu tätigen. Auslöser dieses Vorstoßes soll, so Pietrasanta, der jüngste Hacker-Skandal in Verbindung mit der Demokratischen Partei in den USA sein.
Das Blatt zitiert dem Pietrasanta: „Die Frage der Cyberattacken ist eine echte Sorge, die auf allen Ebenen [der Regierung] stärker wird, sowohl in Bezug auf die Intensität der Bedrohung als auch in Bezug auf die Raffinesse der jüngsten Angriffe (…). Was mich besonders beunruhigt, ist, dass Abgeordnete und Mitglieder von politischen Kampagnen überhaupt keine Aufklärungsbildung über Spionage und Hacken erhalten haben (…). Wir nutzen alle persönliche E-Mail-Konten für verschiedene Aufgaben. Ich denke, wir sind uns über das Niveau der potenziellen Bedrohung nicht bewusst (…). Der Staat hat finanzielle Mittel eingesetzt, aber es gibt noch viele Sorgen darüber, was in den USA mit dem Hacken der Demokratischen Partei passiert ist.“
Allerdings hält sich Pietrasanta mit direkten Anschuldigungen gegen Russland zurück. „Wir werden kein Land oder eine Gruppe beschuldigen, das wäre nicht richtig“, so der Sicherheits-Chef.
Außerdem kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Franzosen aus Unzufriedenheit mit der Regierung Hollande eine andere Partei wählen könnten. Solche Reaktionen hat es in mehreren Demokratien bereits vor der Zeit des Internet gegeben.
Die Experten der Regierung sind jedenfalls bereits auf der Suche nach Gründen, warum es in der französischen Wirtschaft so schlecht läuft - und die haben nichts mit den Russen zu tun: Die französische Wirtschaft bekomme das lahmende Touristikgeschäft nach den jüngsten Anschlägen sowie die Folgen einer Reihe von Arbeitskämpfen zu spüren. In diesem Jahr werde nur noch mit einem Wachstum der Wirtschaftsleistung von 1,2 Prozent gerechnet, wie das nationale Statistikamt vor einigen Tagen laut Reuters mitteilte. Bisher war Insee von 1,3 Prozent ausgegangen, die Regierung peilt 1,4 Prozent an. Auch Ernteausfälle bei den Getreide- und Weinbauern in Folge schlechten Wetters lasteten den Statistikern zufolge auf der Konjunktur.