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FBI verhaftet erstmals VW-Manager wegen Dieselskandal

Die US-Behörden verschärfen die Gangart gegen Volkswagen: Das FBI hat offenbar einen Volkswagen-Manager wegen des Diesel-Abgasskandals verhaftet.
09.01.2017 10:15
Lesezeit: 2 min

Ihm werde vorgeworfen, eine Schlüsselrolle bei der versuchten Vertuschung des Skandals gespielt zu haben, berichtete die New York Times am Sonntag unter Berufung auf zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen. Laut NYT soll es sich um den Chef der Compliance-Abteilung, Oliver Schmidt handeln, der die Abteilung in den Jahren 2014 und 2015 geleitet hatte. Er soll von zwei FBI-Beamten in Florida verhaftet worden sein und dam Montag in Detroit vernommen werden.

Der Manager wird der "Verschwörung" bezichtigt und ist der erste Manager, den die US-Behörden verhaftet haben. Im September hatte sich der VW-Ingenieur James Liang der Verschwörung für schuldig erklärt.

US-Ermittler sind laut NYT in den vergangenen Monaten auch in Deutschland unterwegs gewesen und haben VW-Manager zu der Affäre befragt.

Volkswagen hatte gegenüber den US-Behörden lange geleugnet, die Stickoxidwerte von Dieselautos durch eine spezielle Software manipuliert zu haben. Diese sorgt dafür, dass Autos Abgaswerte nur auf dem Prüfstand einhalten, nicht aber im normalen Verkehr auf der Straße. Erst im September 2015 hatte der Konzern dies zugegeben.

Das FBI, das US-Justizministerium und der Anwalt des verhafteten Managers lehnten laut NYT eine Stellungnahme ab. Eine Volkswagen-Sprecherin sagte dem Blatt, dass VW weiterhin mit dem US-Justizministerium zusammenarbeite. Sie wolle sich aber nicht zu Personalangelegenheiten oder irgendwelchen laufenden Ermittlungen äußern.

Volkswagen befindet sich derzeit in heiklen Verhandlungen mit dem US-Justizministerium um einen strafrechtlichen Vergleich. Dieser könnte den Konzern mehr als drei Milliarden Dollar kosten, wie Insider der Nachrichtenagentur Reuters vergangene Woche gesagt hatten.

Auch andere Autohersteller haben Vergleiche wegen mangelhafter Produkte geschlossen, wie etwa GM oder Toyota. Im Fall des deutschen Konzerns dürfte es allerdings einen wesentlichen Unterschied geben: Die US-Behörden bestehen darauf, dass sich VW im Zuge eines Deals "schuldig" bekennt. Dies war allen anderen Konzernen bisher erspart geblieben.

Aktuell wird eine Übereinkunft diskutiert, die eine Zahlung von mehr als drei Milliarden Dollar durch den deutschen Autobauer vorsehe, sagten mehrere mit den Gesprächen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Möglicherweise könne eine Einigung in der kommenden Woche verkündet werden. Allerdings seien die Verhandlungen noch nicht zum Abschluss gebracht worden und könnten noch scheitern. Die Verhaftung könnte dazu dienen, den Druck auf VW zu erhöhen.

VW hat sich mit Privatklägern und den US-Behörden bereits auf eine zivilrechtliche Wiedergutmachung geeinigt, die mit mehr als 16 Milliarden Dollar zu Buche schlägt. Ein strafrechtlicher Kompromiss steht noch aus.

Am Freitag genehmigte die US-Umweltbehörde EPA erstmals ein Verfahren zur Reparatur von Fahrzeugen, die vom VW-Abgasskandal betroffen sind. Bei rund 70.000 Fahrzeugen mit Zwei-Liter-Motor soll zunächst die Software aktualisiert werden, in einem zweiten Schritt in rund einem Jahr sollen weitere Softwareupdates folgen sowie unter anderem ein neuer Diesel-Partikelfilter eingebaut werden. Für VW ist die Entscheidung wichtig, da der Konzern reparierte Autos nun weiterverkaufen kann anstatt sie verschrotten zu müssen. Insgesamt betrifft der Dieselskandal in den USA rund 475.000 Fahrzeuge mit Zwei-Liter-Motor.

Volkswagen möchte aktuell noch nicht seine Produktion in Frage stellen. Der Konzern betont, dass man an Mexiko festhalten wolle. Mitbewerber wie Fiat oder Ford sind dagegen bereits auf die Forderungen von Trump eingeschwenkt. 

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