Politik

Neuer CIA-Direktor Pompeo überraschend moderat gegen Russland

Der neue CIA-Direktor Mike Pompeo hat sich trotz martialischer Untertöne eher zurückhaltend über Russland geäußert. In Nuancen war zu erkennen, dass die CIA den Kampf gegen Russland nicht als ihre Top-Priorität sieht.
13.01.2017 01:49
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der designierte CIA-Direktor Mike Pompeo hat sich beim Hearing vor dem Senat erstaunlich zurückhaltend zu Russland geäußert. Seine Statement lag zwar auf einer Linie mit der Taktik des Trump-Teams, Russland zu attackieren, um den Neocons keine Angriffsfläche bei der Bestätigung der Top-Jobs in der neuen Regierung zu bieten. So sagte der designierte Verteidigungsminister Mike Pompeo, Russland stelle die größte Bedrohung für die USA dar.

In einem Interview mit dem deutschen Staatssender Deutsche Welle sagt Senator John McCain: „Ich halte Wladimir Putin für einen Mörder und Verbrecher.“ Der russische Präsident sei „ein Produkt des KGB“ und tue Dinge nur zu seinem Vorteil. Die USA sollten dennoch mit ihm reden, „aber ausschließlich aus einer Position der Stärke heraus“.

Pompeo, der sich während des Hearings eher jovial zeigte und keinen schlechten Eindruck hinterließ, wählte in seinem Statement eine andere Reihenfolge: Russland kam erst an vierter Stelle – nach ISIS, dem „Krieg in Syrien“ und dem Iran, allerdings noch vor Nordkorea. Russland zeige ein neues Selbstbewusstsein und habe „nichts getan, um ISIS zu bekämpfen“ – was angesichts des russischen Einsatzes in Syrien als postfaktische Aussage zu werten ist, die allerdings damit zusammenhängen dürfte, dass die CIA trachten muss, die von den verbündeten Golfstaaten entsandten Söldner aus Syrien zurückzuziehen. Russland bedrohe durch sein aggressives Verhalten wie die „Besetzung eines Teils der Ukraine“ die europäischen Verbündeten.

Den Großteil seines Statements verwendete Pompeo jedoch auf den Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Seine Positionen zu Iran und China waren aggressiver als jene zu Russland.

Pompeo sagte, seine „erste Priorität“ werde der von Donald Trump angestrebte Sieg über ISIS sein. An zweiter Stelle nannte Pompeo den Iran, wo die CIA alle Anstrengungen unternehmen werde, um sicherzustellen, dass die Auflagen aus dem Nuklear-Deal eingehalten werden.

Zu Russland sagte Pompeo: „Es ist eine Entscheidung der Politik, wie wir uns zu Russland verhalten.“ Diese Aussage korrespondierte mit seinem Einleitungssatz, dass er seine künftige Rolle nicht als Politiker, sondern als „Beschaffer und Informationen“ verstehe. Die CIA müsse den Entscheidern „faktische, zeitnahe, robuste und vollständige“ Informationen liefern, um eine zutreffende Analyse der russischen Aktivitäten vorlegen zu können.

Pompeo sagte, dass er dafür sorgen werde, dass keine vertraulichen Informationen an die Medien durchgestochen würden. Interessant: Er erwähnte in diesem Zusammenhang zwar Edward Snowden in dessen „sicherem Haus in Moskau“, nicht jedoch Wikileaks. Wikeleaks war von den Neocons als russische Außenstelle gebrandmarkt worden, mit deren Hilfe die Russen den Sieg von Hillary Clinton verhindert hätten.

Pompeo sagte, dass viele der Probleme aus den Budget-Restriktionen stammen, der die CIA ausgesetzt gewesen sei. Dies müsse sich ändern, um die CIA vor allem im Cyber-War zu einer führenden Spionage-Organisation zu machen. Auch hier interessant: Pompeo verfolgte in seiner Argumentation die Linie von Trump, dass nämlich „Russland und China“ die am besten ausgerüsteten Cyber-Kämpfer seien. Daneben gäbe es aber auch andere, weniger gut ausgestattete Cyber-Aggressoren wie den Iran und Nordkorea sowie Terroristen und Kriminelle, die über das Internet die Sicherheit der USA bedrohten.

Insgesamt war Pompeo, wie The Hill analysiert, bestrebt, die aufgehitzte Debatte um die US-Geheimdienste etwas abzukühlen. Das Verhältnis der Geheimdienste zum neuen Präsidenten ist belastet, weil sich die Dienste in den vergangenen Jahren von den Neocons und Hillary Clinton zu sehr politisiert hatten. Zuletzt gerieten sie mit ihrem an CNN geleakten Dokument über Trumps angebliche sexuelle Ausschreitungen in Russland in die Kritik - auch jener Medien, die Clinton über Jahre die Treue gehalten hatten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie ChatGPT-5: So verwenden Sie das neue ChatGPT-Modell
08.08.2025

Open AI erlaubt erstmals tiefe Einblicke in die Denkweise von ChatGPT. Wer die neue Erweiterung nutzt, kontrolliert nicht nur Daten –...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt "Aufstehen, hingehen, machen": Thomas Hintsche verkauft seit 30 Jahren gegrillte Würstchen auf dem Markt
08.08.2025

Seit 30 Jahren verkauft Thomas Hintsche Bratwurst, Steak, Buletten und mehr auf dem Markt. Seine Grillskills hat er perfektioniert, kennt...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis bleibt stabil: USA verhängen Zölle auf Goldimporte – Schweiz im Fokus
08.08.2025

US-Zölle auf Goldimporte versetzen den Markt in Aufruhr. Besonders die Schweiz könnte hart getroffen werden. Während der Goldpreis in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kreditprogramme für den Mittelstand: Neue KfW-Digitalförderung für KMU, Kritik an „Made for Germany“
08.08.2025

Zwei neue KfW-Kreditprogramme unterstützen KMU seit Juli gezielt bei Digitalisierung und Innovation. Unterdessen sorgt die fehlende...

DWN
Finanzen
Finanzen Munich Re-Aktie fällt: Rückversicherer spürt Preisdruck trotz Rekordgewinn
08.08.2025

Die Munich Re-Aktie erlebt nach einem Rekordgewinn überraschend Gegenwind. Trotz starker Halbjahreszahlen dämpfen sinkende Preise und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Verhandeln lernen: Mit Strategie zum Erfolg – jeder kann es mit den richtigen Methoden
08.08.2025

Erfolgreich verhandeln kann jeder – mit den richtigen Methoden. Erfahren Sie, wie Sie mit Strategie, Künstlicher Intelligenz und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bechtle-Aktie hebt ab: Starker Quartalsverlauf beflügelt Anleger
08.08.2025

Die Bechtle-Aktie überrascht Anleger im Börsenhandel am Freitag mit einem kräftigen Kurssprung. Nach Monaten der Flaute deutet vieles...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ifo: Auftragsmangel hemmt deutsche Wirtschaft weiterhin
08.08.2025

Das Ifo-Institut meldet: Der Auftragsmangel bleibt eine Bremse für die deutsche Wirtschaft. Trotz vereinzelter Lichtblicke in einigen...