Finanzen

Trotz Trump: Apple will iPhones in Indien produzieren

Apple will den größten Markt für Smartphones erschließen und plant, die Produktion des iPhones nach Indien zu verlegen.
04.02.2017 23:47
Lesezeit: 2 min

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Apple wird das iPhone für Indien nach Angaben einer lokalen Regierung ab Ende April 2017 in Indien fertigen lassen, berichtet Bloomberg. Wie der Technologieminister des Bundesstaats Karnataka mitteilte, soll eine Produktionseinheit in Provinzhauptstadt Bangalore in wenigen Monaten ihren Betrieb aufnehmen. „Apple wird hier seine Telefone zusammensetzen“, sagte Priyank Kharge. Das Management habe ihm diese Planung im Januar bereits vorgelegt, so Kharge in einem Interview mit Bloomberg. Noch sei der Vertrag für die Ansiedlung allerdings nicht unterschrieben.

Die Entwicklung zeigt jedoch, dass der Wunsch von US-Präsident Trump, US-Unternehmen mögen in den USA produzieren, nur bedingt erfüllbar ist: Denn so wie die USA mit Strafzöllen drohen können, um die Produktion in die USA zu zwingen, so können andere Staaten Unternehmen mit Incentives ködern, wenn sie über große Märkte verfügn.

Lokale Medien berichten, dass der Bundesstaat noch mit der Regierung in Neu Delhi darüber verhandle, welche Sondergenehmigungen und Steuererleichterungen Apple bekommen könne. Eine iPhone-Produktion in Indien war zuvor schon länger im Gespräch gewesen und bislang daran gescheitert, dass Indien dem Unternehmen bei seinen Wünschen zur Steuer- und Zollfreiheit nicht weit genug entgegengekommen war.

Apple produziert die Smartphone-Komponenten nicht selbst, sondern setzt auf Vertragspartner, die dann die intensiven Kosten für Fabriken und Arbeiter selbst tragen. Laut lokalen Medien wird Apple in Indien auf seinen Zulieferer Winstron setzen.

Warum Apple auf Indien setzt, wird klar, wenn man die Statistiken betrachtet. Der Smartphone-Markt wird von Samsung angeführt – auch wenn Apple klarer Marktführer im hochpreisigen Segment ist. Indien ist für Apple ein wichtiger Zukunftsmarkt, denn der US-Konzern schafft es dort nur in die Top 10. Das liegt vor allem an der hohen Preissensitivität der dortigen Verbraucher. Mit einer lokalen Produktion könnte Apple Importgebühren sparen und konkurrenzfähiger werden. Das ist deshalb von Bedeutung, weil Indien der derzeit am schnellsten wachsende Markt für Smartphones ist – während weltweit der Bedarf drastisch sinkt.

Der Staat werde Apple unterstützen, falls das Unternehmen weitere Zulieferer in der Region benötige, so Kharge weiter. „Andere Anreize haben wir nicht besprochen“, sagte er in dem Interview. Auf eine Anfrage durch Bloomberg gab Apple kein Kommentar ab.

Apples CEO Tim Cook selbst hält Indien für „den Markt schlechthin“. Er hatte das Land im Mai 2016 zum ersten Mal besucht, um mit der Regierung über die Eröffnung verschiedener Filialen zu verhandeln – ein wichtiger Schritt für den Konzern, um Käufer auch regional erreichen zu können. Auf lange Sicht muss Apple sich jedoch an lokale Zulieferer wenden und mindestens 30 Prozent der Komponenten innerhalb Indiens beziehen. Die Fertigung vor Ort könnte helfen. „Auf lange Sicht ist es ist ein großer Schritt“, sagte Cook. „Wir diskutieren über eine Reihe von Dingen, einschließlich Einzelhandelsgeschäften, und beabsichtigen, erheblich in das Land zu investieren.“

Die Produktion in Indien würde Apple auch Pluspunkte bei der Regierung einbringen. Im Zuge seiner „Made in India“-Strategie versucht Premier Narendra Modi verstärkt Unternehmen nach Indien zu holen, um Arbeitsplätze zu schaffen.

Apple konnte im Jahr 2016 etwa 2,5 Millionen iPhones nach Indien exportieren. Obwohl diese Zahl das beste Ergebnis für Umsatz und Gewinn in diesem Jahr war, reichte es dennoch gerade für Platz 10 im vierten Quartal 2016, so eine Studie von Counterpoint Research. Laut Schätzungen sollen in Indien bis 2020 etwa 750 Millionen iPhones verkauft werden – Apple erreichte gerade einmal 2 Prozent bisher.

Bisher werden in Indien vor allem Geräte im Niedrigpreis-Segment von Samsung und chinesischen Herstellern wie Oppo verkauft. Apple setzt jedoch weiterhin auf die höherpreisige Klasse und vertraut darauf, dass die perspektivisch steigenden Löhne die bedeutend teureren iPhones für Kunden attraktiver machen.

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