Boaz Schwartz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank AG in Israel, ist am Dienstag bei einer Razzia wegen eines mutmaßlichen Steuerbetrugs verhaftet worden. Schwartz, der im Verdacht steht, 550 Millionen Schekel (146 Millionen US-Dollar) in Transaktionen falsch deklariert zu haben, wurde am Dienstag, einem Tag nach Steuererklärungen, in den Büros der Bank in Israel verhaftet. Die israelischen Steuerbehörden beschlagnahmten laut Bloomberg Laptops und Mobiltelefone von Führungskräften. Schwartz wurde später gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt.
Die Deutsche Bank in Frankfurt wollte sich zu Details nicht äußern. Eine Sprecherin sagte lediglich, das Institut arbeite zur Aufklärung der Vorwürfe mit den Behörden zusammen und halte sich an Recht und Gesetz.
Nach Angaben der israelischen Steuerbehörde geht es um Geschäfte im Gesamtvolumen von umgerechnet knapp 140 Millionen Euro. Die Deutsche Bank habe in den vergangenen sechs Jahren Transaktionen für Kunden abgewickelt, die sie als Ausländer tituliert habe. Damit hätten diese Kunden von Steuervorteilen profitiert. Tatsächlich seien aber auch israelische Staatsbürger darunter gewesen, die volle Steuern hätten zahlen müssen.
Die Deutsche Bank Israel erwirtschaftete laut Bloomberg im Jahr 2015 bei einem Umsatz von 9 Millionen Euro einen Vorsteuergewinn von 5 Millionen Euro. Die Bank beschäftigte zum Ende 2015 in Israel 11 Mitarbeiter.
Für die Bank sind die jüngsten Nachrichten ein Rückschlag, schließlich hat Vorstandschef John Cryan angekündigt, dubiose Geschäfte gehörten der Vergangenheit an. Erst im vergangenen Monat hatte das Institut zwei große Rechtsstreitigkeiten mit Vergleichen in wesentlichen Teilen abgeräumt.
Erst am Wochenende hatte die Deutsche Bank viel Geld in die Hand genommen und Anzeigen in großen deutschen Tageszeitungen geschaltet. Darin entschuldigte sich der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, John Cryan, bei den Kunden für die Skandale der vergangenen Jahre und beteuerte, dass nun alles anders werden solle: «Seit ich vor anderthalb Jahren Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank wurde, mussten wir insgesamt rund fünf Milliarden Euro für Rechtsfälle aufwenden, deren Ursachen zum großen Teil viele Jahre zurückliegen», schrieb Bankchef John Cryan am Wochenende darin.
Diese Altlasten hätten die Bank nicht nur viel Geld, sondern auch Reputation und Vertrauen gekostet. «Wir möchten uns dafür entschuldigen. Es wurden schwerwiegende Fehler gemacht», heißt es in der Erklärung, die Cryan auch zur Bilanzvorlage am Donnerstag gegeben hatte. Noch gebe es weitere Verfahren, die ihre Ergebnisse belasten werden, aber das Geldhaus habe «wesentliche Rechtsfälle abgeschlossen».
Der radikale Konzernumbau und der Abbau teurer Altlasten hatte bei der Deutschen Bank im zweiten Jahr in Folge für rote Zahlen gesorgt: Unterm Strich verlor die Bank 2016 annähernd 1,4 Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor hatte sie ein Rekordminus von 6,8 Milliarden Euro gemeldet.
Die Deutsche Bank finanziert unter anderem das gemeinnützige Unternehmen Correctiv. Dieses fuhr im vergangenen Jahr eine massive Kampagne gegen die Sparkassen. Eine Anfrage der Deutschen Wirtschafts Nachrichten bei Correctiv, ob die "Spende" der Deutschen Bank in Zusammenhang mit der Sparkassen-Kampagne steht, blieb unbeantwortet. Correctiv wurde von Facebook beauftragt, Nachrichten als "Fake News" zu labeln, wenn Nachrichten von Nutzern gemeldet werden.
Im Fall der Deutschen Bank Israel dürfte Correctiv nicht allzu viel zu tun haben: In Deutschland war auf Google News bis zum Dienstag Nachmittag (16.20Uhr) neben den DWN nur zwei deutschsprachige Berichte zu finden, nämlich im Manager Magazin und beim Spiegel.