Politik

Fusion von Deutscher Börse und LSE auf der Kippe

Lesezeit: 2 min
27.02.2017 00:21
Die Fusion zwischen der Deutschen Börse und der London Stock Exchange steht auf der Kippe. Der Brexit scheint das Umfeld grundsätzlich verändert zu haben.
Fusion von Deutscher Börse und LSE auf der Kippe

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die geplante Fusion von Deutscher Börse und der London Stock Exchange (LSE) ist in ernsthafter Gefahr. Die LSE teilte am Sonntagabend mit, dass die EU-Kommission von ihr den Verkauf weiterer Geschäftsbereiche gefordert habe, um grünes Licht für den gut 25 Milliarden Euro schweren Zusammenschluss zu geben. Das Unternehmen sei dazu jedoch nicht innerhalb der von der EU gesetzten Frist in der Lage. "Basierend auf der aktuellen Position der Kommission geht die LSE davon aus, dass es unwahrscheinlich ist, dass die Kommission die Fusion genehmigen wird." Von der Deutschen Börse war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Es geht um das italienische Clearinghaus MTS. Die LSE ist zwar im Prinzip bereits zu verkaufen, jedoch nicht unter dem von der EU aufgebauten Zeitdruck.

In der Stellungnahme teilt die LSE mit, dass sie die Fusion mit der Deutschen Börse unverändert für sinnvoll hält.

Nach dem Brexit haben sich jedoch auf beiden Seiten die Gegner des Mergers formiert: Die Franzosen wollen keine enge Verflechtung zwischen Frankfurt und London. In Großbritannien gibt es Stimmen, die der Meinung sind, dass die LSE als unabhängiger Player eine bessere Rolle im globalen Handel spielen könnte.

Damit würde der fünfte Versuch scheitern, beide Unternehmen zu verschmelzen. Zwei mal waren Sondierungsgespräche bereits beendet worden, bevor sie öffentlich bekanntwurden. Die Deutsche Börse wurde von der LSE-Entscheidung Insidern zufolge überrascht. "Damit ist das Ding wahrscheinlich gegessen", sagte eine mit der Fusion vertraute Person.

Beide Unternehmen hatten vor einem Jahr nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters bestätigt, dass sie über einen Zusammenschluss verhandeln. Damit wollten sie einen europäischen Champion schaffen, der den großen US-Rivalen CME und ICE das Wasser reichen kann. In Deutschland gab es jedoch von Anfang an Kritik an dem Deal, weil die Holdinggesellschaft der Mega-Börse in London angesiedelt werden sollte. Nach dem Brexit-Votum nahm der Gegenwind für beide Unternehmen zu. Das Land Hessen machte deutlich, dass der Holdingsitz nun von London nach Frankfurt verlagert werden müsse. Die hessische Börsenaufsicht hätte nach der EU ebenfalls noch grünes Licht für den Deal geben müssen.

Dass der Zusammenschluss nun vermutlich schon am Veto aus Brüssel scheitert, kommt für viele Experten überraschend. Die LSE hatte bereits vor einiger Zeit angeboten, ihr Abwicklungshaus Clearnet SA im Falle einer Fusion für 510 Millionen Euro an die in Paris beheimatete Mehrländerbörse Euronext zu verkaufen. Die EU teilte der LSE nach einer Befragung von Marktteilnehmern kürzlich zwar mit, dass der Verkauf von Clearnet nicht ausreicht und forderte weitere Zugeständnisse. In Frankfurt und Brüssel waren viele mit der Fusion vertraute Personen jedoch davon ausgegangen, dass die LSE dazu bereit sei.

Die EU-Kommission habe die LSE aufgefordert, ihre Mehrheitsbeteiligung an der italienischen Handelsplattform MTS aufzugeben, die im Geschäft mit europäischen Staatsanleihen und anderen Bonds aktiv ist, wie die Londoner mitteilten. MTS für sich trage zwar nicht wesentlich zu den Erträgen der LSE bei, das gesamte italienische Geschäft aber sehr wohl. Zudem habe die LSE große Zweifel, dass die Behörden in Italien einen MTS-Verkauf genehmigen würden. "Die LSE-Spitze ist davon überzeugt, dass ein solches Zugeständnis das wichtige Verhältnis mit den Behörden und das Geschäft in Italien und der gesamten Gruppe beschädigen würde." Deshalb werde die Londoner Börse die Frist der EU-Kommission zur Einreichung weiter Zugeständnisse am Montag verstreichen lassen und keinen MTS-Verkauf anbieten.

Die Deutsche Börse bestätigte in einer Mitteilung die Entscheidung der LSE, MTS nicht zu verkaufen. Die Fusionspartner würden nun abwarten, wie die EU-Kommission die Situation bewerte. Mit einer Entscheidung sei bis Ende März zu rechnen. Die EU-Kommission äußerte sich zunächst nicht.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Immobilien
Immobilien Immoscout: Vorsichtige positive Signale auf dem Immobilienmarkt
19.03.2024

Stark ansteigende Kreditzinsen und Baukosten haben den Kauf eines Eigenheims für viele in den vergangenen Jahren unerschwinglich gemacht....

DWN
Finanzen
Finanzen Fundamentale Aktienanalyse - so bewertet man Wertpapiere richtig
18.03.2024

Die fundamentale Aktienanalyse ist ein unverzichtbares Instrument für jeden Investor, der Wertpapiere nicht nur verstehen, sondern auch...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Umfrage: Sehr viele Deutsche sorgen sich vor weiteren Energiepreissprüngen
18.03.2024

Die Menschen in Deutschland haben einer Umfrage zufolge Sorgen vor weiteren Energiesprüngen und allgemeinen Preissteigerungen - trotz der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Airbus-Jubiläum: 50 Jahre Linienflüge im Airbus - Boeing hat Wettkampf quasi verloren
18.03.2024

Kein Hersteller baut so gute und so viele Flugzeuge wie Airbus. Eine Erfolgsgeschichte, an die sich Frankreich und Deutschland gerade in...

DWN
Finanzen
Finanzen Bankenaufsicht: Mehrzahl der Geldinstitute kann kräftigen Gegenwind überstehen
18.03.2024

In Deutschland und Europa ist das Gros der Geldhäuser gut kapitalisiert. Die Krise an den Märkten für Büro- und Handelsimmobilien...

DWN
Technologie
Technologie Verhandelt Apple mit Google über KI-Technologie?
18.03.2024

Gibt es bald Googles KI auf Apples iPhones? Laut gut informierten Kreisen verhandelt Apple angeblich mit Google über die Integration von...

DWN
Panorama
Panorama ifo-Institut und EconPol Europe: Wirtschaftsforscher fordern mehr Energie-Zusammenarbeit in Europa
18.03.2024

Wirtschaftswissenschaftler appellieren an die EU, im Zusammenhang mit ihrer Energiepolitik aus der aktuellen Energiekrise zu lernen und mit...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeiten ohne Grenzen: Was beim Homeoffice im Ausland zu beachten ist
18.03.2024

Arbeiten über Grenzen hinweg: Ein Trend, der immer beliebter wird - und große Chancen bietet, wenn Sie steuer- und...