Die Tageszeitung Sun berichtet, sei der US-Amerikaner William Ury von der Regierung eingeladen worden, um die Beamten der für den Brexit zuständigen Behörde zu schulen. Ury spielte eine zentrale Rolle beim Zustandekommen des Friedensvertrages zwischen der kolumbischen Regierung und den Farc-Rebellen. Ury ist Begründer eines Verhandlungs-Programms der Harvard University.
Von der Sun wird Ury als Experte für „feindliche und emotionale Konflikte“ beschrieben. Er sei gut darin, „die Aggression der Gegenseite gegen diese selbst zu verwenden.“ Eine Quelle berichtet: „Es ist erstaunlich, weil die Verhandlungen noch gar nicht begonnen haben. Schon jetzt scheint die Regierung zu allem entschlossen zu sein, weil sie einen Experte für Kriegs-Verhandlungen hinzuzieht.“ Offiziell heißt es, dass Ury nicht direkt von der Regierung bezahlt werde.
Die Regierung bestätigte dem Daily Telegraph, dass erste Gespräche mit Ury stattgefunden hätten.
Die Briten wollen sich nach den jüngsten abfälligen Äußerungen von EU-Präsident Jean-Claude Juncker offenbar wappnen, falls die Verhandlungen eskalieren. Juncker hatte am vergangenen Freitag in Florenz eine Rede ostentativ in Französisch gehalten und gesagt: "Langsam aber sicher verliert Englisch an Bedeutung in Europa."
Vergangene Woche wurde bekannt, dass ein Treffen von Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker mit May beinahe eskaliert sein soll. Daraufhin sprach die Kommission plötzlich von finanziellen Forderungen gegenüber London in Höhe von 100 Milliarden Euro – bislang standen immer rund 60 Milliarden Euro im Raum. Juncker sagte zudem, dass die Bedeutung der englischen Sprache in Zukunft in Europa abnehmen werde – ebenfalls ein Seitenhieb gegen May. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel verschärfte den Ton. Sie sagte, dass sich die britischen Verhandlungsführer noch immer „Illusionen“ hingegeben würden.
Allerdings hat der Leak mittlerweile zu Differenzen in der EU selbst geführt: Bundeskanzlerin Angela Merkel und EU-Präsident Donald Tusk kritisierten Juncker für das Durchstechen.
Juncker selbst blies am Montag zum Rückzug. "Unabhängig von der Zuordnung der Teilnehmer an diesem Abendessen (...), ist die Tatsache, dass aus diesem Gespräch berichtet wurde, ein schwerwiegender Fehler", sagte Juncker am Montagabend laut Reuters auf einer Veranstaltung in Bonn. Auf die Frage, ob er an diesem Fehler beteiligt gewesen sei, antwortete Juncker: "Ich bin in Sachen Selbstkritik sehr begabt, aber diese möchte ich mir nicht aufhalsen."
Namen nannte er nicht. In britischen und deutschen Medien wurde spekuliert, dass Junckers selbstbewusster Kabinettschef Martin Selmayr die Informationen weitergegeben hat. Ob sich Selmayr von Junckers Schelte angesprochen fühlt ist unbekannt.
Ebenfalls unbekannt ist, ob die EU-Kommission für ihre internen Unstimmigkeiten einen Mediator, gegebenenfalls mit Bürgerkriegserfahrung, anheuern wird.