Finanzen

Zinswende der Zentralbanken kann Crash an den Märkten auslösen

Der Rückzug der Zentralbanken aus der expansiven Geldpolitik birgt große Risiken für die Märkte. (Artikel nur für Abonnenten zugänglich).
08.05.2017 02:09
Lesezeit: 2 min

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Der sich abzeichnende Ausstieg großer Zentralbanken aus der ultraexpansiven Geldpolitik kann zur erheblichen Gefahr für die Finanzmärkte werden, berichtet Bloomberg. Insbesondere der Rückzug der US-Zentralbank Federal Reserve (Fed), der Europäischen Zentralbank (EZB) und der japanischen Zentralbank aus den Anleihekauf-Programmen könnte dazu führen, dass die Renditen an den Anleihemärkten – und damit die Finanzierungskosten für die Staaten – stark steigen. Es sei zudem möglich, dass auch andere Sektoren des Finanzsystems wie die Aktienmärkte und die Devisenmärkte ohne die finanzielle Unterstützung der Notenbanken in Schwierigkeiten geraten, schreibt Bloomberg.

Die drei Zentralbanken haben ihre Bilanz seit der Finanzkrise von 2008 aufgebläht, um die hohe Unsicherheit an den Märkten mit einer Schwemme billigen oder kostenlosen Zentralbankgeldes zurückzudrängen. Die Fed hatte im Jahr 2008 eine Bilanzsumme von etwa 900 Milliarden Dollar, derzeit beträgt diese etwa 4,5 Billionen Dollar. Die Bank of Japan verzeichnete im selben Zeitraum einen Anstieg von 107 Billionen Yen auf aktuell etwa 490 Billionen Yen. Die EZB hat ihre Bilanz von 2 Billionen Euro auf jetzt 4,1 Billionen Euro mehr als verdoppelt.

Der größte und wichtigste Teil der Geldschwemme entfiel auf die Anleihekauf-Programme. Dabei kauften die Zentralbanken den Geschäftsbanken Staatsanleihen ab und bezahlten diese mit aus dem Nichts geschaffenem Geld. Die Geschäftsbanken hatten nun mehr Geld für Investitionen zur Verfügung, welches sie allerdings in den meisten Fällen zur Spekulation – etwa an den Aktienmärkten – verwendeten statt die Wirtschaft mit Krediten zu versorgen. Da die Zentralbanken als allmächtige Käufer von Staatsanleihen in Erscheinung traten, sanken die Renditen der Papiere deutlich, die das Risiko eines Zahlungsausfalls des betreffenden Landes wiederspiegelt. Die sinkenden Renditen wiederum führten dazu, dass die Staaten günstiger neue Schulden aufnehmen konnten. Im Gegenzug stiegen die Kurse der Anleihen und es setzte ein Boom im Markt ein.

Die Federal Reserve hatte nun kürzlich angekündigt, ihre Gewinne aus fällig gewordenen Staatsanleihen nicht mehr in neue Papiere der USA zu reinvestieren, was zu einer Verkürzung der Bilanz führt. Anleihen im Umfang von 426 Milliarden Dollar werden im Jahr 2018 bei der Fed fällig und noch einmal etwa 357 Milliarden im Jahr darauf. Da diese Erlöse wie angekündigt zumindest in großen Teilen nicht refinanziert werden, muss der Markt für US-Anleihen Wege finden, um das zusätzliche Angebot zu absorbieren. „Sie wissen, was man über das Bergsteigen sagt? Der Abstieg ist immer schwieriger als der Aufstieg. Das Schrumpfen der Bilanz stellt den Abstieg dar“, wird ein Repräsentant des Londoner Hedgefonds Eurizon SLJ Capital Ltd. Von Bloomberg zitiert.

Die Bilanz der japanischen Zentralbank dürfte noch eine Weile ausgebaut werden, solange das angestrebte Inflationsziel von 2 Prozent nicht erreicht ist. Die Bilanz der EZB wird noch mindestens bis zum Jahresende wachsen, weil bis dahin das Anleihekauf-Programm läuft. Beobachter erwarten allerdings, dass sich die potentiell negativen Wirkungen der Bilanzverkürzungen mehrerer Zentralbanken gegenseitig verstärken. Dies gelte bereits, falls die EZB ihre Käufe lediglich zurückfährt. „Ein Zurückfahren der Wertpapierkäufe der EZB könnte außerhalb Europas zu sekundären Effekten führen und zeigt einmal mehr, welche unbeabsichtigten Auswirkungen eine unorthodoxe Geldpolitik haben kann. Europäische Investoren zogen ihr Geld vor Jahren schnell ab, um den durch die EZB verursachten Negativzinsen zu entkommen und das meiste davon wurde in US-amerikanischen Staatsanleihen investiert. Die könnte bedeuten, dass der amerikanische Staatsanleihenmarkt in den kommenden Jahren doppelt durch die Bilanzverkürzungen der Fed und der EZB geschwächt wird“, kommentiert Bloomberg.

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