Bereits nach Einsetzung der Sanktionen hatten einige Beobachter aus Russland die Hoffnung geäußert, dass die gegenseitigen Handelsverbote und der sinkende Kurs der Landeswährung Rubel die Exportwirtschaft stärken und die Entwicklung heimischer landwirtschaftlicher Produktionsstrukturen fördern wird.
Russland war im vergangenen Jahr mit etwa 34 Millionen Tonnen zum weltgrößten Lieferanten von Getreide aufgestiegen. Die Gesamtproduktion stieg auf rekordhohe 119 Millionen Tonnen. Die FT weist darauf hin, dass das Land vor 15 Jahren noch ein Netto-Importeur von Getreide war. Kürzlich lieferte der erste russische Zug Getreide über den Landweg in den Milliardenmarkt China – ein Zeichen dafür, dass Moskau die wirtschaftliche Integration mit China weiter vorantreibt, nachdem die Märkte in Europa und den USA weggebrochen waren.
Russland hat bereits bedeutende Fortschritte beim Bestreben gemacht, autarker zu werden. So wurden alle Einfuhren von Hühner- und Schweinefleisch durch heimische Produktion ersetzt. Die Ernte aus der Gemüsezucht in Gewächshäusern wurde zwischen 2015 und 2016 um fast ein Drittel gesteigert. Der Agrarsektor hat die Rüstungsindustrie inzwischen als zweitwichtigsten Wirtschaftszweig abgelöst. An der Spitze steht weiterhin die Öl- und Gasindustrie.
„Die aufregendsten Chancen liegen in Asien, wo Russland über fruchtbare Landstriche an der Grenze zu Chin verfügt. Dort herrschen gute klimatische und Bodenbedingungen – auf den gleichen Breitengraden wie die großen Getreideanbauflächen in den USA – für den Anbau von Sojabohnen. Die Nahrungsmittelexporte nach China stecken noch in den Kinderschuhen und eine Entwicklung des Sektors könnte Jahre oder Jahrzehnte dauern. Doch selbst dann zeigt Russlands Agrar-Boom – trotz der Sanktionen und des schlechten Verhältnisses zwischen dem Westen und Russland – dass es große Chancen im russischen Markt gibt“, schreibt die FT.