Die "Dieselgate"-Ermittlungen bei Daimler haben auch den Zulieferer Bosch wieder ins Visier der Justiz gerückt. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Stuttgart sagte am Freitag: "Es gibt zwei Ermittlungsverfahren gegen Bosch." Neben dem seit Ende 2015 laufenden Verfahren wegen einer möglichen Verstrickung in den Abgasskandal bei Volkswagen gebe es ein weiteres "wegen möglicher Beihilfe zum Betrug wegen Daimler". Das Verfahren, das "erst seit einigen Wochen" laufe, richte sich gegen Unbekannt. Ein Bosch-Sprecher sagte, das Unternehmen "unterstützt laufende Ermittlungen und kooperiert uneingeschränkt mit den zuständigen Behörden". Zu Einzelheiten äußere sich Bosch nicht.
Die Staatsanwaltschaft Stuttgart war am Dienstag laut Reuters bei Daimler an mehreren Standorten bundesweit zur Razzia angerückt. Der Stuttgarter Autobauer war im Schlepptau des VW-Dieselskandals in das Visier von Ermittlern in den USA und Deutschland geraten. VW hatte im September 2015 zugegeben, bei elf Millionen Pkw weltweit die Abgasnachbehandlung manipuliert zu haben. Mit einer Abschalteinrichtung wurde der Ausstoß gesundheitsschädlichen Stickoxids nur auf dem Prüfstand unter den Grenzwert gebracht, auf der Straße lag er ein Vielfaches höher. Seither wird gestritten, ob die auch bei vielen anderen Automarken festgestellte Abweichung zwischen Prüfstand und Alltagsbetrieb rein technisch bedingt und gesetzeskonform ist oder auf illegale Manipulation hinweist.
Bosch entwickelt Software für die Motorsteuerung und zählt als weltgrößter Zulieferer alle großen Autobauer zu seinen Abnehmern. Der US-Rechtsanwalt Steve Berman, der Autobesitzer in den Vereinigten Staaten vertritt, sagte dem "Spiegel": "Aus unserer Sicht war Bosch ein williger Teilnehmer in dem Skandal." Fast alle manipulierten Autos hätten eines gemeinsam: "Sie waren mit Software ausgerüstet, die Bosch entwickelt hat." Der Anwalt reichte dem Magazin zufolge am Donnerstag in Detroit eine Sammelklage gegen den US-Autobauer GM ein, in der Bosch ebenfalls als Beschuldigter aufgeführt wird.