Finanzen

USA wollen Weltmarkt für Flüssig-Gas dominieren

Die USA expandieren auf dem globalen Markt für Erdgas. Europa spielt bei dieser Strategie eine entscheidende Rolle.
04.07.2017 19:11
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Bis zum Jahr 2035 könnten die USA noch vor Katar und Australien zum weltweit größten Lieferanten von verflüssigtem Erdgas (LNG-Gas) aufsteigen. Das sagen zumindest die Chefs des kanadischen Energie-Riesen Enbridge und des kanadischen LNG-Lieferers Tellurian, berichtet Bloomberg. Die USA produzieren bereits jährlich 70 Millionen Tonnen an LNG. Australien produziert 87 Millionen Tonnen pro Jahr und Katar 82 Millionen Tonnen pro Jahr. Der weltweite Bedarf an LNG wird in den kommenden fünf Jahren wahrscheinlich um etwa 20 Millionen Tonnen steigen. Tellurian-Chefin Meg Gentle ist der Ansicht, dass die USA künftig das günstigste LNG-Gas bereitstellen werden.

Dadurch werden die USA die Möglichkeit haben, einen Großteil des weltweiten LNG-Markts für sich zu verbuchen, meint Gentle. Vor einem Jahrzehnt war die Gasproduktion in den USA noch rückläufig. Doch im vergangenen Jahr hat der US-Schiefergasproduzent Chenerie Energy erstmals damit begonnen, Gas nach Übersee zu versenden. Seither wurden mehrere Staaten von Mexiko über China bis zur Türkei mit US-Gas beliefert. „Der Energievorteil von Nordamerika reicht von einer einzigartigen Kombination aus Ressourcen, den modernsten Technologien, die bei der Förderung eingesetzt werden, und verfügbarem Kapital. Bis 2035 werden wir sehen, dass die USA den größten Teil des LNG-Markts ausmachen werden“, so der Enbridge-Chef Albert Monaco.

Nach Angaben der US-Energy Information Administration (EIA) ging der größte Anteil der US-amerikanischen LNG-Lieferungen nach Chile. Das Land hatte einen Anteil von 16 Prozent an den gesamten LNG-Exporten der USA. Der zweitwichtigste Exportmarkt war Mexiko mit 15 Prozent und Indien, Argentinien und China mit jeweils rund neun Prozent. Die USA exportierten insgesamt 187 Milliarden Kubikfuß (Bcf) in 18 Länder. Der Großteil des Exports erfolgte mit LNG-Schiffen. Nur eine geringe Menge wurde mit Lkw nach Mexiko und Kanada geliefert.

Aus einer aktuellen Aufstellung der EIA geht hervor, dass die USA im April 2017 Argentinien, Chile, Japan, Kuwait, Mexiko, Südkorea und die Vereinigten Arabischen Emirate mit LNG beliefert hatten. Auffällig ist, dass die LNG-Lieferungen nach China konstant verliefen, aber im März und April 2017 nichts mehr geliefert wurde.

Eine weitere Auffälligkeit besteht in der Preisgestaltung. Dort sind große Schwankungen zu beobachten. Die Preise ändern ich von Lieferung zu Lieferung. So musste Barbados von Januar bis April 2017 einen LNG-Preis von 10,40 Dollar pro Tausend Kubikfuß bezahlen. Die VAE mussten hingegen für ihren einzigen LNG-Import aus den USA im April 2017 nur 3,80 Dollar pro Tausend Kubikfuß zahlen. China zahlte im Januar 2017 4,70 Dollar und im Februar 2017 4,92 Dollar pro Tausend Kubikfuß. Kuwait zahlte im Februar 2017 5,50 Dollar, im März 2017 3,14 Dollar und im April 2017 4,19 Dollar pro Tausend Kubikfuß

Im Jahr 2016 war Katar mit einem LNG-Exportvolumen von 104,4 Millionen Kubikmeter der weltweit größte LNG-Exporteur. An zweiter Stelle stand Australien mit 56,8 Millionen Kubikmeter. Darauf folgten Malaysia mit 32,1 Millionen Kubikmeter, Nigeria mit 23,7 Millionen Kubikmeter, Indonesien mit 21,2 Millionen Kubikmeter, Algerien mit 15,9 Millionen Kubikmeter, Trinidad & Tobago mit 14,3 Millionen Kubikmeter und Russland mit 14 Millionen Kubikmeter, berichtet Statista.com.

Die größten LNG-Lieferanten sind nach Angaben von Prnewswire.com Anadarko, Chevron, Cheniere, Dominion Energy, Freeport Liquefaction LLC, NextDecade, Sempra Energy, Steward Energy, ExxonMobil (USA), BG Group (Großbritannien), Kitsault Energy, Steelhead Energy, Veresen, Woodfibre LNG (Kanada), Novatek, Gazprom, Rosneft (Russland), Petronas (Malaysia), NIOC (Iran), Woodseide Petroleum (Australien).

Offenbar ist es ein vorrangiges Ziel der US-amerikanischen LNG-Industrie, nach Europa zu exportieren, um den dort dominierenden russischen Anbietern wie Gazprom Marktanteile abzuringen. Der amerikanische Vorstoß im Energiesektor stößt insbesondere in Osteuropa auf Wohlwollen, welches seine Abhängigkeit von Russland verringern möchte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende umgekehrt: US-Firmen fliehen vor Trumps Klimapolitik – nach Europa
31.05.2025

Während Trump grüne Fördermittel in den USA kürzt, wendet sich die Clean-Tech-Branche von ihrer Heimat ab. Jetzt entstehen in Europa...

DWN
Politik
Politik Ärztepräsident warnt vor „Versorgungsnotstand“
31.05.2025

Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt vor Beeinträchtigungen im medizinischen Netz für Patienten, wenn nicht bald Reformen zu mehr...

DWN
Finanzen
Finanzen Gesetzliche Erbfolge: Wer erbt, wenn es kein Testament gibt
31.05.2025

Jeder kann selbst bestimmen, wer seine Erben sein sollen. Wer das allerdings nicht durch ein Testament oder einen Erbvertrag regelt und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Datensammeln ohne Richtung: Warum der falsche Analyst Ihrem Unternehmen schadet
31.05.2025

Viele Unternehmen sammeln Daten – doch ohne den richtigen Analysten bleiben sie blind. Wer falsche Experten einsetzt, riskiert...

DWN
Panorama
Panorama Umfrage: Vielen Bädern fehlt das Personal
31.05.2025

Viele Bäder in Deutschland haben laut einer Umfrage mit Personalengpässen zu kämpfen. So hatten 38 Prozent der befragten Hallen- und...

DWN
Finanzen
Finanzen Trump plant Milliardeninvestition in Bitcoin und andere Kryptowährungen
31.05.2025

Donald Trump will Bitcoin zur Staatsangelegenheit machen – mit Milliarden-Investitionen seiner Mediengruppe. Während der Markt jubelt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Monopol auf Seltene Erden wankt – doch der Westen zahlt den Preis
31.05.2025

China kontrolliert die Welt der Seltenen Erden – und lässt Konkurrenz nur zu ihren Bedingungen zu. Neue Minen entstehen, doch ihre...