Finanzen

JPMorgan nach Dimon-Wutrede beim Kauf von Bitcoin ertappt

Die Investmentbank JPMorgan kauft eifrig Bitcoin – obwohl ihr Chef Jamie Dimon die Kryptowährung als Betrug bezeichnet hat.
17.09.2017 22:50
Aktualisiert: 17.09.2017 22:50
Lesezeit: 2 min

Erst vor ein paar Tagen hat JPMorgan-Chef Jamie Dimon eine energische Abrechnung mit Krypotwährungen und Bitcoin geliefert und gesagt, er würde jeden seiner Mitarbeiter feuern, der mit Bitcoin handelt. Denn dies sei „gegen unsere Regeln und dumm“. Zudem bezeichnete er Bitcoin als einen „Betrug“, der schlimmer sei als die Tulpenzwiebel.

Doch offenbar handelt die Investment-Bank anders als ihr Chef spricht. Nur wenige Tage nach Jamie Dimons Urteil über Bitcoin ist seine Investmentbank beim Kauf von Bitcoin XBTE ertappt worden. Dies sind börsengehandelte Papiere, die den Bitcoin-Preis abbilden.

Wie aus Handelsdaten der schwedischen Nordnet Bank hervorgeht, kauften die beiden Firmen JP Morgan Securities und Morgan Stanley am Freitag Bitcoin-Papiere im Wert von rund 3 Millionen Euro. Auch Goldman Sachs und Barclays kauften an diesem Tag Bitcoin-Papiere.

Die drei Banken nutzten die Gelegenheit und kauften die Papiere relativ preiswert. Denn der Bitcoin-Kurs war infolge des harten Vorgehens der chinesischen Behörden gegen die Bitcoin-Börsen des Landes massiv eingebrochen.

Möglicherweise hatten sogar die eingangs zitierten vernichtenden Worte des JPMorgan-Chefs über Bitcoin einen Einfluss auf den unmittelbar darauf folgenden Kurseinbruch.

Selbst wenn JPMorgan nicht für sich selbst in die Bitcoin-Papiere investiert hat, sondern für seine Kunden, steht dies im Widerspruch zu den Worten von Jamie Dimon, Bitcoin sei „Betrug“ und eine Investition in die Kryptowährung sei „dumm“.

Die börsengehandelten Bitcoin-Papiere sind vor allem bei herkömmlichen Investoren und Vermögensverwaltern beliebt, die in Bitcoin investieren wollen, dabei aber den Umgang mit der Technologie selbst vermeiden wollen.

Börsengehandelte Bitcoin-Papiere werden unter anderem von der dänischen Saxo Bank angeboten, welche die Papiere „Bitcoin Tracker“ nennt. Sie bilden den Bitcoin-Preis in Euro oder in Dollar ab.

Wegen des Anstiegs des Bitcoin-Preises haben sich auch die Papiere zuletzt sehr gut entwickelt. Trotz des Kurssturzes der letzten Woche liegt der Preis für einen Bitcoin mit aktuell rund 3.200 Euro noch immer rund 240 Prozent höher als zu Jahresbeginn.

JPMorgan spekuliert aber nicht nur mit Bitcoin-Papieren, sondern investiert auch massiv in die dahinter stehende Blockchain-Technologie.

So hat die Investmentbank seit dem Jahr 2014 in den USA mehr als 175-mal erfolglos ein Patent für eine „Bitcoin-Alternative“ beantragt. Zudem arbeitet JPMorgan im Projekt „Quorum“ an einer auf Ethereum basierenden Blockchain.

Außerdem ist heute eine ganze Reihe früherer Mitarbeiter der Investmentbank im Bereich Blockchain und Bitcoin tätig. Der frühere JPMorgan-Rohstoffhändler Daniel Masters wollte schon im Jahr 2014 einen Bitcoin-Hedgefonds starten.

Und die frühere JPMorgan-Bankerin Blythe Masters gründete ihr eigenes Blockchain-Unternehmen Hyperledger. Die Investmentbankerin gilt als maßgebliche Erfinderin des Finanzderivats Credit Default Swap, einer Kreditausfallversicherung.

Ihr Unternehmen Hyperledger wird inzwischen von der Linux Foundation betrieben. Doch Blythe Masters ist noch immer stark in das Projekt involviert und sitzt im Verwaltungsrat des Unternehmens.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...