Politik

Bremer Landesbank: Die Fed sitzt in der Sackgasse

Lesezeit: 2 min
20.09.2017 11:33
Die US-Zentralbank Federal Reserve hat ernste Probleme, die angekündigte Normalisierung der Geldpolitik in die Wege zu leiten.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Bremer Landesbank analysiert die Gründe, warum die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) die von ihr angekündigten Leitzinserhöhungen nicht mehr kontinuierlich umsetzen kann:

Heute sind alle Augen auf die Fed gerichtet, die wichtigste Notenbank der Welt ist unter Zugzwang, nachdem man viele Voraussetzungen für die angekündigte Zinswende nicht wahrgenommen hat. Dieses Szenario beobachten wir seit 2014, als es die US-Notenbank versäumte, die Zügel nach Jahren der ultralockeren Geldpolitik wieder in die Hand zu nehmen. Nun da wir uns im Jahr 2017 auch schon wieder dem letzten Quartal annähern, erwartet die Finanzwelt nur noch wenig von der Notenbank. Zu viele Enttäuschungen haben dafür gesorgt, dass nur noch wenige dem positiven Ausblick (dot plots) der Notenbanker folgen.

Die Skepsis ist ausgeprägt, was sich auch daran äußert, dass die Rendite für 10-Jahres-Treasuries mit 2,24 Prozent immer noch sehr moderat ausfällt und keinesfalls mehr an die Story einer US-Zinswende geglaubt wird. Vielmehr backt der Markt kleine Erwartungsbrötchen und rechnet für den Zeitraum bis Ende 2018 nur noch mit einer Erhöhung um 0,25 Prozent – spannender wird heute Abend um 20.00 Uhr unserer Zeit die Frage lauten, wie die Fed die auf 4.500 Milliarden US-Dollar angeschwollene Bilanz wieder abschmelzen möchte. Am wahrscheinlichsten ist das Szenario, dass die fällige Anleihen in ihrem Portfolio einfach nicht mehr durch neue Käufe ersetzt und so für ein sukzessives Abschmelzen sorgt. Ob dieses äußerst maßvolle Vorgehen allerdings als Schritt mit der richtigen Geschwindigkeit interpretiert würde, ist fraglich.

In diesem Fall (90 Prozent-Szenario) bliebe es bei den bisherigen Bewegungen (EUR/USD-Obergrenze um 1,20 – Treasury Renditen 2,10-2,30 Prozent), sollte die Fed allerdings doch die Zügel anziehen und einen nachvollziehbaren Plan vorlegen, wie das Bilanzsheet schneller abgeschmolzen wird als oben beschrieben und/oder schon heute eine Zinserhöhung käme (10 Prozent-Szenario), könnte der US-Dollar wieder Potenzial entwickeln, um verloren gegangenes Terrain zurück zu erobern und wieder Kurs Richtung 1,1500 aufzubauen.

Die Datenlage unterfüttert, dass die wirtschaftliche Verfassung der USA keinen weiteren Zinsauftrieb verdauen wird. Die US-Leistungsbilanz fiel einmal mehr deutlich negativ aus. Im 2. Berichtsquartal lag das Minus bei 123,1 Milliarden US-Dollar, was die Schätzungen deutlich überschritt. Das Defizit nahm in dem Quartal substanziell um 9,6 Milliarden US-Dollar zu. In Prozentpunkten entspricht dies einer Größenordnung von 2,6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.

Die Anzeichen, dass die US-Inflation wieder leicht anzieht mehren sich. Importpreise legten im August um 0,6 Prozent zu – so stark wie zuletzt im Januar. Experten hatten mit einer Zahl von 0,5 Prozent kalkuliert. Besonders tat sich Benzin hervor, das sich um 4,2 Prozent verteuerte – erstmals seit Februar wieder. Die Hurrikansaison ist in den Zahlen noch nicht berücksichtigt.

In etwa auf dem Schnitt der zurückliegenden drei Monate sind die US-Neubaubeginne im August angesiedelt. Mit 1.180 Millionen Einheiten nach 1.190 Millionen Einheiten fielen die neuen Projekte um 0,8 Prozent geringer aus. Im Jahresvergleich ergibt sich eine Zunahme um 1,4 Prozent. Fertigstellungen gingen deutlich um über 10 Prozent zurück, was aber immer noch über der Zahl von August 2016 liegt.

Die Zahl der Baugenehmigungen stiegen gegenüber Juli um 5,7 Prozent und gegenüber dem Vorjahr um 8,3 Prozent. Genehmigungen für Einfamilienhäuser legten im Jahresvergleich um 7,7 Prozent zu, für Mehrfamilienhäuser mit 2-4 Einheiten tendieren unverändert. Einheiten mit 5 oder mehr Einheiten entwickelten sich am dynamischsten und lagen über 10 Prozent höher als im Vorjahr.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindergeld beantragen: Tipps und wichtige Infos für 2025
22.12.2024

Wussten Sie, dass Sie Kindergeld bis zu sechs Monate rückwirkend erhalten können? Dies gilt sowohl für Ihr erstes Kind als auch für...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Märchen vorbei? Steht Deutschlands Automobilindustrie vor dem Aus?
22.12.2024

Volkswagen in der Krise, Mercedes, BMW & Co. unter Druck – und hunderttausende Jobs stehen auf dem Spiel. Wie kann der Kampf um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Credit Suisse-Debakel: Ausschuss sieht Schuld bei Bank
22.12.2024

Die Nervosität an den Finanzmärkten war im Frühjahr 2023 groß - drohte eine internationale Bankenkrise? Für den Schweizer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Volkswagen-Deal: Worauf sich VW und die IG Metall geeinigt haben
22.12.2024

Stellenabbau ja, Werksschließungen nein: Mehr als 70 Stunden lang stritten Volkswagen und die IG Metall um die Sparmaßnahmen des...

DWN
Technologie
Technologie Webasto-Geschäftsführung: „Der Einsatz von KI ist eine strategische Notwendigkeit“
22.12.2024

Angesichts des wachsenden Drucks durch die Transformation hin zur Elektromobilität und steigender Kosten in der Branche sprechen Markus...

DWN
Panorama
Panorama Vollgas in die Hölle: Arzt gab sich als Islamkritiker und Musk-Fan - wirr, widersprüchlich!
21.12.2024

Er galt bei den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Kritiker des Islams. Er kämpfte für Frauenrechte und...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...