Finanzen

Zustand der IT-Infrastruktur belastet deutsche Unternehmen

Deutschlands digitale Infrastruktur ist schwach ausgebaut. Die Defizite sind auf internationaler Ebene ein schwerer Wettbewerbsnachteil.
29.10.2017 18:12
Lesezeit: 2 min

Die Bundesregierung möchte bis zum Jahr 2018 in Deutschland einen flächendeckenden Breitbandanschluss mit 50 Megabit pro Sekunde installieren. Mittlerweile ist sogar von Gigabitgeschwindigkeiten die Rede. Etwa forderte der Verband eco jüngst, bis 2025 die Gigabitgesellschaft zu verwirklichen und Unternehmen direkt an Glasfasernetze anzubinden. Damit soll der Standort Deutschland für den internationalen Wettbewerb fitgemacht werden. Ähnlich äußern sich die Autoren einer Studie der WIK-Consult für die Deutsche Industrie- und Handelskammer. Den Ankündigungen folgen jedoch noch keine Taten.

Mit Blick auf die digitale Infrastruktur schneidet Deutschland im internationalen Vergleich schlecht ab. In einer Rangliste des Weltwirtschaftsforums belegt das Land Platz 42 in punkto Bandbreite von Internetanschlüssen. Die OECD schreibt in ihrem Digital Economic Outlook 2017, dass der Anteil an fest installierten Glasfasernetzen in Deutschland weniger als 2 Prozent beträgt. Länder wie Korea und Japan führen die Statistik mit jeweils rund 75 Prozent an. „Deutschland muss beim Glasfaserausbau dringend aufholen“, sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer.

Im Bereich Digitalisierung schneidet Deutschland auch im Innovationsindikator 2017 schlecht ab. Den Indikator hat das Fraunhofer ISI gemeinsam mit ZEW und dem BDI erstellt. Zur digitalen Infrastruktur heißt es in der Fraunhofer-Studie, dass ein flächendeckender Glasfaserausbau geschätzte Investitionen in Höhe von 100 Milliarden Euro erfordere. Der schwache Ausbau gilt als schwerer Wettbewerbsnachteil für Deutschland. Denn eine schnelle Internetanbindung zählt zu den Voraussetzungen für digitale Geschäftsmodelle. Auch für die stark wachsenden Cloud-Dienstleistungen sind schnelle Verbindungen notwendig.

Ein Beispiel für digitale Geschäftsmodelle sind laut Fraunhofer-Studie sogenannte Smart Services, die verschiedene Anwendungen vernetzen. Unter anderem könnte eine intelligente Energiesteuerung zu Einsparungen führen. „Ein Muss für Digitalisierung und Industrie 4.0 ist, den Breitbandausbau voranzutreiben“, sagt Dieter Kempf, Präsident vom BDI. Kommt dieser Ausbau nicht, werde Deutschland im internationalen Wettbewerb künftig zurückfallen.

Ein großes Problem sind die starken regionalen Unterschiede. Einer Studie des Verbraucherportals Verivox zufolge ist das Internet im Westen Deutschlands beispielsweise generell schneller als im Osten. Außerdem sind die Netze in Städten besser als auf dem Land. Auf solche unterversorgten Gebiete richtet die DIHK das Augenmerk. Gerade im ländlichen Raum gebe es viele kleine und mittelständische Unternehmen, welche die mittelständische Basis der deutschen Wirtschaft ausmachen. Diese sollen mit digitalen Trends schritthalten können. Als Lösungsansätze schlagen die Autoren unter anderem vor, Finanzinvestoren miteinzubeziehen, Kooperationsmodelle zwischen Marktteilnehmern aufzubauen, zeitliche befristete Lizenzen auszugeben sowie Breitband-Voucher für einzelne Betriebe einzuführen.

„Auch auf dem Land brauchen unsere Weltmarktführer – von heute und von morgen – Anschluss an die digitalisierte Weltwirtschaft“, so DIHK-Präsident Schweitzer. Der Verband fordert, dass die Bundesregierung gezielt Regionen mit Geldern fördert, die vom Markt unzureichend erschlossen würden. Der strategische Überbau geförderter Gebiete behindert laut DIHK-Studie den Ausbau in unterversorgten Regionen. Auch andere Branchenverbände sehen die Bundesregierung in der Pflicht. „Die nächste Bundesregierung muss [deshalb] die gute wirtschaftliche Lage nutzen und in ein industrietaugliches Breitbandnetz investieren“, sagt Ralph Wiechers, VDMA-Chefvolkswirt.

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